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Elgert erklärt, warum Talente von weit herkommen

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Norbert Elgert, Norbert Elgert
Foto: Michael Ketzer

Norbert Elgert hat sich zuletzt von vielen Schalker Profis verabschieden müssen, die er in der U19 ausgebildet hat. Der 60-Jährige weiß, was der Verein tun muss, um konkurrenzfähig zu bleiben.

In dieser Woche hat Sead Kolasinac seinen Wechsel zum FC Arsenal bekanntgegeben. Auch der 23-Jährige ist ein Spieler, der von Talentschmied Norbert Elgert in der Schalker Jugend zum Profi geformt worden ist. Kolasinac ist nicht der einzige ehemalige Elgert-Schützling, der Schalke verlassen hat. Im WAZ-Interview spricht Norbert Elgert (60) über seine ehemaligen Talente, eine Reise nach London und wahnsinnige Transfersummen, die mittlerweile im Jugendfußball gezahlt werden.

Mit Sead Kolasinac hat wieder ein Spieler den FC Schalke 04 verlassen, den Sie in der Schalker Jugend ausgebildet haben.
Das ist sehr schade. Seo ist ein richtiger Schalker geworden, einer mit einem Schalker Herz, ein Publikumsspieler.

In einem Brief an die Fans, den Kolasinac über Facebook veröffentlicht hat, hat er Sie ausdrücklich gelobt, Sie seinen Förderer und sogar mehr als einen Freund genannt. 
Darüber freue ich mich sehr. Unser Kontakt ist nach wie vor sehr eng. Ich werde ihn im nächsten Jahr sicher in London besuchen. Mesut Özil hatte meine Frau und mich ja auch schon zum spanischen Pokalfinale eingeladen. Wenn jetzt zwei ehemalige Spieler von uns bei Arsenal sind, haben wir ja doppelten Grund. Seo hat einen tollen Charakter und hat immer alles für unseren Club gegeben.

Es kann nicht jedes Jahr ein Spieler wie Jule oder Leroy dabei sein. Das gelingt keinem Verein der Welt. Aber wir werden es immer wieder schaffen, Spieler aus den eigenen Reihen an den Profikader heranzuführen

Norbert Elgert

In den vergangenen Jahren sind viele Ihrer ehemaligen U19-Spieler gegangen. Unter anderem auch Joel Matip, Leroy Sané und Julian Draxler. Bereitet Ihnen diese Entwicklung Sorge? 
Jein, einerseits ist es schade, dass Spieler aus der Knappenschmiede den Profikader verlassen. Auf der anderen Seite, auch die muss man sehen, haben diese Transfers für unseren Verein auch große finanzielle Vorteile. Spieler aus der Knappenschmiede, die Schalke verlassen haben, haben dem Klub schon sehr viel Kapital eingebracht. Ich kann nicht einschätzen, ob und wann man welchen Spieler hätte halten können.

Mit Max Meyer könnte der nächste Spieler gehen, den Sie in der Jugend trainiert haben. Er hat sich, zumindest vorerst, gegen die Verlängerung seines Vertrags auf Schalke entschieden.
Natürlich wäre es schön, wenn Max noch länger auf Schalke bleiben würde. Ich halte sehr viel von ihm. Aber noch ist Max ja da.
Schalke sehnt sich nach Spielern wie Julian Draxler oder Leroy Sané, die bei den Profis sofort große Verstärkungen waren.
Es kann nicht jedes Jahr ein Spieler wie Jule oder Leroy dabei sein. Das gelingt keinem Verein der Welt. Aber wir werden es immer wieder schaffen, Spieler aus den eigenen Reihen an den Profikader heranzuführen – wie zuletzt Luke Hemmerich, Haji Wright und Weston McKennie.

Die vier Weltmeister von 2014, die Sie ausgebildet haben, sind allesamt in der Nähe von Schalke aufgewachsen. Manuel Neuer und Mesut Özil kommen aus Gelsenkirchen, Julian Draxler ist gebürtig aus Gladbeck, Benedikt Höwedes ist in Haltern am See geboren. Es fällt auf, dass neue Spieler der Knappenschmiede häufig von weit her geholt werden. In Ihrer U19 haben zuletzt drei US-Amerikaner gespielt.
Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Wir müssen immer globaler scouten. Wir versuchen, in unserer Region gut und schnell zu sein. Das sind wir auch, die anderen Vereine sind es aber ebenfalls. Es ist ja nicht so, dass im Westen nur der BVB, Schalke, Bochum, RWE oder Köln und Mönchengladbach Spieler suchen. Vereine aus ganz Deutschland, sogar aus ganz Europa schauen sich hier um. Wenn wir nur vor der Haustür suchen, werden wir keine Chance mehr haben. Und was spricht dagegen? Die Jungs kommen zu uns, weil sie Schalke gut finden und weil sie wissen, dass sie bei uns top ausgebildet werden.

Für junge Talente werden schon enorme Ablösen bezahlt. Dortmunds Alexander Isak soll mit gerade mal 17 Jahren rund neun Millionen Euro gekostet haben. Ist das nicht Wahnsinn?
Ja, das ist Wahnsinn, aber ohne Investitionsbereitschaft im Nachwuchsbereich hast du keine Chance mehr. Wenn wir den Wettbewerb verschlafen, sind wir in einigen Jahren nicht mehr konkurrenzfähig.

Seit wann ist es so, dass man schon für talentierte Jugendspieler richtig Geld auf den Tisch legen muss?  
Vor zwei bis drei Jahren hat sich diese Entwicklung nochmal extrem gesteigert. Man muss nur zu Bayern, RB Leipzig oder zum BVB schauen. Punktuell müssen wir immer wieder Spieler dazuholen und bereit sein, auch Ablösesummen zu bezahlen. Der Wettbewerb ist von klein auf so groß, dass wir hier nicht automatisch genügend Spieler haben, die auf Schalke durchkommen. Spieler wie Joel Matip oder Manuel Neuer auszubilden, die es quasi von den Minikickern bis in die Profimannschaft geschafft haben, wird uns aber auch weiterhin sporadisch gelingen.

Für Spieler, die es nicht auf Anhieb in den Profikader schaffen, bleibt auf Schalke nur die U23, die jetzt allerdings in die Oberliga abgestiegen ist. Macht eine U23 in der fünften Liga überhaupt Sinn? 
Niemand auf Schalke ist begeistert davon, dass die U23 in der Oberliga spielt. Aber ich gehe, genauso wie alle anderen auch, davon aus, dass es nur ein Jahr so sein wird. Ich bin kein Fan der Oberliga als Unterbau, da würde ich mir selbst widersprechen. Ein Jahr kann man das aber machen und da sollte sich auch kein Spieler zu schade sein mit anzupacken und im nächsten Jahr wieder aufzusteigen.

Wie bewerten Sie eigentlich die sportliche Lage bei den Profis?
Bewerten werde ich die sportliche Situation gar nicht. Das ist nicht meine Aufgabe. Als Ur-Schalker und auch Fan nehme ich es mir aber schon heraus, alles mit Argusaugen zu beobachten.

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  • gerdstolli 08.06.2017 09:21 Uhr
    Wenn Norbert Elgert alles mit Argusaugen beobachtet, wird ihm sicher auch die schlechte Einstellung einiger Spieler aus der letzten Saison aufgefallen sein, die dazu geführt hat, dass Schalke in entscheidenden Momenten nicht den Biss hatte, zu punkten. Es wird ihm aber sicher auch, denn er ist ein toller Trainer, aufgefallen sein, dass von Trainerseite viele Fehler gemacht wurden. Ich hoffe, er darf dies im internen Kreis aus seiner Erfahrung heraus auch sagen, denn sonst erleben wir dieselbe Saison oder schlechter wie 2016/17!
  • Alles für Schalke 09.06.2017 01:59 Uhr
    Sorry, da muss ich widersprechen. Schuld sind irgendwie JEDES Jahr die Spieler oder wahlweise der Trainer, der unattraktiv spielen läßt, keine Philosophie erkkennen läßt oder beides. Keller hat uns in die CL geführt und zur Vizemeisterschaft. Selbst Breitenreiter hat großartiges geleistet, beste Rückrunde aller Zeiten. Beiden wurde exakt dasselbe vorgeworfen wie jetzt Weinzierl!

    Wenn man hier von einer Schuld reden möchte, dann sind das im wesentlichen drei Faktoren:

    1. Die Presse, die mit negativen Schlagzeilen über Schalke Umsatz machen. Das hat nichts mit Feindschaft gegen Schalke zu tun, sondern ist rein monetär/umsatzorientiert. Diese fehlende Lobby in der Presse hat z.B. auch der zigfache Deutsche Meister als Spieler und Trainer und Rekordhalter als Trainer des Jahres, Felix Magath angeprangert. RECHT HAT ER!

    2. Wir haben auf Schalke keinen starken Mann, der die Presse in die Schranken weist. Beim BXB ist es Watzke, bei Bayern mit Rummenigge, Hoeness und anderen gleich mehrere, bei Leverkusen Völler usw. Wir haben NIEMANDEN! Tönnies haut nur nach innen, auf eigene Leute, nicht nach außen. So einen Typ Watzke/Völler/Rummenigge bräuchten wir noch.

    3. Schuld sind auch wir Fans. Es gibt keine Fans, die sich so gegen die eigene Mannschaft und Trainer aufhetzen lassen, wie wir Schalker Fans. Draxler ist sogar geflohen, war sich nicht mal für VW Wolfsburg zu schade. der wollte einfach nur weg. In Paris ist er nun glücklich und zeigt, was er kann. May Meyer wird der nächste sein und Goretzka nimmt vielleicht noch ein Jahr mit, um dann auch bei einem Verein zu landen, wo die Presse nicht so unverschämt auftreten kann und das eigene Publikum aufhetzt, wie auf Schalke!

    Das einzige, was wir Fans tun können ist, einfach mal die Fresse halten, wenn es nicht gut läuft oder besser noch, trotzdem anfeuern! In schlechten Zeiten braucht es uns Fans, in guten gibt es eh genug, um mal Charly Neumann zu zitieren. Das Rumgemecker und das Auspfeifen der eigenen Mannschaft ist schon ein sehr negatives Alleinstellungsmerkmal von uns Schalkern. Das kritisiert hier auf reviersport nachlesbar zu Recht Naldo und auch Höwedes. Da sollten wir mal selbstkritisch an uns arbeiten! Wer die eigene Mannschaft auspfeift, der sollte ein Stadionverboot bekommen oder freiwillig einfach zu Hause bleiben!

    Einfach mal drüber nachdenken. Hier gibt es viel zu tun. Bekommen wir die drei Punkte nicht in den Griff, können wir tausendmal den Trainer wechseln, es wird sich nix ändern. Unser Schicksal ist das Bundesliga Mittelfeld. Erinnert euch an die CL Zeiten, die werden wir nicht mehr erleben. Aber statt sich darüber zu grämen, sollten wir dankbar sein, dass wir Schalke International noch erleben durften. Immer positiv denken.

    Glückauf!

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