Mit allen ruppigen Begleiterscheinungen des Geschäfts, die man glaubte hinter sich gelassen zu haben. Die Entlassung von Dirk Kall nach nicht einmal zwei Jahren als Präsident des Fußball-Zweitligisten war der vorläufige Tiefpunkt.
Dass es zu diesem mittelgroßen Fortuna-Beben kommen würde, war rund um die Arena lange schon spürbar. Man habe sich nun „verständigt“, die Zusammenarbeit zu beenden, hieß die offizielle Mitteilung. Zur Trennung sagte Kall selbst, sie sei „alternativlos“ und entgeht damit auch einer sicherlich ungemütlichen Mitgliederversammlung am 21. Oktober. Das reguläre Zusammenkommen des rund 24.000 Mitglieder starken Vereins dürfte zur größten Zerreißprobe des Vereins in der jüngeren Vergangenheit werden und nicht zuletzt zur Abrechnung mit der Vereinsführung.
Denn die Geschichte von Kall als Boss der Fortuna stand schon vor dem Beginn unter keinem guten Stern.
Eigentlich wollte er im Herbst 2013 gar nicht erster hauptamtlicher Vorstandschef werden. Dann wurde er von den Mitgliedern des Aufsichtsrates umgestimmt – sein Wechsel vom Ehrenamt in einen bezahlten Funktionärsjob hatte damals schon ein „Geschmäckle“. Allerdings hatte Vorgänger Peter Frymuth auch die Latte hoch gelegt. Nicht nur durch den sportlichen Erfolg, der den Verein aus der Versenkung geholt hatte. In der Außendarstellung reichte der einstige Telekom-Mitarbeiter trotz fachlich unbestrittener Qualifikation nicht an Funktionärsprofi Frymuth heran.
Die unglücklichen und unpopulären Entscheidungen kamen hinzu. In Kalls Amtszeit fiel unter anderem die Trennung von langjährig verdienten Mitarbeitern und liebgewordenen Traditionen, auch mit den Trainern und mit dem zwischenzeitlichen Manager Helmut Schulte hatte Kall kein glückliches Händchen. Die aktuelle sportliche Besetzung mit Trainer Kramer und Manager Rachid Azzouzi steht ebenfalls in der Kritik. Die Krise im Fortuna-Umfeld kam zuletzt offen zum Ausbruch, als sich der Vorstand um Kall offen dazu bekannte, die Flüchtlingshilfe-Aktion der „Bild“-Zeitung mitzumachen, sich Aufsichtsratschef Marcel Kronenberg und sein Stellvertreter Björn Borgerding aber offen dagegen aussprachen. Kalls Bewertung stets: „Wir wollen den Verein weiter entwickeln.“
Jetzt wird sich die Fortuna ohne ihn weiter entwickeln müssen – zunächst übergangsweise mit dem bisherigen Finanzvorstand Paul Jäger. Der Aufsichtsrat will sich in den nächsten Wochen intensiv mit der Auswahl eines Nachfolgers für den Vorstandsvorsitz und weiteren Strukturfragen befassen. Es ist vorgesehen, ein neues Vorstandsmitglied mit dem Vorsitz zu betrauen. Jäger will derweil „in Windeseile Risse im Verein kitten. Wir müssen alle wieder zusammenstehen“. Das sollte auch schnellstens gelingen. Denn die dringendste Baustelle ist die sportliche Krise. Die Fortuna steckt mitten im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga – Kalls Entlassung ändert da gar nichts dran.
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