Innenverteidiger Niklas Wiemann (18) spricht im WAZ-Interview über eine vertane Chance, die Speisekarte vom Teamabend und den nächsten Gegner.
Wie war der Teamabend am Samstag nach dem 1:1 in Wuppertal? Hat das Essen trotz der verpassten Westdeutschen Meisterschaft geschmeckt?
Das Essen hat sehr gut geschmeckt. Die Stimmung war anfangs noch etwas gedrückt, sie wurde im Laufe des Abends aber immer besser. Das war der Zeitpunkt, als aus der Enttäuschung mehr und mehr Stolz wurde und die Vorfreude auf das, was noch auf uns wartet, richtig begonnen hat.
Standen denn Pommes oder Nudeln auf der Speisekarte?
Nudeln waren dabei, Pommes gab es nicht. Das Angebot war aber reichhaltig. Ich würde sagen: alles sportlergerecht zubereitet (lacht).
Die Mannschaft besteht zu zwei Dritteln aus Spielern des Jahrgangs 1999, sie dürfen also auch in der nächsten Saison noch in der U19 spielen. Ist der zweite Platz nicht eigentlich mehr, als zu erwarten war?
Wenn uns das vor der Saison jemand gesagt hätte, hätten wir Platz zwei unterschrieben. Wir können stolz darauf sein, dass wir das mit unserer jungen Mannschaft erreicht haben. Am Samstag waren wir aber zunächst enttäuscht, weil wir die Westdeutsche Meisterschaft so kurz vor dem Ziel noch an Dortmund verloren haben.
Sie sind selbst Spieler des Jungjahrgangs? Wie groß ist der Unterschied zur U17?
Er ist gewaltig, vor allem bei der Robustheit der Gegenspieler. Das Spiel ist auf einem ganz anderen körperlichen Niveau, daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Auch die Spielgeschwindigkeit ist eine ganz andere. Man ist automatisch aufgefordert, das Spiel viel schneller zu lesen.
Bei den meisten Spielen standen Sie nicht in der Startelf, zuletzt waren Sie in der Innenverteidigung aber gesetzt.
Ja, die Situation war für mich eine ganz neue. Es ist zum ersten Mal vorgekommen, dass ich nicht regelmäßig meine Spielzeiten bekommen habe. Das war für mich nicht leicht, das gebe ich zu. Ich habe nach Spielen häufig mit meiner Familie darüber gesprochen. Letztlich hat es sich aber ausgezahlt, dass ich bei jedem Training 100 Prozent gegeben habe. Dass ich zuletzt so oft gespielt habe, ist der Lohn dafür.
Was unterscheidet Ihren Trainer Norbert Elgert von anderen Trainern, die Sie in Ihrer noch recht jungen Laufbahn bislang hatten?
Der Trainer achtet auf viele Details, auf jede Kleinigkeit. Er unterbricht das Training, um uns auch auf die kleinsten Fehler hinzuweisen, denn auch die geringste Ungenauigkeit kann zum Gegentor führen. Man merkt dem Trainer seine unglaubliche Erfahrung an, sie ist wohl einzigartig auf diesem Niveau.
Was weiß die Mannschaft denn schon über den Halbfinalgegner Bayern München?
Allein der Name verrät es ja schon – Bayern ist ein Spitzenteam. Sie werden, genau wie die Profis, technisch sehr stark sein und auf Ballbesitz spielen. Aber auch die Bayern werden ihre Schwächen haben. In der Analyse vor dem Spiel werden wir diese sicher aufgezeigt bekommen.
Wo waren Sie eigentlich am 22. Mai 2015, als die Schalker U19 zum letzten Mal Deutscher Meister wurde? Leroy Sané war noch dabei.
Ich war live dabei. Mein Wechsel von Arminia Bielefeld in die Schalker U17 stand fest und Schalke hatte mich zu diesem Spiel eingeladen. Die Stimmung im Wattenscheider Lohrheidestadion war unglaublich. Einmal vor so einer Kulisse zu spielen, ist den allerwenigsten Jugendspielern vergönnt. Außerdem hat mich das fußballerische Niveau beeindruckt – einmal so Fußball zu spielen, war für mich damals utopisch. Zwei Jahre später stehe ich mit meiner Mannschaft im Halbfinale und träume selbst vom Einzug ins Endspiel.
Hätten Sie einen Wunschgegner für das Finale?
Für uns zählt nur das Halbfinale. Jetzt schon ans Endspiel zu denken, wäre falsch. Wenn ich eine Antwort geben muss, sage ich: Borussia Dortmund. Ein Revierderby zu spielen, ist unglaublich. Sicher wäre die Stimmung im Stadion mindestens genauso gut wie beim Endspiel vor zwei Jahren.
Was ist eigentlich das Besondere daran, für Schalke zu spielen?
Es sind die Fans, die den Verein zu etwas Besonderem machen. Sie stehen auch in schlechteren Zeiten zu ihrer Mannschaft. Schon die U19 wird zu Auswärtsspielen begleitet, auch am Samstag in Wuppertal waren viele Schalker. Unsere Heimspiele in Ückendorf sind gut besucht, das ist im Jugendbereich nicht selbstverständlich. Das sind Erfahrungen, die einem, egal, wo der Weg auch einmal hinführen wird, niemand mehr nehmen kann. Ich sauge das auf.
Sie stecken mitten im Abiturstress. Bleibt neben dem Fußball und der Schule eigentlich noch Zeit?
Ich habe das Glück, dass ich für die Schule neben den Unterrichtszeiten nicht noch viel Zeit investieren muss. Ich bin optimistisch, dass ich ein gutes Abitur machen werde. Auch wenn die mündliche Prüfung, mein Fach ist Englisch, noch aussteht. Wenn ich mehr Zeit für die Schule brauchen würde, wüsste ich aber, dass die Gesamtschule Berger Feld in Zusammenarbeit mit Schalke alles dafür tun würde, mir diese Zeit einzuräumen.
Wohnen Sie im Schalker Internat?
Als ich für die U17 gespielt habe, habe ich im Internat gewohnt. Seit Sommer teile ich mir eine Wohnung mit meinem Mitspieler Phil Halbauer, ihn kenne ich schon aus Bielefelder Zeiten. Das klappt ganz gut mit uns (lacht).
Was sagen Ihre Kumpels, wenn Sie mal wieder keine Zeit haben, weil Norbert Elgert zum Training bittet.
Meistens fällt es mir nicht schwer, ihnen abzusagen. Manchmal schon, das gebe ich zu. Ich habe die Möglichkeit ein Leben zu führen, wie ich es führen möchte. Dass da nicht besonders viel Zeit neben dem Fußball und der Schule bleibt, ist klar. Viele, die darüber schlecht reden, neiden es mir vielleicht. Von meinen echten Freuden habe ich die volle Unterstützung.
Wie lautet Ihr Karriereplan? Setzen Sie alles auf die Karte Profifußball oder haben Sie mit 18 Jahren schon einen Plan B?
Ich möchte auf jeden Fall ein Studium beginnen, allerdings nicht sofort. In der nächsten Saison werde ich mich ganz auf den Fußball konzentrieren, nebenbei aber verschiedene Kurse besuchen und mich weiterbilden. Ich möchte mein Englisch deutlich verbessern und noch eine weitere Fremdsprache lernen.




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