Die Fieberkurve des MSV Duisburg ist ein Querstrich. Seit dem 6. Spieltag bewegt sich der Fußball-Zweitligist in der Tabelle keinen Millimeter von der Stelle. Der MSV steht nach wie vor auf Rang 18, hat seine Situation aber durch eine klar aufsteigende Tendenz im Jahr 2016 verbessert. In der Rückrundentabelle stehen die Zebras mit 14 Punkten auf Platz 13.
Da die Meidericher allerdings bis zur Hälfte der Hinrunde brauchten, um den ersten Sieg einzufahren, rennen sie im Schlussspurt immer noch ihren Altlasten hinterher. „Der Abstiegskampf“, sagt Trainer Ilia Gruev, „kostet extrem viel Kraft. Nach Rückschlägen hast du keine Zeit, lange hinterher zu trauern. Du musst sofort wieder da sein und weitermachen.“
Der Abstiegskampf kostet extrem viel Kraft. Nach Rückschlägen hast du keine Zeit, lange hinterher zu trauern. Du musst sofort wieder da sein und weitermachen.
Ilia Gruev
Diese Eigenschaft beherrschen die Zebras. Vor wenigen Wochen betrug der Rückstand auf die Sicherheitszone schon verschwommene neun Punkte. Durch die beiden 2:1-Siege über den 1. FC Nürnberg und den TSV 1860 München haben sich Branimir Bajic & Co. wieder klarere Sicht verschafft. Das 0:3 am vergangenen Freitag in Freiburg war kein Schockerlebnis für die Duisburger, zumal dem spielstarken Breisgau-Ensemble selbst mit einer Topleistung nur schwer beizukommen gewesen wäre. Der Rettungsplan kann immer noch aufgehen.
Ilia Gruev: „Wichtig ist, dass wir zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf erfolgreich sind. Wenn das gelingen sollte, wird es immer noch sehr schwer, in der Liga zu bleiben.“ Der letzte Auswärtsauftritt beim bereits geretteten SV Sandhausen, den der MSV beim 3:0 im Hinspiel überraschend hoch auseinanderpflückte, gilt als die lösbarste aller restlichen Aufgaben. Zum Finale kommen die Leipziger Rasenballer an die Wedau. Das Wunsch-Szenario, Leipzig steht als Aufsteiger fest und läuft in Duisburg im Partymodus auf, hört sich zwar vielversprechend an, wird aber so nicht vorkommen. Ilia Gruev: „Ich bin sicher, dass Leipzig als Meister in die Bundesliga aufsteigen möchte. Sie werden nichts abschenken.“
Doch noch ist nicht Leipzig der Gegner, sondern Rhein-Rivale Fortuna Düsseldorf. Die Druckfrage lässt den MSV-Kaderchef kalt. „Wir kennen die Situation seit Wochen und müssen weiterhin einen Punkte-Rückstand aufholen. Ich bin fest davon überzeugt, dass meine Jungs damit umgehen können.“
Gruev absolviert seit Monaten den Spagat zwischen Fußballlehrer, Motivator und Psychologe. „Die Nerven“, sagt der ehemalige Erfurter, „spielen in solchen Phasen eine ganz entscheidende Rolle.“ Gruev predigt seit Wochen das „einfache Spiel“, erwartet keine Überdinge, sondern setzt auf die Komponenten Teamgeist, Zweikampfstärke, Kompaktheit und Disziplin. „Wir haben uns weiterentwickelt und sind mehrmals in schwierigen Situationen, in denen es wirklich nicht gut aussah, zurückgekommen. Dafür haben die Jungs auf alle Fälle Respekt verdient“, lobt der zweifache Familienvater.
Stehaufmännchen-Mentalität
Diese Stehaufmännchen-Mentalität macht den Ex-Nationalspieler stolz, weil sie sich erst im Laufe seiner fast halbjährigen Amtszeit immer mehr entwickelt hat. Sollte der MSV in den nächsten drei – oder inklusive der Relegation fünf – Partien das Husarenstück Klassenerhalt tatsächlich packen, könnte die Zukunft etwas rosiger aussehen. Gruev: „Wenn man zusammen etwas Großes schafft, kann das neue Kräfte bringen, einen neuen Schub auslösen.“ Leistungsträger wie Steffen Bohl oder Thomas Meißner würden bei Rettung bleiben. Ihre Verträge verlängern sich in der 2. Liga. Über den Negativfall 3. Liga spricht Ilia Gruev nicht gerne, tut es aber trotzdem. „Natürlich haben wir intern einiges diskutiert, aber die Kaderplanung ist schwierig, weil meine ganze Energie dem Kampf um den Klassenerhalt gilt. Ich denke aber nicht, dass wir hier 20 neue Leute brauchen. Ich habe das Gefühl, dass viele Jungs bleiben wollen.“
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