Manchmal fühlt man sich als Sportjournalist ein kleines bisschen wie als Bundeskanzler oder zumindest Bundestrainer. Zumindest gehört dieser Beruf in die Gruppe von Tätigkeiten, von der viele Leute meinen, sie könnten es auch ohne Ausbildung und Vorerfahrung jederzeit besser als die Menschen, die diesen Job derzeit innehaben.
Twittert man beispielsweise Transfernachrichten – oder wie im aktuellen Dortmunder Trainingslager eher Transferdementis –, kann man sich sicher sein, dass sich innerhalb kürzester Zeit Menschen melden, die zwar noch nie mit dem fraglichen Spieler, seinem Berater, seinem aktuellen Klub oder einem Verantwortlichen von Borussia Dortmund gesprochen haben, die einem aber trotzdem mit unumstößlicher Sicherheit erzählen können, welche Seite die Wahrheit erzielt und welche lügt.
Als ich während des aktuellen Trainingslagers in kurzer Folge sowohl den anstehenden Kauf eines gewissen Fedor Smolov als auch das chinesische Millionenangebot für Pierre-Emerick Aubameyang unter Berufung auf verlässliche Dortmunder Quellen als Luftnummern bezeichnete, bezeichnete man mich auf Twitter als Naivchen. Das nahm sogar noch zu, als ein Boulevardblatt meldete, der BVB jage die Schenkel-Schaukel. Gemeint war Smolov, der auf dem Oberschenkel eine Schaukel eintätowiert hat. Aber bis auf diese zugegebenermaßen kreative Bezeichnung waren auch die Informationen in diesem Text höchstens halbgar, was sich tags darauf zeigte. Da vermeldete die gleiche Zeitung, sie habe erfahren, dass der BVB keinen Spieler mehr verpflichten wolle.
Aber vielleicht sind ja auch die Kollegen einfach nur ein bisschen naiv.




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