Trotz der Verletzungsmisere, die sich wie ein roter Faden durch die Hinserie zog, blieb der VfL nur zwei Punkte hinter der Hinrunde 2015/16 zurück. Das verdient Respekt. In Hamburg war sogar der zweite Auswärtssieg der Saison möglich, doch dass es am Ende nicht reichte, lag zum einen an der frühen Roten Karte gegen Timo Perthel (29.), zum anderen, weil Manuel Riemann, der bis dato fehlerfrei war, beim 1:1 (76.) eine Flanke unterschätzte und dem Torschützen Aziz Bouhaddouz quasi auf den Fuß servierte. Ärgerlich, denn zu diesem Zeitpunkt gab es schon die ersten Pfiffe für die Heimmannschaft, die gegen dezimierte Bochumer kopflos agierte. Angesichts der Umstände war Trainer Gertjan Verbeek nach dem Spiel mit seinem Team durchaus zufrieden: „Ich kann es kurz machen: Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, wie sie mit den Umständen hier umgangen ist. Wir haben es gut gemacht, sind ruhig geblieben und haben einen Punkt geholt.“
Nicht unzufrieden war auch Sportvorstand Christian Hochstätter: „Eine sehr unglückliche Situation hat hier zum Ausgleich geführt. Ich meine dort vorher an der Außenlinie ein Handspiel gesehen zu haben.“ Das sah der Sportvorstand nicht alleine so. Statt den Ball ins Aus zu spielen, ließ sich Jan Gymerah den Ball abjagen und von der Hand eines Hamburgers sprang dann der Ball auf den Fuß und führte zur Flanke. Hochstätter: „Wir sind von den Entscheidungen des Schiedsrichters nicht begünstigt gewesen. Doch ich muss der jungen Mannschaft ein Kompliment machen, trotz langer Unterzahl haben wir kaum etwas zugelassen. Mit ein wenig Glück gewinnen wir das Spiel.“
Glück hatte der VfL eigentlich nur einmal, als nach einen Missverständnis im Defensivverbund (3.), Bouhaddouz bei einem Rückpass von Perthel dazwischen huschte, doch sein Schuss aufs Tor sprang vom Boden gegen die Querlatte.
Pech für die Gastgeber, dass sich Daniel Buballa bei einem Zusammenprall mit Keeper Riemann (14.) verletzte und mit einem Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Es kam noch bitterer für die Hausherren, denn Peniel Mlapa nutzte seine zweite Möglichkeit zur Führung.
Neun Minuten später war sein Team dezimiert. Timo Perthel spielt zwar den Ball, erwischt aber den Gegenspieler dann im Gesicht. Schiedsrichter Felix Zwayer lief mit der Gelben Karte auf Bochums Linksverteidiger zu, ließ sich dann aber nach langem Gespräch mit seinem Linienrichter zu einem Platzverweis überreden. Perthel äußerte sich später exklusiv gegenüber RS: „Die Karte kann man geben, aber es war überhaupt nicht meine Absicht, ihn zu treffen. Das sieht natürlich unglücklich aus und es tut mir auch leid für die Mannschaft, die dann zu zehnt kämpfen musste.“ Und dann fügte der Linksfuß noch an: „Ich war mir sicher, dass er nicht zum Ball geht und wollte nur klären. In diesem Moment aber geht er dann doch zum Ball und ich treffe den Ball und dann ihn. Wie gesagt, meiner Meinung nach kann man da Rot geben, es war aber niemals meine Absicht, ihn zu verletzen.“
Es war auf jeden Fall eine überharte Entscheidung und wenn Pauli-Coach Ewald Lienen in der Pressekonferenz von einer hektischen Phase in der ersten Halbzeit sprach, dann ist dies richtig, aber die Hektik ging ganz allein von den Gastgebern aus. Besonders der kaufmännische Geschäftsleiter Andreas Rettig schien an der Außenlinie von allen guten Geistern verlassen gewesen zu sein, denn gerade bei der Szene um Perthel versuchte er massiv auf die Entscheidung des Linienrichters Einfluss zu nehmen.
Am Ende hatte der VfL eine Stunde mit allen Kräften gegen die zuweilen hilflos anrennenden Hausherren gewehrt und man kann davon ausgehen, dass ohne den Feldverweis der VfL erstmals nach zuletzt zwei Niederlagen am Millerntor als Sieger vom Platz gegangen wäre. Abwehrspieler Tim Hoogland: „Unter diesen Umständen müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein.“
Der VfL präsentierte sich in der Hansestadt als echtes Team und keiner schickte einen Vorwurf in Richtung Manuel Riemann. Der sprach später nach dem Spiel Klartext: „Es ist ärgerlich, dass wir hier noch zwei Punkte hergeschenkt haben. Das Tor geht auf meine Kappe. Ich hätte den Ball einfach nach mit der Faust nach hinten weiterleiten müssen, dann passiert gar nichts. Bis dato hatte ich eigentlich ein ordentliches Spiel gemacht und dann passiert so etwas.“
Unmittelbar nach der Rückkehr an die Castroper Straße ging es für die VfL-Akteure in den Urlaub. Bis zum 2. Januar ist trainingsfrei. Beim Start dann dürfte sich die Personalsituation des VfL deutlich verbessert haben: Neben Patrick Fabian, der in Hamburg erstmals wieder auf der Bank saß, werden dann auch Felix Bastians, Stefano Celozzi, Maxim Leitsch, Görkem Saglam und eventuell sogar Jannik Bandowski wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.



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