Spät am Abend brachte Sven Bender seinen Kapitän Mats Hummels dann doch noch in Verlegenheit. Über 90 Minuten hatte das Innenverteidiger-Duo von Borussia Dortmund bei der Berliner Hertha blendend harmoniert, kaum eine Chance zugelassen und so beigetragen zum ebenso souveränen wie deutlichen 3:0-Sieg im Halbfinale des DFB-Pokals.
Nun flachste sich Bender in den Katakomben des Olympiastadions bestens gelaunt durch die Gespräche mit den Journalisten. Irgendwann kam die Rede auf Benders Vertragsverlängerung im Februar. Damals hatte der 26-Jährige die Hoffnung geäußert, es mögen weitere Kollegen bald langfristige Papiere unterzeichnen. Und während er sprach, gesellte sich Mats Hummels hinzu. „Da ist ja jemand, der meine Worte sehr ernst genommen hat“, rief Bender mit breitem Grinsen. „Jetzt könnt ihr den fragen.“
Hummels ist einer von sechs Spielern in Dortmund, deren Vertrag 2017 ausläuft . In einem Jahr wären sie allesamt ablösefrei – weshalb der Klub gerne schnellstmöglich mit ihnen verlängern oder sie in diesem Sommer noch verkaufen würde. Und um Hummels „werde ich kämpfen, wie ich noch nie um einen Spieler gekämpft habe“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kürzlich der Süddeutschen Zeitung.
Der letzte große Vertrag
Doch der Kapitän tut sich schwer, grübelt ausdauernd, ob er dem Projekt Dortmund treu bleiben oder doch dorthin wechseln will, wo Titelgewinne wahrscheinlicher sind. Mit inzwischen 27 Jahren wird der nächste Vertrag wohl sein letzter großer, die Entscheidung will wohlüberlegt sein. Jeden Abend koste ihn das eine halbe Stunde vor dem Einschlafen, sagte er im TV-Interview. „Es ist eine sehr schwierige Entscheidung“, sagte er dann. „Ich denke, wenn ich sie irgendwann getroffen habe und auch erkläre, werden alle verstehen, warum sie so schwierig war.“
Eine Formulierung, mit der der BVB-Kapitän die Gerüchte um seine Person massiv anheizte – klang es doch so, als würde der neue Arbeitgeber den BVB-Fans übel aufstoßen. Und das könnte auf den FC Bayern München hindeuten, jenen Verein, der Hummels einst ausbildete und in der Winterpause 2007/08 nach Dortmund ziehen ließ.
Nur ein irres Gerücht? Hummels’ Vater und Berater Hermann wollte gegenüber dieser Zeitung keine Wasserstandsmeldung abgeben. Falls sein Sohn den BVB aber verlasse, dann nur zu einem der fünf, sechs besten Vereine der Welt. „Und dazu gehören natürlich auch die Bayern.“
Titel wären in München garantiert
Für den Nationalspieler geht es weniger darum, seine Bezüge zu verbessern als die Chance auf Titel zu erhöhen. Dazu wäre Bayern ein ideales Ziel, neben dem regelmäßigen Gewinn der Meisterschaft sind die Münchner zuletzt stets Kandidat für den Gewinn der Champions League gewesen. Das können sonst nur wenige Vereine in dieser Form liefern – und die Spur zum FC Barcelona ist nach Informationen dieser Zeitung nicht so heiß, wie sie zuletzt gemacht wurde.
Allerdings hat Hummels immer wieder auch betont, wie viel ihm am Projekt Dortmund liegt – und eine Entscheidung steht zwar vor der EM an, ist aber noch nicht gefallen. Der BVB zumindest wappnet sich schon einmal für einen möglichen Abgang seines Kapitäns. In diesem Fall wäre laut Kicker Bayer Leverkusens Ömer Toprak erster Nachfolge-Kandidat für Hummels.
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