Gertjan Verbeek hat wieder für Aufsehen gesorgt. Er hat seine Mannschaft, den VfL Bochum, deutlich und öffentlich kritisiert. Er hat das so gewollt. Und jetzt darf er es ja sogar. Jetzt, da der Klassenerhalt unter Dach und Fach ist.
Es bleibt festzuhalten: Er musste es tun. Auch auf diese Weise. Denn es waren nicht bloß die Worte, die Verbeek gewählt hatte, sondern insbesondere die Verbissenheit, mit denen er sie hervorbrachte: Ehrlich. Echt. Unverblümt. Er hat sein Herz auf der Zunge getragen.
Wie sonst hätte sich Verbeek seine Glaubwürdigkeit sichern können? Wie sonst hätte er den Fans Hoffnung darauf machen können, dass sich in der nächsten Saison etwas ändern würde? Wie sonst hätte er seiner Mannschaft den berüchtigten Tritt in den Hintern verpassen können? Zumindest für die letzten beiden Spiele – das ist der VfL auch den anderen Abstiegskandidaten schuldig, die auf einen Patzer von 1860 München gegen Bochum hoffen.
Verbeek ist zu unterstellen, dass er bei der Wahl seiner Worte und des Zeitpunkts nicht von Opportunismus, sondern durch seine persönliche Überzeugung getrieben wurde. Ihm war anzusehen, dass es ihn tatsächlich gestört hatte, wie seine Mannschaft über weite Strecken dieser aus Bochumer Sicht unbefriedigenden Saison aufgetreten war.
Diese Unzufriedenheit hatte man bei seinen Spielern zuletzt schmerzlich vermisst. Peniel Mlapa zum Beispiel fand es nicht bedenklich, dass der zum Außenspieler umfunktionierte Innenverteidiger Felix Bastians zuletzt zu den torgefährlichsten Spielern gehört hatte. Ob das beschwichtigend wirken sollte? Es gab vielmehr Anlass zur Sorge. In der Mannschaft – dieser Eindruck ließ sich nach den letzten Spielen nicht vertuschen – herrschte eine ebenso unbegründete wie beängstigende Selbstzufriedenheit.
Jetzt hat Verbeek mit der Faust auf den Tisch gehauen. Mittels deutlicher Worte. Bleibt man bei dieser bildhaften Darstellung, so wäre die Entscheidung, die Jungspieler Görkem Saglam und Vitaly Janelt gestandenen Spielern vorzuziehen, einem genervten Fingertrommeln gleichzusetzen. Diese Nadelstiche haben die betroffenen Spielern offenbar noch nicht im gewünschten Maße zu der Einsicht kommen lassen, dass an ihrer Leistung viel auszusetzen ist. Und so brauchte es oft eine gehörige Portion Masochismus, um Spiele des VfL als Genuss zu empfinden.
Ob sich nun etwas ändert? Verbeek hat seinen Willen gezeigt. Als habe er gesagt „Ich will – was ist mit euch?“ Ganz gleich, ob es nur noch zwei Partien sind: Die Spieler sind ab sofort in der Pflicht. Und dann, in der Transferphase, wenngleich der VfL-Trainer das wohl nicht direkt sagen würde: Sportvorstand Christian Hochstätter.



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