Es gab einmal eine Zeit purer Harmonie in der Führungsetage des FC Schalke 04. Im Mai 2012 bot Aufsichtsratschef Clemens Tönnies Sportvorstand Horst Heldt im WAZ.de-Gespräch sogar einen unbefristeten Arbeitsvertrag an. "Ich glaube, dass in der Erfolgsgeschichte Horst Heldt und Schalke 04 gerade einmal die ersten Kapitel geschrieben sind. Er hat eine hohe Sozialkompetenz und ist total zuverlässig", sagte Tönnies damals.
Kurz vor dem Ende der völlig verkorksten Saison 2014/2015 wird der Ton auf Schalke rauer. "Ich stelle ihn nicht in Frage, aber ich spreche ihn auch nicht heilig", sagte Tönnies vor kurzem im WAZ.de-Gespräch und wiederholte diese Aussage mehrfach. Von einer vorzeitigen Verlängerung des bis 2016 laufenden Vertrags ist längst keine Rede mehr, erst müsse Heldt Ergebnisse liefern, wie Tönnies am Montag im "Audi Star Talk" bestätigte. Weder von Tönnies noch von Heldt gab es bisher eine Initiative, Gespräche über die Zukunft zu führen.
Schalkes "Wohlfühloase" und die Diskussionen
Heldt ging zwei Tage vor dem wichtigen Spiel gegen den SC Paderborn (Samstag, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker) mit einigen Äußerungen selbst auf Distanz zu Tönnies. Der umstrittene Sportvorstand bemüht sich darum, sein Profil zu schärfen und nicht nur als Marionette von Tönnies zu gelten. Heldt kämpft um seinen Job. So reagierte der Manager auf den von Tönnies mehrmals formulierten Vorwurf, die Profis würden sich in einer "Wohlfühloase" befinden, etwas allergisch: "Sie dürfen eins nicht vergessen: Mit der sogenannten Wohlfühloase haben wir dreimal die Champions League erreicht - und dort dreimal das Achtelfinale." Ebenfalls im WAZ.de-Gespräch hatte Tönnies am 1. Mai betont: "Es wird einen Umbruch geben." Eine Woche später veröffentlichte Schalke auf der "S04-TV"-Seite ein Heldt-Interview mit der Überschrift "Heldt: Kein Umbruch, aber Veränderungen".
Die Arbeitsplatzgarantie, die Tönnies Trainer Roberto Di Matteo wiederholt aussprach, wies Heldt auch zurück. "So eine Garantie kann Clemens Tönnies gar nicht geben, weil er es nicht entscheidet." Heldt betonte zwar auch, er würde sich regelmäßig mit Tönnies austauschen, sagte aber deutlich: "Ich bin verantwortlich für die Maßnahmen." Offenbar passt es Heldt nicht, dass sich Tönnies häufig in die Diskussionen rund um die Mannschaft einmischt.
In den drei Erfolgsjahren präsentierten sich Tönnies und Heldt stets Seite an Seite. Jetzt gehen sie wesentlich kritischer miteinander um. Sollten die Schalker die Europa League noch verspielen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Aufsichtsrat um Tönnies den Sportvorstand ablöst.




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