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Lieber steigt Wolfsburg ab als der Hamburger SV

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Hamburger SV, Hamburger SV
Foto: firo

Lieber steigt Wolfsburg ab als der Hamburger SV: Ein Kommentar zum Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga.

Müssen Fußballfans einen Klub nennen, dem sie den Abstieg gönnen, antworten sie fast immer: Hamburger SV. Der Liga-Dino quält nicht nur die eigene Anhängerschaft seit Jahren mit einer Spielweise, die mit Hauruck freundlich umschrieben ist. Dabei wird übersehen: Andere Mannschaften haben weit weniger den Klassenerhalt verdient. Der VfL Wolfsburg zum Beispiel. Und hier geht es nicht um sportliche Kritierien.

Der frühere Hecking-Verein wird schon seit ewigen Zeiten mit den Millionen von Volkswagen gefüttert. Weder zu Hause noch auswärts aber kann das Team aus eigener Strahlkraft Stadien füllen. Eine Müdigkeit macht sich breit. Zwei Weltmeister kommen und flüchten vorzeitig (Schürrle und Draxler), weil die Vereinsführung schwach ist und die Realität nicht alle Erwartungen erfüllt. Wenn Fans unbedingt einen Marketing-Klub brandmarken wollen, dann den VfL Wolfsburg: Kaum schmälert VW, geschüttelt vom Abgasskandal, den Finanzfluss, geht’s bergab. Die Ambitionen im Profifußball: im Standgas. Der Sportchef (Allofs) ist schon länger weg. Jetzt versucht der dritte Trainer in der Saison die Wiederbelebung einer toten Mannschaft: ein Holländer mit Namen Andries Jonker wird im Abstiegskampf der Nachfolger von Ismael und Hecking.

Den Meister von 2009 würde die Bundesliga weniger vermissen als die Darmstädter und Ingolstädter, die nicht immer gut spielen, aber meist leidenschaftlich, obwohl sie mit viel weniger Geld ausgestattet sind. Und noch weniger als den Hamburger SV, der auch viel Murks macht. Aber immerhin mit Fans und Tradition punkten können. So wie Werder Bremen.

Und darum geht es ja bei den Diskussionen um Traditionsvereine. Man wirft RB Leipzig vor, dass die Konstruktion von Red Bull keine Tradition hat. Aber immerhin: Die Leidenschaft der Leipziger für den Bundesliga-Fußball ist erstens in der eigenen Stadt greifbar, wo der deutsche Fußball seine Geburtsstunde hatte, und ist zweitens bei jedem Auswärtsspiel spürbar. Beim VfL Wolfsburg jedoch war schon legendär, wie das Stadion sogar in der Champions League gähnende Leere auf den Tribünen offenbarte. Ganz ehrlich: Sowas braucht man nicht. Und wie gesagt: Hier geht es nicht um sportliche Kritierien -- womöglich schafft Wolfsburg mit dieser Qualität im Kader (Gomez! Rodriguez! Gustavo!) den Umschwung.

Beim Hamburger SV macht man sich natürlich lustig, dass die Fans, wenn ihr Vereine zwei Spiele ordentlich bestreitet, sofort vom Europapokal träumen. Ja, aber auch das: ein Ausdruck von Leidenschaft und Stolz in der Hansestadt, dass der HSV der einzige Klub ist, der seit Bundesliga-Gründung immer erstklassig war (das können noch nicht einmal die Bayern von sich behaupten). Diese Leidenschaft würde man sich manchmal von Wolfsburg wünschen.

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  • Tom1974 28.02.2017 07:55 Uhr
    Sorry, Herr Gottschalk, aber Ihren Kommentar kann ich nicht ganz teilen.
    Das Wolfsburg keine Tradition hat und vom VW-Konzern finanziert wird, macht sie nicht sympathisch. Da stimme ich Ihnen zu. Aber den HSV noch weniger zu vermissen, als Darmstadt oder Ingolstadt finde ich etwas komisch, denn bei welchem Bundesliga-Verein klafften in den letzten Jahren Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander? Missmanagement und Misswirtschaft gepaart mit unprofessioneller Außendarstellung sind außerdem zu nennen. Und ich höre auch kein Wort, dass ohne das Geld eines gewissen Herrn Kühne, der HSV eigentlich schon tot wäre. Ich würde den HSV gerne als Absteiger sehen, denn in meinen Augen müsste er sich einmal komplett neu aufstellen.
  • Tomi 28.02.2017 21:45 Uhr
    Das ist der größte Quatsch, den ich je gelesen habe, liebe Pia Gottschalk. Wenn Sie sich wirklich intensiv mit den Spielen des VfL Wolfsburgs beschäftigt hätten, wüssten Sie, dass die von Ihnen genannten "Star"-Spieler schon lange nicht mehr die besten der Mannschaft sind und deshalb auch nicht unbedingt nur Gomez, Rodriguez und Gustavo den Umschwung schaffen. Außerdem widerspreche ich Ihrer Aussage zur Tradition, da der VfL Wolfsburg im Sommer seit 20 Jahren Bestandteil der Bundesliga ist. Darüber hinaus sollten Sie bedenken, dass in Wolfsburg ca. 100.000 Menschen wohnen und das Stadion Platz hat für 30.000. In Hamburg hingegen wohnen 1,8 Millionen und dann ist es auch natürlich logisch, dass sich in solchen Großstädten mehr Leute finden, die zu Heim- und Auswärtsspielen fahren. Auch die kleinen Stadien (15.000-18.000 Plätze) von Vereinen wie Ingolstadt und Darmstadt sind eher selten ausverkauft, was noch viel bedenklicher ist. Ihre Kommentare sollten Sie deshalb genauer betrachten und nicht so einseitig und WIDERSPRÜCHLICH argumentieren. Der WITZ an Ihrem Kommentar ist: Wegen den Geldkürzungen von VW [...]. Liebe Frau Gottschalk, hätten sie sich mal intensiver mit dem Werksklub beschäftigt, wüssten Sie, dass diese Kürzungen erst ab der nächsten Saison stattfinden. Für die Zukunft wünsche ich mir von Ihnen bitte keine weiteren Kommentare über Fußballvereine zu, da Sie sich anscheinend nicht genau genug damit auskennen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Tom, 15 Jahre
  • 01.03.2017 18:44 Uhr
    Herr Gottschalk hat recht.
    Der HSV darf nicht absteigen. Punkt!

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