Es war die Zeit, als Fußballschuhe noch schwarz waren und Mannschaftsbusse nach Qualm rochen. Die Siebziger waren hochspannende Jahre beim FC Schalke 04: Und Klaus Fischer, Rüdiger Abramczik sowie die Kremers-Zwillinge Erwin und Helmut waren mittendrin.
In der gut gefüllten Kaue liefen sie als „Viererkette“ auf: Ihr Fußballtalk erwärmte das Fan-Herz. Alles, was früher dringend in der Kabine bleiben musste, breiteten die vier Nationalspieler genüsslich vor Publikum aus: Klatsch und Tratsch zum Schenkelklopfen, Anekdoten zum Heulen vor Lachen. Vorgetragen von in die Jährchen gekommenen Stars, die ihre Nasen nie hoch trugen.
Der Abend war so amüsant, dass die Gäste sogar den Moderator tolerierten: Als Stichwortgeber führte Peter Großmann vom ARD-Morgenmagazin durch das zweistündige Programm – ein Dortmunder, der sich mutig zum BVB bekannte.
Vater Abramczik vom Ofen gefoult
Na ja, Rüdiger Abramczik hatte schließlich auch mal für die Schwarz-Gelben gespielt. Zu Beginn der 80er-Jahre war das, als es den Schalkern ganz dreckig ging. In dieser Runde aber war Abi der einzige gebürtige Gelsenkirchener, genauer: Erler – was er betonte: „Ich begrüße auch die Erler hier. Also die richtigen Erler, nicht die aus Bismarck rübergekommenen.“ Und schon wackelte die Bude – die Leute waren von der ersten Minute an begeistert. Herrlich auch die Geschichte aus Abis Kindheit, als der Vater in der Wohnung den Stan-Libuda-Trick vormachen wollte („Helga, Tisch weg!“) und sich am Ofen den Zeh brach.
Der Bayer Klaus Fischer erzählte, wie er als 17-Jähriger zum Probetraining bei Borussia Mönchengladbach war, beim Heimatklub der Kremers: „Der Netzer hat zum Weisweiler gesagt: Was willst du denn mit dem? Da kann man mal sehen, dass beide keine Ahnung hatten.“ Abramczik verriet, wie sie Fischer früher auf die Palme bringen konnten: „Wir haben extra mal über ihn hinweg geflankt.“ Kurze Pause. „Und dann steigt der Kerl hoch und macht den Fallrückzieher.“ Vor der Bühne lag eine Matte bereit, Klaus Fischer bewies: Den kann er heute noch.
Erwin Kremers, Europameister von 1972, erzählte von seinem Platzverweis von 1974 – eine wiederholte Schiedsrichterbeleidigung („Und jetzt noch mal für ganz Doofe: Sie sind eine blöde Sau!“) kostete ihn die WM-Teilnahme. „Ich war jähzornig“, gab er zu, „aber das habe ich vor drei Monaten ablegen können...“
Sein Bruder Helmut, ‘74 WM-Teilnehmer ohne Spiel, erzählte von verbotenen nächtlichen Ausflügen aus der Ödnis der Sportschule Malente – mit einem von einem freundlichen Polizisten geliehenen Auto.
War also früher alles besser? „Es war anders“, sagte Erwin Kremers. „Aber nach wie vor gilt: Wenn man Fußball spielen kann, das hilft.“




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