Der Slogan des Hotels gilt für Schalke indes nur bedingt. In aller Ruhe arbeiten wollen sie schon; dem Streben nach Genuss hatte Horst Heldt allerdings von vorneherein eine Absage erteilt: „Es wird keine Wohlfühloase“, hatte der Manager angekündigt. Und wie zum Beweis flogen am Mittwochmorgen, der einzigen öffentlichen Einheit des viertägigen Trainingslagers, zwischen Max Meyer
Max Meyer» zum Profil und Dennis Aogo
Dennis Aogo» zum Profil die Fetzen.
Dabei waren die Königsblauen auch ausdrücklich deshalb verreist, um den Teamspirit zu festigen. Das Scharmützel nun als Beweis dafür heranzuziehen, dass mannschaftsintern vieles im Argen liegt, wäre der falsche Ansatz. Die Auseinandersetzung scheint eher als Indiz für eine „Auto-Aggressivität“ zu taugen, die mehr helfen als schaden sollte.
Damit ist nicht die unnötige Härte gemeint, die Klaas-Jan Huntelaar bei seinem Frustfoul an Hannovers Manuel Schmiedebach oder Sead Kolasinac bei seiner Grätsche gegen Wolfsburgs Vierinha an den Tag legte. Sondern Ehrgeiz, Biss und Hunger auf Erfolg.
Legen die Gelsenkirchener nun, wo die Saison fast gelaufen ist, der Kampf schon fast verloren scheint, endlich harte Bandagen an? Die Antwort werden die letzten vier Spiele liefern. Es geht gegen Köln, aber vor allem gegen Stuttgart, Paderborn und Hamburg – aktuell sind das die letzten Drei der Tabelle, die allesamt ums nackte Überleben kämpfen.
Schalke hat mehr zu verlieren als nur die Qualifikation für die Europa League. Die Stimmung bei den Fans ist nach dem Spiel in Mainz gekippt. Beiträge von beinharten Fans, die sich frustriert von ihrem Lieblingsverein abwenden, sind in den sozialen Medien gerade ein Dauerbrenner.
Wie desillusioniert die S04-Anhänger sind, ist zu den Spielern anscheinend noch nicht durchgedrungen. Christian Fuchs brachte mit einem Gute-Laune- „Selfie“ am Montag etliche Fans auf die Palme. Christian Wetklo wunderte sich am Mittwoch, dass die Presse solch ein Interesse an den Schalkern beim Bewältigen ihrer Krise zeigt. „Arminia Bielefeld spielt heute im Pokal, nicht wir“, meinte er zu den anwesenden Journalisten.
Hat Di Matteo den Konkurrenzkampf falsch gesteuert?
Der Ersatztorwart ist aber auch ein Paradebeispiel für ein anderes Problem: Mangelnden Konkurrenzkampf! Der hat sich in dieser Spielzeit eigentlich nie entfachen können. Das war vor allem der Verletzungsmisere geschuldet, aber nicht nur. Wetklo hätte sehr wohl für den verunsicherten Timon Wellenreuther zum Einsatz kommen können – ja müssen.
Auch in den letzten Wochen hat Trainer Roberto Di Matteo mitunter verpasst, an den richtigen personellen Schrauben zu drehen.
So gilt für Klaas-Jan Huntelaar eine Einsatz-Garantie, die für Außenstehende unbegreiflich ist. Wahrscheinlich geht es Di Matteo wie dem niederländsichen Fan, der seinen Landsmann in Marienfeld aufmunterte („Drei Stück machst Du!“) – sein Glaube an den Torjäger außer Dienst ist schier unerschütterlich.
Max Meyer ereilte das umgekehrte Schicksal. Der 19-jährige Spielmacher wurde manchmal jäh ausgebremst, musste gegen Mainz mal wieder für 90 Minuten zuschauen.
Schalke vor, noch ein Tor!
An der schwachen Offensive, die auch den Cheftrainer vor ein großes Rätsel zu stellen scheint, wurde in Ostwestfalen mit ganz pragmatischen Inhalten gearbeitet. Spielformen und Torabschlüsse standen ganz weit oben auf dem Programm. Putzig, dass die Knirpse vom Kindergarten St. Martin Marienfeld die Profis ausgerechnet mit „Schalke vor, noch ein Tor!“ anfeuerten. In diesem Fall tat Kindermund aber Wahrheit kund.
Nur wenn Schalke jetzt noch einmal ein neuer sportlicher Aufbruch gelingt, wird für den Rest der Saison Ruhe einkehren. Weniger an der Klosterpforte, da ist es ohnehin meist beschaulich, sondern in Gelsenkirchen auf dem Berger Feld.



