Er war sauer. Keine Frage. Es brodelte in ihm. Vielleicht hatte er sogar auf diesen Moment gewartet, um sich Luft zu verschaffen. Vielleicht hatte er darauf gewartet, dass er noch einmal auf den unsäglichen Auftritt im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (1:1) und die leistungsbedingten Wechsel angesprochen wurde. Und darauf, dass er einen Vorstoß gewagt und zwei Spieler öffentlich in aller Deutlichkeit kritisiert hatte.
Gertjan Verbeek hätte damit rechnen können, dass ihm vor dem Auswärtsspiel bei 1860 München die Frage gestellt wird, ob diese Kritik Auswirkungen auf die Aufstellung bei den Löwen haben werde. Das wird es, versprach er. Bochums Trainer richtete den Blick aber noch weiter in die Zukunft: Er sprach schon über die nächste Saison.
Im Moment haben wir nicht das Niveau, über den Aufstieg in die 1. Bundesliga zu reden. Also wird das Konsequenzen für die Spieler haben
Gertjan Verbeek
In seiner Mannschaft bestehe ein strukturelles Problem, stellte der Niederländer klar. Das machte Verbeek daran fest, dass der VfL in dieser Spielzeit bereits 14 Mal Unentschieden gespielt hatte. „Nicht, weil wir immer in Führung gegangen sind, sondern weil wir immer zurückgelegen haben“, sagte er. Und weiter: „Diese Mannschaft kann ich jetzt nicht ändern. Das geht nur in der Pause.“ Nach der Hinserie habe der VfL die Möglichkeit gehabt, Verstärkungen zu holen, allerdings darauf verzichtet. Im Sommer wird das anders sein.
Denn der Verein hat höhere Ziele, möchte mittelfristig wieder in der Spitzengruppe mitmischen. „Im Moment haben wir nicht das Niveau, über den Aufstieg in die 1. Bundesliga zu reden. Also wird das Konsequenzen für die Spieler haben“, kündigte Verbeek an. Der 54-Jährige erklärte auch, welche Spieler es treffen wird: „Wer nicht aus der Komfortzone kommen will, hat hier nichts zu suchen.“
Dieses Verharren habe er in dieser Saison zu oft bemerken müssen. Das verwundert ihn. Denn im Sommer habe er sich Zeit genommen, mit den Spielern unter vier Augen gesprochen, ihnen seine Vorstellungen von Fußball, vom Training vermittelt. Die Reaktion: „Sie haben gesagt 'Das hört sich gut an. Hier kann ich besser werden.'"
Der Niederländer bemühte sich gleichzeitig darum, seine explizite Kritik an Marco Stiepermann und Johannes Wurtz, denen er für die Dauer des Spiels gegen Bielefeld die Eigenschaften als Leistungsträger abgesprochen hatte, so nicht im Raum stehen zu lassen. „Es sieht so aus, als wäre die schwache erste Halbzeit nur an Marco und Johannes aufzuhängen. Aber die ganze Mannschaft hat gefehlt. Das habe ich den Jungs auch so gesagt.“ Auf Anhieb seien ihm noch so viele Spieler eingefallen, die er hätte wechseln können. „Aber ich darf ja nur dreimal.“
Jetzt komme es drauf an, in den letzten beiden Spielen das Gesicht zu wahren. „Einige Spieler haben 31 oder 32 Spiele Zeit gehabt, mir zu zeigen, was in ihnen steckt. Für welchen Platz es jetzt noch für uns reicht, hat nicht nur mit fußballerischer Qualität zu tun, sondern mit Ehrgeiz. Jeder muss sich fragen: ‚Wie viel Ehrgeiz habe ich in mir drin, um die letzten beiden Spiele zu gewinnen?’“
Diese Empfehlung unterstrich Verbeek: „Wer als Top-Sportler keinen Ehrgeiz hat, hat beim VfL Bochum nichts verloren.“
Das Video zur PK gibt es hier:



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