Cristiano Ronaldo erlaubte sich einen kleinen Spaß. Ehe das Abschlusstraining von Real Madrid im Nationalstadion von Wales begann, pickte sich der Stürmerstar einen Fotografen hinter der Seitenlinie heraus, zeigte mit dem Finger auf ihn und schoss einen Ball aus rund 20 Metern vom Feld in dessen Richtung. Der Medienvertreter schnappte die Kugel perfekt, Ronaldo hob den Daumen, lächelte zu ihm hinüber im grellen Scheinwerferlicht der vielen Fernsehkameras, die vor ihm in einer Reihe standen. Von Nervosität war bei dem Weltfußballer vor dem Champions-League-Finale in Cardiff gegen Juventus Turin am Samstag (20.45 Uhr/ZDF und Sky) – zumindest äußerlich - keine Spur auszumachen.
Auch Weltmeister Toni Kroos feixte beim Trainingsspielchen. Neun Spieler bildeten einen Kreis, jagten zwei in der Mitte, Kroos scherzte, klatschte immer wieder in die Hände. Seine Teamkollegen ließen sich gleich anstecken von der guten Laune des Mannes, der als das Metronom der Königlichen gilt. Seine fast schon unheimlich anmutende Sicherheit, sein Takt, seine Präzision, mit der er Pässe spielt und die Fäden zieht, machen ihn zu dem derzeit vielleicht besten Mittelfeldspieler der Welt. Die Werte des 27-jährigen deutschen Nationalspielers sind nah an der Perfektion. Auch im Endspiel des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs dürfte für den spanischen Rekordmeister aus Madrid vieles von seiner Leistung abhängen.
„Wir sind vorbereitet, haben hart gearbeitet, um dieses Finale zu erreichen“, sagte Trainer Zinedine Zidane auf der letzten Pressekonferenz vor der Partie. „Jetzt ist es Zeit, das Finale zu spielen.“ Offen ließ Zidane, wer in der Offensive auf dem rechten Flügel der Madrilenen zum Einsatz kommen wird – Gareth Bale oder Isco? Eine Frage, die selbstverständlich auch Juve-Trainer Massimiliano Allegri beschäftigt. Darüber habe er auch mit seiner Mannschaft gesprochen, verriet er. „Gareth Bale ist ein sehr schneller Spieler“, weiß Allegri. „Mit Isco hingegen ist Real weniger berechenbar.“ Beim Trainingsspiel am Abend setzte sich immer wieder Bale in Szene. Mit temporeichen Aktionen, Zug zum Tor, einigen Flanken und mehreren Torabschlüssen.
Für den Waliser ist das Finale ein Heimspiel. Direkt neben dem Stadion, an einem großen Gebäude, ist ein riesiges Werbebanner eines Telekommunikationsunternehmens angebracht, das ein Foto von Bale zeigt. Auf dem schließt er vier Finger zu einem Herzen zusammen. Natürlich will der Nationalspieler in seiner Heimat zur Startelf gehören. Und natürlich wollen die walisischen Fans ihn bei dem Spektakel am Samstagabend auf dem Rasen angreifen sehen.
Zur Ausrichtung seiner Mannschaft sagte Zidane: „Wir werden versuchen, unser Spiel zu machen. Jeder will ein gutes Finale sehen.“ Dass die Qualitäten des italienischen Meisters aus Turin sich auf das Verhindern gegnerischer Chancen reduzieren, bestritt Zidane zugleich: „Juventus spielt kein Catenaccio. Juventus verteidigt gut, greift aber auch immer wieder an und hat momentan sehr gute Offensivspieler.“ Zidane sieht auch deshalb keine Mannschaft im Vorteil: „In einem Finale gibt es keinen Favoriten. In diesem einen Spiel kann so viel passieren.“ Madrids Kapitän Sergio Ramos erwartet „ein schwieriges Spiel“ für seine Mannschaft. Und meint: „Die Chancen stehen 50:50.“



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