Er brauchte Hilfe, um sich über etwas besonders Wichtiges zu freuen. Über seinen Treffer zum 1:1 (90.), der den MSV Duisburg nach einer Pause von 20 Minuten wieder zurück an die Tabellenspitze der 3. Liga gehievt hatte. Er bekam sie von Zlatko Janjic, der den Duisburger Torjäger für alle sichtbar aufzumuntern versuchte. Doch so recht wollte die Freude aus ihm nicht herausplatzen. Er blickte nur dankbar gen Himmel Stattdessen drückten Körpersprache und Mimik nur eins aus: pure Erleichterung.
Der Spieler, der da getroffen hatte und so für ein versöhnliches Ende der Partie gegen Aufsteiger Sportfreunde Lotte gesorgt hatte, erklärte seinen etwas eigenwilligen Jubel. „Das Tor war für mich überhaupt nichts zum Freuen“, sagte Kingsley Onuegbu. Der Nigerianer ärgerte sich sogar. Darüber, dass der MSV Duisburg einen so einfachen Matchball nicht hatte verwandeln können. Denn das 1:1 von Verfolger Magdeburg gegen Frankfurt hätte dem Tabellenführer zwei Spieltage vor Ultimo bei einem gleichzeitigen Sieg der Zebras den vorzeitigen Aufstieg und somit die sofortige Rückkehr in die 2. Bundesliga beschert. Die Rechnung ging am Ende nicht auf. „Das ist sehr, sehr bitter“, klagte Onuegbu.
Doch in dieser aufgrund des Zeitpunkts und der Bedeutung merkwürdig erscheinenden Jubelgeste spiegelte sich die gesamte Saison der Duisburger wieder. Wenn dieses Schneckenrennen um den Aufstieg tatsächlich ein positives Ende für die Mannschaft von Ilija Gruev haben sollte – welcher MSV-Fan vermag da auf Anhieb in frenetischen Jubel verfallen? Wenn es denn geschafft ist, ist zu erwarten, dass den Meiderichern wohl eher eine zentnerschwere Last von den mit reichlich Verantwortung beladenen Schultern fallen würde.
Onuegbu sieht das ähnlich, hat in dieser Denk- und Handlungsweise aber ein gesteigertes Anspruchsdenken bei den Zebras feststellen wollen. „Wenn man die Körpersprache von allen heute sieht: Wir freuen uns nicht über den Punkt, wir ärgern uns. Das ist die Siegermentalität.“ Bei sich selbst hat er allerdings eine besonders ausgeprägte Form davon festgemacht. „Bei solchen Spielen drehe ich durch“, sagte er und deutete an, dass er eine derartige Situation in dieser Saison nach Möglichkeit nicht noch einmal erleben will: „Wenn wir verlieren, ist für mich das ganze Wochenende kaputt.“
Es bedarf einer großen mentalen Aufgabe, sich gedanklich auf das nächste Spiel vorzubereiten, sagt Duisburgs Torjäger: „Ich muss jetzt erstmal runter kommen. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis ich das verarbeitet habe.“ Doch allzu viel Zeit bleibt ihm nicht. Am Samstag spielt der MSV bei Fortuna Köln. Dieses Wochenende – das hat sich Onuegbu jetzt schon vorgenommen – will er genießen. Als Aufsteiger. „Wenn wir ein Ziel haben, dann ist es, den Aufstieg so schnell wie möglich klar zu machen. Wir fahren nicht nach Köln um unentschieden zu spielen.“




Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.
Login via Facebook
Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung