Bernd Maas, Geschäftsführer des gerade abgestiegenen Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg, nahm den Zwischenfall mit Humor: „Wir haben in Duisburg gute Handwerker. Die bringen das in Ordnung.“
Obinna schleppte viel Frust und Enttäuschung mit in die Kabine. Kurz vor Schluss wollte der Nigerianer einen Elfmeter haben, der den MSV allerdings auch nicht mehr vor dem Absturz gerettet hätte. Obinna beschimpfte den Schiedsrichter und den vierten Offiziellen. „You fucking goats“, brüllte der Nigerianer auf Englisch. „Goats“ heißt übersetzt Ziegen. Das hat den Unparteiischen nicht gefallen.
In der Wahrnehmung der Szene gingen am Mittwoch die Meinungen weit auseinander. Die "Bild"-Zeitung schrieb vom „gnadenlosen Absturz des Pöbelprofis“. Obinna überschritt Grenzen. Die Rote Karte wird dem MSV nicht wehtun, der 29-Jährige wird in der kommenden Saison für einen anderen Klub spielen. Die Geldstrafe wird er verschmerzen können.
Obinna: „Ich bin ein Profi"
Die andere Sichtweise der Dinge: Wenigstens Obinna zeigte Emotionen, stellte unter Beweis, wie sehr das sportliche Versagen des Vereins ihm an die Nieren ging. Einer, der alle spüren ließ, wie unnötig dieser Abstieg ist. Bei seiner ersten Trainingseinheit nach seiner Verpflichtung im Herbst hatte er einem Mitspieler zugerufen: „I am a professional – Ich bin ein Profi.“ Dem Nigerianer, der früher unter anderem bei Inter Mailand und West Ham United gespielt hat, wird irgendwann klar geworden sein, dass es mit der Professionalität beim MSV Duisburg nicht so gut bestellt ist. Dilettantismus statt Professionalität. Das gab es schon einmal bei den Meiderichern: Vor zehn Jahren warf Weltmeister Roque Junior aus diesen Gründen an der Westender Straße desillusioniert das Handtuch.
Unter normalen Umständen hätte Obinna am Dienstag nicht spielen dürfen. Doch der Familienvater nahm den Kampf gegen den Muskelfaserriss an, schuftete mit Ärzten und Physios. Mit Obinnas Einsatz gingen alle Beteiligten ein Risiko ein. Trainer Ilia Gruev hatte keine Wahl: Er musste nach der 0:2-Pleite in Würzburg diese letzte Trumpfkarte ausspielen.
Fortuna zeigt Interesse
Die 29 500 Zuschauer sahen einen Obinna, der wollte, der sich für den MSV zerriss. Doch sie sahen auch einen Obinna, der nicht annähernd bei 100 Prozent war. Auf der wichtigen Zehner-Position konnte er nur bedingt Impulse setzen. Der Geist war willig, doch der Körper ächzte. Zweimal hätte Schiedsrichter Tobias Stieler dem Nigerianer einen Elfmeter zusprechen können. Oder müssen. Victor Obinna hat seine Sichtweise dazu deutlich dokumentiert.
Victor Obinna wird in der nächsten Saison bei einem anderen Klub seine Leidenschaft einbringen. Der Mann ist schon 29, er hat aber noch Sehnsüchte. Er möchte zurück nach England in die Premier League. Und er möchte in zwei Jahren für Nigeria bei der WM in Russland stürmen. Dafür soll der nächste Klub ein Sprungbrett sein. Das muss noch nicht zwangsläufig England sein. Trotz seiner Verletzungsprobleme hat sich der Silbermedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen 2008 auch bei deutschen Vereinen in den Fokus gespielt. Bundesligist 1. FC Köln und die Zweitligisten VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf haben ihre Fühler ausgestreckt. Fortunen-Coach Friedhelm Funkel konnte sich erst kürzlich von den Qualitäten des Afrikaners überzeugen. Beim 2:1-Erfolg der Zebras über Düsseldorf lieferte Obinna eine bärenstarke Partie ab und erzielte einen Treffer.
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