Dessen Berater Manu Kremers hat bereits einmal mit Bochums Sportvorstand Christian Hochstätter in Sachen Vertragsverlängerung zusammengesessen. Die Zeichen stehen für den VfL nicht schlecht, denn Gündüz fühlt sich an der Castroper Straße wohler denn je.
Deshalb überrascht seine Aussage auch nicht wirklich: „Ich kann mir gut vorstellen, nicht nur für ein Jahr in Bochum zu verlängern.“ Mit einem strahlenden Lächeln fügt er hinzu: „Es spricht nichts dagegen, denn ich habe jetzt einen Trainer, der auf mich baut.“ Dabei hing die Karriere des Eigengewächses schon am seidenen Faden und drohte zu enden, bevor sie überhaupt so richtig begonnen hatte.
Kaum hatte der damals 17-Jährige einen Profivertrag unterzeichnet, zog sich das Talent im August 2011 einen Muskelbündelriss zu. Doch damit nicht genug: Ein halbes Jahr später riss das Kreuzband, genauer gesagt am 7. Januar 2012, und gut zwölf Monate später, am 7. Februar 2013, zog er sich wiederum einen Kreuzbandriss zu. Fast war der offensive Dribbler schon in Vergessenheit geraten, ehe er am ersten Spieltag dieser Spielzeit zu seinem ersten Profieinsatz kam.
Verbeek setzt auf Gündüz
Spätestens seit Gertjan Verbeek das Kommando am rewirpowerSTADION übernommen hat, ist die Zeit des mittlerweile 20-Jährigen scheinbar gekommen. Vier Spiele im neuen Jahr, viermal in der Startformation, gegen Union Berlin gelang ihm sein erstes Profitor. Der Youngster ist auf dem Weg zum Publikumsliebling: „Ich fühle mich topfit, bin gesund und gebe weiter Vollgas.“
Des einen Freud, des anderen Leid – Gündüz‘ Chance kam auch deshalb, weil Michael Gregoritsch und Yusuke Tasaka verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen. Doch der Außenbahnspieler hat sich von allem freigemacht, ist mit seinem Tempo-Fußball eine feste Größe. Dass er die beiden Termine seiner Kreuzbandrisse noch immer exakt im Gedächtnis hat, macht ihn nicht ängstlich: „Was passiert ist, ist passiert. Das ist Vergangenheit.“
Dass Gündüz mit 20 Jahren noch die Abgeklärtheit fehlt, dass er zuweilen überhastet agiert, sei ihm verziehen. In seinem ersten Profijahr ist er mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs und wird immer selbstbewusster, aber auch selbstständiger. Obwohl er ein Familienmensch ist, hat sich rein geographisch vom Elternhaus abgekapselt und bewohnt seit dem Sommer seine erste eigene Wohnung in Weitmar. Während als Ausweichsportart Tennis herhalten muss, sieht man ihn privat auch mal gerne am Billiardtisch oder mit Marco Terrazzino im Kino.
Fußballerisch würden ihn die Verantwortlichen und auch die Anhänger gerne öfter im Strafraum sehen. Es überrascht schon ein wenig, dass er seine Stärke im Eins-gegen-Eins nicht konsequenter ausnutzen und er diese Situationen im gegnerischen Strafraum nicht provozieren kann. Dribbler Gündüz im Strafraum mit fairen Mitteln zu stoppen, dürfte den einen oder anderen Abwehrspieler in Liga zwei vor unlösbare Probleme stellen. Schließlich lebt der Flügelspieler von seinen unberechenbaren Drehungen und Wendungen: „Das ist mir gar nicht so bewusst, aber daran muss ich arbeiten und öfter den Weg in den Strafraum suchen.“
Potential nach oben vorhanden
Betrachtet man die Entwicklung der letzten acht Monate, dann scheint klar zu sein, dass dem 1,71 Meter großen Flügelflitzer der Stammplatz auf der rechten Seite nicht mehr zu nehmen sein könnte. Denn längst ist aus dem „Leichtgewicht“ beim VfL ein echtes Bochumer „Schwergewicht“ geworden.
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