Auf der Insel wird in allen Ligen durchgespielt. Auch für Sebastian Polter ist eine Spielpause ein Fremdwort. Der 25-jährige Wilhelmshavener steht beim Zweitligisten Queens Park Rangers unter Vertrag. Seit dem Sommer 2015 spielt der Angreifer für QPR. In Deutschland ging der ehemalige U21-Nationalspieler unter anderem für den VfL Wolfsburg, 1. FC Nürnberg, Union Berlin und Mainz 05 auf Torejagd, bevor er sich seinen großen Traum von einem Profivertrag im Mutterland des Fußballs erfüllte und im Juli 2015 nach London wechselte.
Wir sprachen mit Polter über seine bisherige Zeit bei den Queens Park Rangers, die Unterschiede zwischen dem deutschen und englischen Fußball und seine Ex-Klubs Union Berlin sowie VfL Wolfsburg.
Sebastian Polter, als Sie 2015 von Mainz zu QPR wechselten, sagten Sie, dass ein großer Traum in Erfüllung geht. Jetzt stecken Sie mit Queens Park im Abstiegskampf. Leben Sie trotzdem immer noch ihren Traum?
Natürlich! Die sportliche Situation des Klubs ändert nichts daran, dass ich schon immer nach England wollte. Leider läuft es aktuell nicht so gut für uns. Doch ich bin kein Typ, der wegrennt, wenn es schlecht läuft. Ganz im Gegenteil: Jetzt gilt es umso mehr die Ärmel hochzukrempeln und alles zu geben, damit wir da unten rauskommen.
Sie sind jetzt rund 18 Monate in England. Was sind die größten Unterschiede zwischen dem deutschen und dem englischen Fußball?
In Deutschland wird mehr mit dem Kopf gespielt. Hier in England sieht das etwas anders aus. Wir haben hier auch unsere Spielphilosophie, doch mit Deutschland ist es nicht zu vergleichen.
Irgendwann werde ich mit Sicherheit nach Deutschland zurückkehren. Das ist immer eine Option
Sebastian Polter
Wie haben Sie sich in der Weltstadt London eingelebt?
Das war gar nicht so einfach. Aber man gewöhnt sich an alles. Ich komme vom Land, da ist London natürlich eine andere Welt. London ist gefühlt eine eigene kleine Nation. Ich habe auch schon in Berlin gelebt und die Größe der Stadt hautnah miterlebt, doch London ist noch einmal etwas anderes. Es ist aber ganz angenehm. Auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass es für mich keine Stadt wäre, um hier mein Leben nach der aktiven Karriere zu verbringen. Da mag ich es doch kleiner und gemütlicher.
Berlin ist ein gutes Stichwort: Wie sehr fiebern Sie noch mit ihren Vereinen mit?
Zu Union Berlin und dem VfL Wolfsburg habe ich noch eine enge Bindung. Das sind eigentlich die einzigen Ex-Klubs, die ich noch intensiv verfolge.
Warum ausgerechnet diese beiden Klubs?
In Wolfsburg habe ich rund sieben Jahre gespielt und bin dort von Felix Magath in den Profikader berufen worden. Das war eine schöne, aufregende Zeit. Später wurde ich unter anderem an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen. Zu dieser Zeit war dort Dieter Hecking Trainer. Wir haben uns super verstanden. Seine Entlassung in Wolfsburg hat mir sehr leid getan. Dass der VfL jetzt da unten steht, ist sehr ärgerlich. Der Verein hat sehr gutes Fundament und gehört nicht in diese Tabellenregion. Aber wenn man einmal einen schlechten Lauf hat, dann ist es schwer, da wieder rauszukommen. Ich bin mir aber sicher, dass die Wölfe die Kurve bekommen werden. Dagegen sieht es für Union Berlin sehr gut aus. Das überrascht mich überhaupt nicht.
Sie halten sehr viel von den "Eisernen", oder?
Ja, das ist ein toller Verein. Ich war für nur ein Jahr an Union ausgeliehen, habe mich aber in Köpenick sofort heimisch geführt. Ich wurde von den Fans sehr gut aufgenommen. Das hat mir imponiert. In diesem Verein ziehen wirklich alle an einem Strang: Mannschaft, Fans, Veranntwortliche, Physios, Platzwart, Putzfrau - einfach alle. Köpenick ist ein echter Arbeiter-Stadtteil und das lebt Union vor. Ich würde mich freuen, wenn die Köpenicker aufsteigen. Das gönne ich dem Klub von Herzen.
Ist die Stimmung bei den Heimspielen der Rangers genauso gut wie die an der Alten Försterei?
Die Atmosphäre ist beim englischen Fußall insgesamt anders. In England werden jedes Tackling, jede Aktion beklatscht. Es gibt dafür weniger Gesänge. In Deutschland kommen die Fans mit Trommeln oder anderen Utensilien ins Stadion. Dementsprechend ist die Stimmung eine andere.
Ihr Vertrag läuft noch bis Sommer 2018. Sehnen Sie sich schon nach Deutschland?
Nein. Mein nächstes Ziel ist die Premier League - am liebsten mit den Queens Park Rangers. Das wird schwer, aber bis 2018 durchaus möglich. Ich habe mir hier eine Torquote im Kopf gesetzt und will diese realisieren, um der Mannschaft mit meinen Treffern zu helfen. Irgendwann werde ich mit Sicherheit nach Deutschland zurückkehren. Das ist immer eine Option.
Dann vielleicht zum Erstligisten Union Berlin...
Warum nicht (lacht)? Die Köpenicker sind für mich immer reizvoll.
In Deutschland geht es in die Winterpause, in England wird durchgespielt. War es für Sie eine große Umstellung?
In der ersten Saison schon, jetzt nicht mehr. Das ist mein Beruf und da muss ich durch. Meine Kollegen in Deutschland sollen mir aber nichts mehr von Englischen Wochen vorjammern. Die habe ich hier dauernd. Ich freue mich aber, dass meine Familie bald in London sein wird. Da wird dann auch Weihnachtsstimmung aufkommen.

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