Wenn die Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen vor dem anstehenden Derby am Sonntag an das Hinspiel denken, schwingen vornehmlich gemischte Gefühle mit. Rein sportlich war das Duell an der Hafenstraße eines der größten Highlights der letzten Jahre. Über 10.000 Zuschauer sahen ein dramatisches 4:4-Remis zwischen den beiden Traditionsvereinen. Was sich jedoch abseits des sportlichen Geschehens ereignete, war alles andere als erfreulich.
Einige unrühmliche Vorfälle hatten den hervorragenden Eindruck merklich getrübt. Wenige Tage vor der Partie kam es zu handfesten Auseinandersetzungen zwischen beiden Fanlagern. Auch einige Wochen danach trafen mehrere Unbekannte gewaltsam aufeinander. Während des Spiels flogen Feuerwerkskörper aus dem Gästeblock in Richtung der Essener Fans. Als Folge dessen wurde RWO zur Kasse gebeten.
Um derart unschöne Vorfälle beim Rückspiel am kommenden Sonntag zu vermeiden, haben sich die Vereinsvertreter nun eine besondere Maßnahme einfallen lassen.
"Das Hinspiel war atemlos, wie Helene Fischer singen würde"
RWO-Sicherheitschef Thorsten Binder traf sich mit dem ehemaligen RWE-Profi und heutigen Geschäftsstellen-Mitarbeiter Stefan Lorenz auf der Ripshorster Brücke zu einem Kaffeekränzchen der besonderen Art. Mitten auf dem Grenzübergang zwischen Essen und Oberhausen nahmen die Funktionäre trotz Nebels und frostiger Temperaturen auf einem kurzerhand vorbereiteten Tisch Platz, um bei Kaffee und Kuchen über das anstehende Derby zu plaudern. Der ungewöhnliche Anblick sorgte auch bei dem einen oder anderen passierenden Autofahrer für irritierte Blicke. Da die Oberhausener am Sonntag Heimrecht haben, musste RWE-Urgestein Lorenz seinen Kaffee aus einer RWO-Tasse trinken. „Da musst du jetzt durch“, bemerkte Binder.
Dass sich die Vereinsvertreter vor den direkten Duellen austauschen, hat Tradition. Ein Date auf einer Brücke hat es bis dato noch nicht gegeben. Dahinter steckt eine unmissverständliche Absicht – ein Zeichen gegen Gewalt an die Anhänger. „Wir sind hier direkt auf der Grenze der beiden Städte unterwegs. Deshalb sind wir hier, weil es etwas Spezielles ist – auch bei Nebel und fünf Grad“, erklärt Binder und fügt hinzu: „Das Hinspiel war atemlos, wie Helene Fischer singen würde. So soll es dieses Mal auch sein. Bloß drumherum muss es nicht atemlos werden, das brauchen wir alle nicht.“
Derby soll Derby bleiben
So sieht es auch Lorenz, der zu seiner aktiven Zeit mehrere Derbys bestritten hat. „Der Fokus muss auf dem Platz liegen. Gewalt und Ausschreitungen wollen wir nicht. Es sollte ruhig bleiben und gute Stimmung herrschen, das Derby ein Derby bleiben.“
Über den sportlichen Ausgang herrscht Einigkeit. Beide Vereine müssen das Spiel gewinnen, „egal wie“, erklärten Lorenz und Binder. Denn der Aufstieg in die 3. Liga ist über kurz oder lang das große Ziel der Rivalen. Demnach soll das nächste Kaffeekränzchen auf der Ripshorster Brücke erst in zwei Jahren stattfinden. RWO-Pressesprecher Fabian Weitkämper schloss ein früheres Treffen jedoch nicht aus. „Wenn Wolfsburg II oder Gladbach II aufsteigen, was wir im Revier nicht hoffen, sehen wir uns schon nächstes Jahr wieder.“



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