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RB Leipzig in der Bundesliga
Gewöhnen wir uns lieber daran

(9) Kommentare
RB Leipzig, RB Leipzig
Foto: firo

Nun ist es also passiert: Die Red Bulls aus Leipzig sind für ein paar Stunden Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Ausgerechnet die Roten Bullen: diese Brause-Kicker, Neureichen, Emporkömmlinge.

An Beleidigungen mangelt es nicht, um das eigene Versagen zu kaschieren. Immer wieder wird als Argument ins Feld geführt, RB Leipzig habe bessere Voraussetzungen als andere Klubs. Bessere als Borussia Dortmund, wo zwei- bis dreimal so viele Zuschauer ins Stadion gehen? Bessere als der FC Bayern, wo Adidas, Audi und Telekom Millionen reinbuttern?

Wenn Großklubs wie Dortmund und Schalke bis zu 90 Millionen Euro beim Sponsoring einsammeln, kommt Leipzig mit Red Bull auf ein gutes Drittel. Neue Sponsoren wirbt RB Leipzig nur beschränkt ein: Eben weil Red Bull so präsent ist und kaum Raum für anderes Marketing lässt.

Ja, RB Leipzig hat einen alternativen Weg zur Refinanzierung von Profifußball gefunden. Niemand hat die Leipziger Traditionsklubs Lok oder Sachsen gehindert, sich für Geldgeber aufzustellen und Zuschauermassen ins Stadion zu locken. Das haben sie nicht geschafft. RB Leipzig schon.

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Ja, einen Geldgeber wie Mateschitz zu haben, hat große Vorteile. Fehlgriffe auf dem Transfermarkt sind besser zu kompensieren. Wer weiß das besser als der HSV, dessen Dietrich Mateschitz Klaus-Michael Kühne heißt. Oder Schalke, wo Gazprom die Kassenlage ausbalanciert.

Ja, RB Leipzig hat keine Tradition und kein Vereinswesen wie zu Turnvater Jahns Zeiten. Aber bringt Mönchengladbach die Erinnerung an Vogts und Simonsen auch nur einen Punkt mehr an einem Bundesliga-Spieltag ein? Wohl eher das moderne Management von Max Eberl.

Und welche bessere Tradition hat schon der SC Freiburg als die, dass der Streich-Klub ständig auf- und absteigt und vermutlich nur deshalb außerhalb vom Breisgau Sympathisanten findet, weil er keine Gefahr darstellt. Jedes Freiburger Spiel sehen will auch nur eine Minderheit.

Trotzdem werden Fans und vor allem Ultras bundesweit nicht müde, gegen die Roten Bullen zu schimpfen. Erst recht, wenn die oben stehen. Und sie selbst unten. Mateschitz, Kühne und bei Hoffenheim Dietmar Hopp: Der Fanwut geben sie ein Gesicht.

Bestenfalls ist vom Umgehen der Mehrheitsregeln 50+1 die Rede. Im schlimmsten Fall von Betrug an Tradition und Fairplay. Tatsache ist: Niemand hat dem Hamburger SV verboten, zu Hause gegen Ingolstadt oder Frankfurt zu gewinnen. Oder Auswärts in Freiburg, Berlin oder Köln.

So könnte man jeden einzelnen Traditionsverein durchgehen. Wenn Bayern München, Borussia Dortmund und eben Leipzig, vielleicht Bayer Leverkusen, Mönchengladbach und Schalke 04 unerreichbar sind: Dann blieben immer noch die Tabellenplätze 7 bis 15, um nicht abzusteigen.

Es ist ein Leichtes, das Neue abzulehnen und als Alibi dafür zu benutzen, dass die eigene Kreativität, der eigene Mut und die eigene Umsetzungskraft nicht für eine bessere Platzierung reichen. HSV, Werder Bremen, Wolfsburg: Ihr aktuelles Versagen hat nichts mit Leipzig zu tun.

Oder will jemand behaupten: Gäbe es Leipzig nicht, würde der HSV um die Meisterschaft mitspielen. Oder Werder Bremen. Oder Schalke 04. Jahrelang haben alle über die Übermacht der Bayern gemotzt. Jetzt rüttelt wieder jemand daran. Reflexartig wird wieder gemotzt.

Gewöhnen wir uns lieber daran: Mit seinen finanziellen Mitteln und mit den klugen Machern, die den Klub quasi auf der Grünen Wiese erschaffen haben, wird RB Leipzig eine wichtige Rolle im deutschen Fußball einnehmen. Für wie lange: Keine Ahnung.

Ein bisschen ist es wie bei Donald Trump in den USA: Ist erst die Wut über das Ungeheuerliche verflogen, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, werden alle Beteiligten mit der Situation umzugehen lernen. Und lernen müssen.

Neu sind die Argumente eh nicht. Schon Eintracht Braunschweig wurde Mitte der 70er Jahre die Kommerzialisierung des Fußballs vorgeworfen, als Günter Mast seine Jägermeister-Werbung auf die Trikots klebte und Paul Breitner von Real Madrid holte.

Später kamen Bayer Leverkusen, Bayer Uerdingen, VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim dazu. Drei von vieren gehören heute noch zum Bundesliga-Inventar. Nur ein einziger von ihnen wurde mal Deutscher Meister. Trotz aller Prognosen seinerzeit.

Erinnern wir uns an Hoffenheim. Als der Aufsteiger direkt im ersten Jahr Herbstmeister wurde (mit Ralf Rangnick als Trainer), kamen ebenfalls die Retorten-Vorwürfe. Und der Hopp-Klubs dümpelte brav Richtung Bundesliga-Durchschnitt und gewann nicht einen einzigen Titel seitdem.

Red Bull kennt das Gefühl schon, dass Erfolg nicht kaufbar ist. Seit Jahren will RB Salzburg mit Mateschitz-Millionen in die Champions League — und scheitert jedesmal an einem Punkt, den man beim Fußball nicht kaufen kann: an den eigenen Nerven.

Also, liebe Fußballfreunde! Was RB Leipzig betrifft: Einfach die Nerven behalten.

(9) Kommentare

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Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
15 VfB Stuttgart 0 0 0 0 0:0 0 0
16 FSV Mainz 05 0 0 0 0 0:0 0 0
17 RasenBallsport Leipzig 0 0 0 0 0:0 0 0
18 Hertha BSC Berlin 0 0 0 0 0:0 0 0
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-:- (-:-)
02 H
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-:- (-:-)
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  • Herold 19.11.2016 14:59 Uhr
    RB Leipzig ist eine Bereicherung für die Bundesliga und spielt einen tollen Fußball :-))
  • Mindgames 19.11.2016 15:30 Uhr
    Wieder einmal ein Meisterwerk an Kommentar, Herr Gottschalk!
    Ich finde auch, gewöhnen wir uns alle doch an RB und die damit verbundene Marketingstrategie und das Vereinskonzept.
    Eine wirklich großartige Idee!
    Dann gewöhnen wir uns auch bald an den Wegfall der 50+1 Regel.
    Anschliessend gewöhnen wir uns dann an englische Verhältnisse, was die Eintrittspreise angeht.
    Und damit gewöhnen wir uns dann auch daran, dass die wirklichen Fans aus den Stadien verbannt sind, weil die Eintrittskarten für den Normalverdiener nicht mehr erschwinglich sind.
    Schlussendlich gewöhnen wir uns dann auch an Fußballstadien, in denen eine Stimmung wie auf dem Friedhof herrscht, wie in vielen englischen Stadien auch.
    Wer braucht auch schon eine prickelnde Atmosphäre beim Fußball?
    Fangesänge, Schreie und Rufe, Pfiffe, Beifall...usw. Alles unnötig, oder wie?
    Haben Sie noch mehr solcher tollen Geistesblitze auf Lager, Herr Gottschalk?
  • aifoulloman 19.11.2016 16:23 Uhr
    Leipzig spielt guten Fußball. Wieviel weniger ist der Kader gegenüber Bayern und Dortmund wert? In den 80er und 90er Jahren gab es auch Mätzen (Wattenscheid, Fortuna Köln ), was anderes ist das doch heute auch nicht. Wollt ihr mir jetzt erzählen, dass ihr es nicht begrüßen würdet, wenn so ein Geldgeber bei eurem Verein einsteigen würde? In der Bundesliga steigen auch ohne RB die Preise bis in den Himmel!
    Wie richtig im Bericht festgestellt wurde, gewinnt Tradition kein Spiel. Der Fußball ist bis in die kleinen Ligen vom Geld abhängig und das wird sich nicht ändern, ganz im Gegenteil. Wie oft hört man hier von finanziellen Problemen der besagten Traditionsverein in tieferen Ligen (Essen, Wattenscheid usw.) wenn man mit dieser Entwicklung nicht klar kommt, dann muss man Fan der rhythmische bodengymnastik werden.
  • 19.11.2016 16:34 Uhr
    stimme ich voll zu.
  • 19.11.2016 16:49 Uhr
    Also wenn ich mir die Spiele von RB anschaue, muss ich sagen es gefällt mir! Anfängliche Ablehnung in Leipzig ist mittlerweile zum Großteil Geschichte, die Leute identifizieren sich mit dem neuen Verein und im Stadion ist Stimmung. Man ist froh wieder höherklassigen Fussball sehen zu können und der Geldgeber ist denen wurscht! Ehrlich, alle die hier über klamme Kassen und wegfallende Sponsoren jammern, wären froh wenn ein Herr Mateschitz anklopft und die volle Schatulle öffnet. Es ist eine verdammte Doppelmoral die an den Tag gelegt wird!


    Zuletzt modifiziert von Südwestfalen1907 am 19.11.2016 - 16:50:38
  • rweberti 19.11.2016 16:54 Uhr
    [quote=Sdwestfalen1907]
    Also wenn ich mir die Spiele von RB anschaue, muss ich sagen es gefällt mir! Anfängliche Ablehnung in Leipzig ist mittlerweile zum Großteil Geschichte, die Leute identifizieren sich mit dem neuen Verein und im Stadion ist Stimmung. Man ist froh wieder höherklassigen Fussball sehen zu können und der Geldgeber ist denen wurscht! Ehrlich, alle die hier über klamme Kassen und wegfallende Sponsoren jammern, wären froh wenn ein Herr Mateschitz anklopft und die volle Schatulle öffnet. Es ist eine verdammte Doppelmoral die an den Tag gelegt wird!


    Zuletzt modifiziert von Südwestfalen1907 am 19.11.2016 - 16:50:38
    [/


    Meine volle Zustimmung zu jedem Wort . Wenn nicht ähnliches in Essen passiert gehen wir unter .
  • 19.11.2016 17:05 Uhr
    Berti, ja so kann man es ausdrücken, wir gehen unter wenn nicht alsbald etwas passiert! Wir gehen unter, weil die alten Säcke, die wir mittlerweile auch sind und dem Verein seit Jahrzehnten die Treue halten, wegsterben. Die heutige Jugend orientiert sich lieber an den großen Vereinen, volle Stadien, Stimmung und Stars. Das zieht und damit will man sich identifizieren! RWE wird zum Auslaufmodell und irgendwann interessiert es niemanden mehr!
  • doverdiek 19.11.2016 21:12 Uhr
    Meine volle Zustimmung zu dem Artikel. Viele sogenannte Traditionsvereine wären froh über so ein Geschäftsmodell wie bei RB Leipzig. Es ist sehr positiv, dass mal wieder ein Verein aus den neuen Bundesländern die Bundesliga aufmischt. Bei RWE findet z.Zt. das Gegenteil statt. Wieder hat sich ein Großsponsor (Energiekonzern RWE) verabschiedet. Die Zuschauerzahlen gehen weiter zurück. Das Stadion hängt der hochverschuldeten Stadt Essen wie ein Klotz am Bein. Die Talfahrt geht langsam aber sicher weiter!!!!!!
    Tradition schiesst nun mal keine Tore.
  • TSG 1899 19.11.2016 22:28 Uhr
    Als damals die TSG aufgestiegen ist, spielte dort kein einziger Spieler, der seine internationale Sonderklasse nachgewiesen hatte. Einen Ba, Obasi, Weis, Eduardo, Salihovic oder Ibisevic kannte Niemand, oder sie wurden, wie im Falle Salihovic bei Hertha, für nicht bundesligatauglich befunden. Genau so ist es jetzt in Leipzig. Orban, Klostermann, Forsberg, Selke, Werner. Natürlich wurde Geld investiert, aber mit Sachverstand. Bei den Bayern stehen mehrere Weltklassespieler auf dem Platz und sie sind nun Zweiter. Die machen bei RB einen klasse Job.

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