Schalke in den 80ern: Das Parkstadion, die hässliche weite Schüssel, war halb voll, wenn überhaupt. Nebenan gab es noch einen Ascheplatz, auf dem die Amateure und die Jugend trainierten. Die Geschäftsstelle war in die Tribüne gebaut, einer der VIP-Treffs hieß Palisanderraum und sah auch so aus. Draußen prügelten sich die Fans, egal wie der Gegner hieß. Auf der Jahreshauptversammlung schlug sich das Volk die Köpfe ein, gerne wurden auch die Vorstandsleute verdroschen.
Schalke im Mai 2015: Die Arena ist so schön wie am ersten Tag, die Tribünen sind so voll wie die ausverkauften VIP-Logen. Draußen vor dem Eingang aber müssen die Vorstandsleute wieder Prügel befürchten.
Als Horst Heldt, Peter Peters und Alexander Jobst um halb sieben vor die Tür gehen, hat sich vor dem Eingang West eine aufgebrachte Menge versammelt. Es sind keine typischen Prolls, so wie früher, zumindest die Klamotten sehen heute besser aus, aber die Atmosphäre ist ähnlich explosiv wie früher im bier- und zigarettengeschwängerten Hans-Sachs-Haus.
Nach einer offenen und ehrlichen Aussprache können Schalkes Verantwortliche die Stimmung schnell befrieden. Eine Stunde vorher hatten sich die Schalker Spieler nach ihrer armseligen Vorstellung beim grotesken 1:0 (0:0)-Sieg gegen den SC Paderborn die Fäuste der Kurvengänger ansehen und ihre donnerhallenlauten Pfiffe anhören müssen. „Es hat sich viel aufgestaut, das wird sich auch nicht von heute auf morgen legen“, weiß Heldt um die kommenden Aufgaben. „Schalke ist emotional, das geht von beiden Seiten aus, den Fans und der Mannschaft. Es wird etwas dauern, wieder die Herzen der Anhänger zu gewinnen, aber das ist unser Ziel.“
Wir haben gewusst, dass die Atmosphäre speziell wird
Horst Heldt
Der Fanboykott begann mit Ultras, die das Aufwärmen mit dem Rücken zum Rasen quittierten. Es folgten Transparente, die Vereinschef Clemens Tönnies diskreditierten, und das Vorhandensein eines Teams in Frage stellten. „Wir haben gewusst, dass die Atmosphäre speziell wird und haben die Spieler darauf vorbereitet, aber sie waren verunsichert und konnten das nicht ausblenden“, erklärt Heldt.
Er selbst konnte nicht nur im Disput mit den Zuschauern den Kopf vorerst aus der Schlinge ziehen. Durch das Erreichen der Europa League wird er weiterhin als Manager die Zukunft des FC Schalke mitgestalten dürfen.
In den 80ern wäre an einem Tag wie diesem 16. Mai mehr kaputt gegangen als nur die Harmonie zwischen Fans und Mannschaft. Früher war schließlich nicht alles besser...




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