„0:0, passt“, urteilte Schalkes Trainer Markus Weinzierl. Dabei wäre gegen diesen BVB mehr drin gewesen. Dass es für beide Teams nicht zu mehr reichte, erzählt vieles über die Schwächen der Rivalen. Die Schalker haben zwar ihre schlimmste Phase hinter sich, doch auch bei ihnen läuft noch nicht alles rund. Die Probleme:
BVB-Problem 1: Kampf-Modus
„Schalke spielt Männerfußball“, hatte Dortmunds Trainer Thomas Tuchel vor der Partie gesagt. Seine Mannschaft wirkte aber dann doch überrascht von der königsblauen Kontaktfreude. „Schalke ist auch mal rigoros in die Zweikämpfe gegangen. Das hat uns vielleicht gefehlt“, sagte Roman Bürki. Der BVB-Torwart nennt das „ein Zeichen setzen“, ein Zeichen der Stärke. Schwarz-Gelb aber wirkte mindestens bis zur Pause eingeschüchtert, hatte – außer Sokratis – keinen leidenschaftlichen Kämpfer entgegenzusetzen. Wiederholt versäumte es der BVB, pünktlich zum Anpfiff in den Kampfmodus zu schalten oder sich früher an bessere spielerische Lösungen zu halten.
Schalke-Problem 1: Konsequenz
Gegen Dortmund zum Torerfolg zu kommen, zählt in dieser Saison nicht zu den unlösbaren Aufgaben für gegnerische Teams. Nur Trier, Legia Warschau und Darmstadt trafen bisher nicht gegen den BVB. Ohne die verletzten Breel Embolo sowie Klaas-Jan Huntelaar fehlte der Mannschaft von Markus Weinzierl die nötige Konsequenz im und am gegnerischen Strafraum.
Angriffs-Alternative Franco Di Santo gewann zwar 52,6 Prozent seiner insgesamt 19 Zweikämpfe, war aber in der Gefahrenzone kein Unruheherd. In seiner vielversprechendsten Aktion wählte der Argentinier einen Hackentrick, anstatt selbst den Abschluss zu suchen. Mehrere Gegenangriffe wurden überhastet abgeschlossen und verpufften auch in Überzahl wirkungslos. „Wir hätten zwei, drei Konter besser ausspielen und vielleicht ein Tor erzielen können“, meinte auch Trainer Weinzierl.
BVB-Problem 2: Torgefahr
In der ersten Halbzeit schoss der BVB kein einziges Mal aufs Tor. Das hat es seit Einführung der Datenerhebung 1992 in einem Dortmunder Heimspiel noch nie gegeben. Ein Lob für Schalke, aber auch ein Offenbarungseid für die Dortmunder Kreativabteilung. „In der ersten Halbzeit hatten wir in der Offensive große Probleme“, musste Tuchel einräumen, „das nimmt dir das gute Gefühl.“ Folge: Die Borussia besaß den Ball, wusste damit aber exakt nichts anzufangen. Mario Götze und Shinji Kagawa, das unvergessene Duo, das 2011 die erste von zwei Meisterschaften so lockerleicht herbeikombinierte, wirkt derzeit zumeist, als hätte ihm eine sizilianische Firma Schuhe aus Beton angefertigt. Und auch die Spiel-Eröffnung über Julian Weigl kommt zu oft fehlerhaft, vorhersehbar und bürokratisch daher. Zäh fühle sich diese Phase an, sagt Tuchel. Um jede Kleinigkeit, die gelingen soll, sagt er, müsse seine Mannschaft erbittert ringen. Das nervt ihn.
Schalke-Problem 2: Feinabstimmung
Erst mit Franco Di Santo, nach dessen Auswechslung dann mit Eric Maxim Choupo-Moting in der Sturm-Mitte: Beide Schalker Versuche brachten nicht den erhofften Effekt. Choupo-Moting scheint nach seiner Entzündung im Knie eine gewisse Anlaufphase zu benötigen, um wieder seine gute Form der ersten Wochen zu erreichen. Alessandro Schöpf lieferte mit 12,96 Kilometern das größte Pensum aller Schalker im Derby ab, konnte offensiv aber ebenfalls keine Akzente setzen. Joker Yevhen Konoplyanka fehlte wie Di Santo das richtige Timing, in die freien Räume zu starten. Die Laufwege stimmten in mehreren Fällen nicht, so dass sich nach einer Aktion selbst Abwehrrecke Naldo aufregte, weil Di Santo nach dessen Zuspiel hektisch ins Abseits gerannt war.
BVB-Problem 3: Balance
Es gibt Phasen, in denen der BVB Gefahr entwickelt. Mit 20 Toren hat er nach den Bayern die meisten der Liga erzielt. Jedoch geht die eigene Gefahr sehr häufig zu Lasten einer ausbalancierten Defensive. Heißt: Für Chancen riskiert Dortmund zu viel, indem es attackiert, ohne gefährliche Räume ausreichend abzusichern. So war es zuletzt gegen Ingolstadt (3:3), so war es nun gegen Schalke (0:0). Die Folge sind Konterchancen für den Gegner.
Schalke-Problem 3: Alternativen
Was die Möglichkeiten in der Offensive angeht, sind Markus Weinzierl die Hände gebunden. Auf der Bank hielt sich gegen Dortmund neben dem etatmäßigen Außenbahnspieler Eric Maxim Choupo-Moting nur noch Talent Bernard Tekpetey für den Angriff bereit. Die Entdeckung von Ex-Schalke-Star Gerald Asamoah wollte es im Sommer besonders gut machen, ignorierte aber Achillessehnen-Probleme und bekam die Quittung. Tekpeteys Fuß wurde komplett ruhig gestellt. Im Moment muss der 19-Jährige deshalb noch behutsam herangeführt werden.



















Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.
Login via Facebook
Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung