In der Schalker Kabine ging es nicht so lasch und teilnahmslos zu, wie es auf dem Platz den Anschein hatte. Als Cheftrainer Markus Weinzierl noch seine Gedanken für die Pausenansprache sortierte, nagelte Kapitän Benedikt Höwedes schon los: „Ich verlange, dass wir uns hier zusammenreißen und würdig verabschieden“, raunzte er die Mitspieler an. Es waren Szenen aus der Halbzeitpause, die am Ende des Tages den Weg nach draußen fanden. Es braucht nicht viel Interpretationsspielraum, dass es in der Kabine im Angesicht des drohenden Debakels ordentlich gerumst hatte.
Die Rede ist vom Übergangsjahr
Wenn nicht jetzt, wann dann: Was Schalke beim Pokal-Viertelfinale in München in der ersten Halbzeit abgeliefert hatte, war den stolzen Königsblauen nicht würdig. Nach 16 Minuten war das Spiel durch zwei Tore entschieden, nach einer halben Stunde und dem 3:0 durch Lewandowski wünschte sich kein Schalker, mehr hier zu sein. „Da gab es Phasen, in denen sie mit uns Ping-Pong gespielt haben“, konstatierte Manager Christian Heidel: „Da musst du Acht geben, dass du nicht die Kiste voll bekommst.“ Deswegen habe Höwedes, so Heidel, in der Halbzeit „an den Charakter der Mannschaft appelliert, dass wir uns hier nicht abschlachten lassen.“
Schalkes Kapitän hatte selbst das erste Tor mit einem Ballverlust mit verschuldet, deswegen nahm er einen Teil der Schuld auf sich: „Ich habe gesagt, dass es dummerweise auch mit mein Verdienst war, dass wir in Rückstand geraten sind.“ Aber danach stellte er die Mitspieler vor die Wahl: „Wir haben jetzt nur noch zwei Optionen: Entweder stehen wir jetzt unseren Mann und bringen eine vernünftige Leistung in der zweiten Halbzeit, oder wir gehen halt wie Hamburg unter, und darauf habe ich keinen Bock.“ Der HSV hatte zuletzt acht Tore kassiert. Dass es für Schalke bis zum bitteren Ende beim 3:0 blieb, zeigte immerhin ein wenig die Wirkung. „Stolz“, sagte Heidel, „sind wir darauf ganz bestimmt nicht.“
Man kann in München verlieren, sicher auch mit 3:0. Aber nicht auf diese Art, die Torwart Ralf Fährmann „als Schlag ins Gesicht“ empfand. Trainer Markus Weinzierl gebrauchte die etwas abgegriffene Formulierung, dass „andere Gegner nicht so stark sind wie Bayern München“. Aber Schalke steuert in dieser Saison auf einen Schaden zu, den es so lange nicht mehr gegeben hat: Zum ersten Mal seit sieben satten Jahren droht 2017/18 eine Saison ohne Europapokal – einst hatte Schalke ja sogar dreimal in Folge die Champions League erreicht.
Ralf Fährmann schiebt diese Gedanken noch weit nach hinten: „Ich habe noch nicht ansatzweise darüber nachgedacht, diese Saison jetzt hinzuschmeißen.“ Er glaubt, dass es gut ist, dass Schalke am Samstag im Bundesligaspiel in Mönchengladbach gleich wieder gefordert ist, um die Schmach aus den Köpfen zu bekommen: „Wenn wir einen Lauf starten, ist noch alles möglich“, sagt der 28-Jährige kämpferisch.
Benedikt Höwedes hält es aber nicht für ratsam, sich jetzt nach jedem Spiel damit zu beschäftigen, ob Schalke noch den Sprung in den Europapokal schafft. Für ihn ist die perspektivische Entwicklung der Mannschaft entscheidender: „Wenn es ein Übergangsjahr wird, dann ist es extrem bitter und tut weh, aber vielleicht brauchen wir das.“ So wie ein Donnerwetter in der Kabine?




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