Borussia Mönchengladbach-Star Martin Stranzl ist einer von ihnen. Nicht nur auf dem Platz steht er auf Adrenalin. RS sprach mit Stranzl über ein Leben zwischen Fußball und schnellen Flitzern.
Abwehr-Boss bei Borussia Mönchengladbach, Autoliebhaber und Visionär. Gestatten: Martin Stranzl. Vor rund zwei Jahren erfüllte sich der Fußballer einen Kindheitstraum. Er gründete zusammen mit seinem Freund Sebastian Küppers, die Firma Automotive 2.0, in Düsseldorf Grafenberg. Im Vorfeld setzen sich die Neu-Unternehmer mit Wirtschafs- und Steuerberatern und wichtigen Kennern aus der Automobil-Branche zusammen. Die Beiden entwickelten ein Konzept. „Die Idee kam gut an“, berichtet Stranzl und schiebt nach: „Alle Fachleute waren begeistert von unserem Plan. Das war der Startschuss für unsere erste eigene Firma.“

Die Lokalität, die einst für Yoga-Stunden gedacht war, wurde kurzerhand in eine moderne Auto-Werkstatt umgebaut. Im großen, hellen Showroom sind hochkarätige Luxuskarossen ausgestellt. Gemälde von Sportflitzern und eingerahmte Stranzl-Trikots zieren die hohen Wände. In der angrenzenden Werkstatt werden ebenso wertvolle Autos gewartet und auf Vordermann gebracht. Doch wertvoll, soll hier nicht Voraussetzung sein. „Genauso wie wir Inspektionen für Ferraris, Porsche und Oldtimer anbieten, bieten wir die gleichen Leistungen für kleinere Fahrzeuge an“, schildert der Kapitän. Der Wert des Autos sei keineswegs ein Kriterium um bei ihm Kunde zu sein.

Prominente Stammkunden
Apropos Oldtimer. Schalke 04-Manager Horst Heldt war geladener Gast bei der Eröffnung der Werkstatt. Das Angebot hat ihn so begeistert, dass er ankündigte, seinen Oldtimer dort aufarbeiten zu lassen. Gesagt, getan. „Das war ein toller Auftrag und ein sehr schickes Fahrzeug. Es ist beeindruckend und spannend zu sehen, mit was für Karossen unsere Kunden um die Ecke biegen. Wie autoaffin manche Menschen sind, überrascht mich immer wieder“, erzählt der 34-Jährige mit strahlenden Augen. Auch Teamkollege Max Kruse zählt zu den Stammgästen seiner Firma. Dass er als fester Kunde noch nie auf eine Spritztour auf den Nürburgring eingeladen wurde, enttäuscht ihn. „Das nächste Mal bist du mit dabei“, verspricht Stranzl seinem Freund, der für eine Inspektion vorbeigekommen ist und kann sich das Lachen nicht verkneifen.
Ausgewählte Kunden für Autorennen einzuladen gehört zu Stranzls Aufgabengebiet. Während Küppers für das operative Tagesgeschäft zuständig ist, kümmert sich der Gladbach-Profi um die Vermarktung der Werkstatt, die Öffentlichkeitsarbeit und den Kontakt zu den Kunden. Die Kenntnisse für diese Tätigkeit bringt er mit. In Österreich absolvierte er das Abitur in Kombination mit einer Ausbildung im Wirtschaftsbereich. Eine Sache, die dem Fußballer auch nach der Karriere nützlich sein kann. „Was ich mir aufgebaut habe, ist auch etwas für meine Karriere nach der Karriere. Ich möchte mich aber noch weiterbilden – gerade was den Aufbau von Motoren angeht. Bücher dafür habe ich mir schon besorgt. Aber ich kann auch viel vor Ort, von meinem Geschäftspartner, lernen.“
Dem Fußball irgendwann voll und ganz den Rücken zuzukehren, kommt für den gebürtigen Österreicher aber nicht in Frage: „So sehr ich Autos auch liebe, Fußball liebe ich auch. Gerne würde ich dem Sport so lange wie möglich erhalten bleiben, als Spieler und später mit einer anderen Tätigkeit.“
Der Beginn einer großen Liebe
Dem Fußball zuliebe zog es den gebürtigen Österreicher vor 19 Jahren nach Deutschland. Bei TSV 1860 München schaffte Stranzl den Sprung in die Bundesligamannschaft. Bis das erste Profi-Gehalt auf dem Konto war, fuhr der Verteidiger mit seinem damaligen ersten Auto, einem Nissan Sunny, zum Training. „Das war ein Geschenk meines Vaters“, erzählt Gladbachs Kapitän und muss schmunzeln als er seinen Blick über die Luxuskarossen schweift, die in seiner Werkstatt zur Schau gestellt werden. Als die erste große Uefa-Cup Prämie ausgezahlt wurde, musste der kleine Nissan für die erste, eigene Luxuskarosse weichen. „Das Auto steht heute noch in meiner Garage. Das werde ich niemals hergeben“, betont er. Da begann sie – die große Liebe zu schicken Sportflitzern. Heute besitzt Stranzl stolze 15 Autos. Zu seinem Fuhrpark zählen in erster Linie alte Schätze und ausgewählte Sondereditionen. Sein Lieblingsauto: ein Aston Martin Oldtimer. „Das ist einer von nur 100 gebauten Modellen weltweit“, erzählt der Autoliebhaber.

Zeit, um jeden Tag bei seinen alten Schätzchen vorbeizuschauen und die Werkstatt zu schmeißen, hat der Fußballprofi nicht. Aktuell ist die Auslastung bei Borussia Mönchengladbach sehr hoch. Training, Bundesliga und DFB-Pokal stehen in Stranzls Terminkalender. „Ich habe die Arbeit anfangs unterschätzt. Es ist eine Belastung zusätzlich zum Fußball. Wir sind mit Borussia im Moment viel unterwegs, auch weil wir bis vor kurzem international gespielt haben. Wenn es die Zeit zulässt, schaue ich natürlich nach dem Training vorbei“, schildert der 34-Jährige. Obwohl die Werkstatt einen zusätzlicher Zeitaufwand darstellt, ist sie zeitgleich der perfekte Ausgleich zum Alltag. Dem Verteidiger sei es wichtig etwas zu machen, was sich komplett vom Fußball abgrenzt. In seinem zweiten zu Hause kann er abschalten, sich mit anderen Themen beschäftigen und sich beruflich weiterentwickeln.
Trotz der Doppelbelastung, möchte der Abwehr-Spieler aber keines seiner Leidenschaften missen. Stranzl erklärt: „Das mit den Autos ist ein bisschen so, wie mit dem Fußball. Wenn ich im Stadion auflaufe, fühlt es sich ähnlich an, als wenn ich eine Spritztour mache. Auf der einen Seite sind es die Motorengeräusche, auf der anderen Seite der Chor der Fans. Das sind pure Emotionen, Glückshormone werden freigesetzt. Das ist in Adrenalin pur“.
Was Max Kruse erfunden hat und womit er sonst noch nebenbei Geld verdient, lesen Sie auf der nächsten Seite.




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