MSV

Darum glaubt Dietz an einen Aufstieg ohne Relegation

Wir sprachen mit Vereinslegende Bernard Dietz über die Lage der Mannschaft und seine Prognose im Aufstiegskampf.

Bernard Dietz, spüren Sie nach dem 1:1 gegen Lotte eher Erleichterung über den späten Ausgleich oder Enttäuschung über die schwache Leistung?
Beides. Die Jungs haben in den letzten Minuten – wohl auch mit der Angst im Nacken, das Spiel noch zu verlieren – alles reingelegt und den Punkt gerettet. Wenn die Spieler das Spiel revue passieren lassen, können sie nicht zufrieden sein, das ist klar. Die Mannschaft hat im ersten Durchgang nicht genug Druck gemacht, um ein Tor zu erzielen. Das war nicht nachvollziehbar. Vielleicht war bei den Spielern eine Hemmschwelle da, weil sie das Spiel unbedingt gewinnen wollten.

Kann man der Mannschaft den Vorwurf machen, dass sie nicht alles dafür getan hat, das Spiel zu gewinnen?
Ich glaube nicht. Aber sie sind einfach nicht aus den Schuhen gekommen. Wenn ich zuhause gegen eine Mannschaft wie Lotte spiele, dann muss der gegnerische Torhüter eigentlich der beste Mann auf dem Platz sein. Allerdings hat der MSV das Spiel nur verwaltet. Man hatte nicht das Gefühl, dass die Jungs unbedingt Torchancen herausspielen und gewinnen wollten. Das war zu wenig, aber das wissen sie auch selbst. Nach der Halbzeit wurde Lotte auf einmal stärker. Und so können wir uns bei unserem Torwart bedanken, dass wir nicht noch mehr Tore kassiert haben. Den Druck, den die Mannschaft dann zum Schluss entwickelt hat, hätte ich mir von der ersten Minute an gewünscht.

Woran, denken Sie, liegt es, dass die Mannschaft diesen Kampf nicht von Beginn an zeigt?
Das ist schwer zu sagen. Man geht ja normalerweise mit der Einstellung in das Spiel, dass man es unbedingt packen, dass man gewinnen will. Ob da doch teilweise Blockaden bei den Spielern sind, kann man so allgemein nicht sagen. Das muss jeder Spieler selbst hinterfragen.

Durch das Unentschieden droht dem MSV sogar noch das Abrutschen auf den Relegationsplatz. Haben Sie Angst, dass die Mannschaft noch eine Ehrenrunde drehen muss?
Das glaube ich nicht. Sie werden die Woche nutzen, um das Spiel gegen Lotte aufzuarbeiten. Der Trainer wird die richtigen Worte finden. Gegen Köln gehen sie sicher wieder mit dem richtigen Selbstbewusstsein auf den Platz. Ich glaube, dass sie es dort klarmachen werden.

Der Jubel von Kingsley Onuegbu war nach seinem Treffer zum 1:1-Ausgleich nicht besonders euphorisch, eher erleichtert. Ist das ein Sinnbild für die Situation des MSV in dieser Saison?
Ja, schon. Wenn man sich die ganze Saison anschaut, muss man sagen, dass viele Mannschaften so für uns gespielt haben, dass unsere Position nicht ernsthaft gefährdet wurde. Dafür muss man den tiefer platzierten Vereinen ein Kompliment machen. Aber auch unabhängig davon haben unsere Jungs einige Spiele gezeigt, die durchaus Begeisterung hervorgerufen haben.