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Kommentar zu den Vorschlägen für Regeländerungen

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Foto: firo

Das International Football Association Board (IFAB) hat ein Strategiepapier veröffentlicht, in dem es Vorschläge für die Fußball-Regeln der Zukunft skizziert. Ein Kommentar.

Ein Spiel dauert 90 Minuten? Vergessen Sie’s! Eine gute Stunde soll ein Fußballspiel dauern. Und wenn wir schon ‘mal dabei sind: Tor- oder Punktabzug bei heftiger Kritik am Schiedsrichter, kein Nachschuss mehr beim Elfmeter, Strafstoß beim Rückpass zum Torwart...

Manchmal fragt man sich: Haben die beim Fußballweltverband Fifa nichts Besseres zu tun, als Regeln auszudenken, die kein Fußballfan mit Verstand wirklich will? „Radikal“ nennen die Fachleute das Strategiepapier, das die Fifa-Regelhüter jetzt veröffentlicht haben. Man sollte wohl ergänzen: radikal überflüssig.

Weltweit streiten die Funktionäre darüber, warum der Weltverband keine verbindliche Ethik-Regelung zu Korruption und Amtsmissbrauch hinbekommt, die zwei mit Abstand schlechtesten Bewerber eine WM veranstalten dürfen und die Fans aus Frust die Kommerzialisierung des Weltfußballs verfluchen. Und was macht die Fifa: Lässt ein paar Regeln erarbeiten, die den Sport grundsätzlich verändern und ihm dann womöglich die Grundlage nehmen.

Schon klar: Reformvorschläge müssen immer weiterreichen, als sie später tatsächlich Anwendung finden. Doch zeigt das Vorgehen: Fußball verkommt wahlweise zu einem Sandkastenspiel, wo jeder sein Häufchen hinterlässt, oder zu Mensch-Ärgere-Dich-Nicht für Profispieler und Schiedsrichter a.D..

Die Fifa steckt unter ihrem neuen Präsidenten Infantino in einer Sinnkrise. Die Lage wird nicht besser, wenn man Nebensächlichkeiten auf die Agenda setzt und nicht die Themen, die substanziell sind. Denn an Themen mangelt es ja nicht. Das Verhältnis zu Klubs. Aufgedonnerte Turniere mit Massenteilnahmen. Kampf um die eigene Reputation.

Wachen Sie auf, Herr Infantino.

Die Reformvorschläge zu den Fifa-Regeln im einzelnen:

• Die Spielzeit wird von 90 auf 60 Minuten reduziert. Bei jeder Unterbrechung hält die Uhr an.

• Nach Elfmetern gibt’s keine Nachschussmöglichkeit, sondern Abstoß.

• Ein Schlusspfiff ist erst möglich, wenn das Spiel unterbrochen ist.

• Macht die Abwehr ein Handspiel auf der Torlinie, wird direkt auf Tor für die angreifende Mannschaft gewertet – unabhängig davon, ob der Ball über der Linie war oder nicht.

• Bei deutlicher Kritik am Schiedsrichter droht Tor- oder Punktabzug.

• Bei Freistößen oder Eckbällen sind mehr als eine Berührung durch einen Spieler möglich. Der Schütze darf sich den Ball selbst vorlegen.

• Der Ball muss bei Standardsituationen nicht mehr ruhen.

• Nimmt der Torwart einen Rückpass mit der Hand auf, gibt es Elfmeter – statt indirektem Freistoß.

• Kurzer Abstoß zu Spielern im eigenen Strafraum möglich.

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  • neigefraiche 18.06.2017 15:06 Uhr
    Mag sein, dass es elementare Dinge zu ändern gibt, die (noch) niemand wagt anzugehen. Doch wenn sich schon mal ein Gremium hinsetzt und Regeländerungen erarbeitet, die der Verbesserung des Fußballsports dienen sollen, dann her damit. Kritisch in großer Runde hinterfragen, aussondieren, testen und einführen. Nicht so lange hinziehen wie Videobeweis, Torrichter, Torlinientechnik. Allmählich tut sich dort mal was. Mir kommt es vor, als wären andere Sportarten dem Fußball meilenweit voraus in Sachen Regelverfeinerung, was sich angesichts der rasanten Entwicklung in einzelnen Sportarten als förderlich erweist.

    Nehmen wir doch Feldhockey, aus dem sich so manches übertragen ließe, z.B. Nettospielzeit, Verwarnungsfolge, Vidobeweiseinsatz. Eine Sportart, die sich schon seit Jahren (!) bestens aufstellt, indem Verantwortliche sich nicht scheuen regelmäßig alles konsequent auf den Prüfstand zu stellen und zügig sinnvolle Entscheidungen zu treffen.

    Nettospielzeit ist unabdingbar, ebenso Maßnahmen zur Disziplinierung der Sportler sowie die Stärkung des Schiris. Handspiel auf der Torlinie mit Tor zu ahnden macht auch Sinn, gleichermaßen der Schlusspfiff nach Spielunterbrechung. Alle anderen Verbesserungsvorschläge dienen der Beschleunigung des Spiels, nicht unbedingt notwendig, aber auch nicht verkehrt.

    Revolutionär sind diese Regelvorschläge nur unter dem Gesichtspunkt, dass in der Vergangenheit sehr wenig an dieser Stellschraube gedreht wurde. Im Vergleich zur Entwicklung, die Hockey in den letzten Jahrzehnten genommen hat, kann dies hier nur ein belächelnswerter Beginn eines langen Weges sein den Fußball dorthin zu führen, wo er zukunftsfähig bleibt.

    Wer jetzt traditionelle Denke einzuwerfen gedenkt, bewirkt genau das Gegenteil: der befindet sich zur falschen Zeit am falschen Ort.


    Zuletzt modifiziert von neigefraiche am 18.06.2017 - 15:28:39
  • lapofgods 18.06.2017 15:24 Uhr
    60 Minuten: Im Prinzip ja. Schwierig im Jugend-/Amateurbereich, wenn nicht alle die Zeit genau kennen.

    Kein Elfernachschuß: Nö, warum denn überhaupt? Seid froh für alles, was Tore bringt.

    Schlußpfiff nur bei Spielunterbrechung; Die führende Mannschaft wird Treten was das Zeug hält. Unfug.

    Tor bei Handspiel auf der Linie: Das ist völlig OK

    Torabzug bei Schirikritik: Dummfug.

    Selbstvorlage bei Standards: Warum nicht? Eine Variante mehr.

    Ball muss bei Standardsituationen nicht ruhen: Kann torgefährliche Unordnung erzeugen, reduziert Palaver. Insofern sehr gut.

    Rückpass zum Torwart mit Handannahme gibt Elfer: Quatsch und zu hart. Die alte Rückpassregel erfüllt ihren Zweck.

    Kurzer Abstoß: Lange Abstöße sind mögliche Fehlerquelle, also sollte man sie erhalten.

    ---> Nicht alles Blödsinn, auch wenn es nicht der große Wurf ist.

    Den Videobeweis wie er beim Feldhockey gemacht wird und auf den neigefraiche verweist, finde ich auch sehr gelungen.
  • Frankiboy51 18.06.2017 20:03 Uhr
    Das Wichtigste ist wieder nicht aufgeführt im Fußball, übrigens nicht Füßeball.

    Die Mannschaften müßen so zusammen gestellt sein, das 5 Rechtsfüßler und 5 Linksfüßler auf dem Platz stehen.
    Der gewählten Spielfüße sind weiß beschuht, der Standfuß dann schwarz.

    Bei Zuwiderhandlung gibt es die gelbe Karte, 3 Gelbe = einen Elfmeter.

    Der Torwart trägt Schwarze Schuhe und weiße Handschuhe, also nur Handarbeit erlaubt.
    Alternativ, mein Gedankengang ist noch nicht finalisiert, einen schwarzen und einen weißen Handschuh, aber ohne Schuhe an den Füßen.

    Das verspricht viele Tore, um die kostenintensiven Verbreiterung der Tore auf 15,14 Meter zu vermeiden.
  • flaßhof 18.06.2017 20:19 Uhr
    viele Reformen wären unnötig wenn man die Form beibehält.
  • Penny2012 18.06.2017 21:21 Uhr
    Warum soll man denn nicht mal regeln ändern dürfen, die 100 Jahre alt sind? Da lief z.b. ne ganze manschaft zusammen weniger als heute ein einziger Spieler.
    Die Kritik an der Fifa ist ja berechtigt, dennoch schliesst das sinnvolle Veränderungen nicht aus!
    Ihr habt das teilweise schon gut beschrieben (ausser Franky natürlich), da gibt es schon sinnvolle Änderungen (videobeweis, torlinientechnik z.b.). Und das zumindest in den letzten Minuten ne nettospielzeit her muss, ist doch klar! Vielleicht sollte man tatsächlich mal über die Abschaffung des abseits nachdenken! Zwinker
  • RWO-Oldie 19.06.2017 11:48 Uhr
    Zitatgeschrieben von Penny2012

    Warum soll man denn nicht mal regeln ändern dürfen, die 100 Jahre alt sind? Da lief z.b. ne ganze manschaft zusammen weniger als heute ein einziger Spieler.
    Die Kritik an der Fifa ist ja berechtigt, dennoch schliesst das sinnvolle Veränderungen nicht aus!
    Ihr habt das teilweise schon gut beschrieben (ausser Franky natürlich), da gibt es schon sinnvolle Änderungen (videobeweis, torlinientechnik z.b.). Und das zumindest in den letzten Minuten ne nettospielzeit her muss, ist doch klar! Vielleicht sollte man tatsächlich mal über die Abschaffung des abseits nachdenken! Zwinker


    Natürlich muss sich das Spiel bzw. seine Regeln weiter entwickeln. Man muss aber jede Regeländerung auch weiter denken.

    Zum Beispiel Nettospielzeit: 60 Minuten. Wie hoch wird die Bruttospielzeit? Auch hier wird es zu Spielverzögerungen kommen. Einfach um mal durchzuatmen oder zu warten bis ein Verletzter Spieler wieder eingewechselt werden kann. Oder um einfach Spielfluss rauszunehmen. Es wird zwar dann zeitlich angehängt. Aber das Spiel wird dadurch nicht zwangsläufig attraktiver. Vielleicht sogar eher langatmiger.
    Der Vergleich zu Hockey, Basketball hinkt. Weil da die Spieler durchgehend gewechselt werden können. Ein- und Auswechslung eines Spielers. Oder es wird in Dritteln gespielt, wie beim Eishockey. Dann wäre auch mehr Zeit für noch mehr Werbung oder noch mehr Helene.

    Abseits, die einzige Regel, die dem Spiel etwas Intelligenz abfordert, abschaffen - was heißt das für das Spiel. Kommen wir dann zur Handball-Taktik - alle stehen im/am 16er? Ein Stürmer deckt nur noch den Torwart und wartet auf lange Bälle in den Fünfer. Das Mittelfeldspiel wäre tot.

    Video-Beweis finde ich absolut ok. Gestern zwei tolle Beispiele für die Wirksamkeit erlebt im Spiel Chile - Kamerun. Zwei Entscheidungen, die durch Video richtig gestellt wurden.
  • Frankiboy51 19.06.2017 16:34 Uhr
    Zitatgeschrieben von RWO-Oldie

    Zitatgeschrieben von Penny2012

    Warum soll man denn nicht mal regeln ändern dürfen, die 100 Jahre alt sind? Da lief z.B. ne ganze Mannschaft zusammen weniger als heute ein einziger Spieler.
    Die Kritik an der Fifa ist ja berechtigt, dennoch schließt das sinnvolle Veränderungen nicht aus!
    Ihr habt das teilweise schon gut beschrieben... Vielleicht sollte man tatsächlich mal über die Abschaffung des Abseits nachdenken! Zwinker


    Natürlich muss sich das Spiel bzw. seine Regeln weiter entwickeln. Man muss aber jede Regeländerung auch weiter denken.

    Zum Beispiel Nettospielzeit: 60 Minuten. Wie hoch wird die Bruttospielzeit? Auch hier wird es zu Spielverzögerungen kommen. Einfach um mal durchzuatmen oder zu warten bis ein Verletzter Spieler wieder eingewechselt werden kann. Oder um einfach Spielfluss rauszunehmen. Es wird zwar dann zeitlich angehängt. Aber das Spiel wird dadurch nicht zwangsläufig attraktiver. Vielleicht sogar eher langatmiger.
    Der Vergleich zu Hockey, Basketball hinkt. Weil da die Spieler durchgehend gewechselt werden können. Ein- und Auswechslung eines Spielers. Oder es wird in Dritteln gespielt, wie beim Eishockey. Dann wäre auch mehr Zeit für noch mehr Werbung oder noch mehr Helene.

    Abseits, die einzige Regel, die dem Spiel etwas Intelligenz abfordert, abschaffen - was heißt das für das Spiel. Kommen wir dann zur Handball-Taktik - alle stehen im/am 16er? Ein Stürmer deckt nur noch den Torwart und wartet auf lange Bälle in den Fünfer. Das Mittelfeldspiel wäre tot.

    Video-Beweis finde ich absolut ok. Gestern zwei tolle Beispiele für die Wirksamkeit erlebt im Spiel Chile - Kamerun. Zwei Entscheidungen, die durch Video richtig gestellt wurden.


    Volle Zustimmung Oldie und zwei Bemerkungen noch.
    FIFA, UEFA, DFB als Regelbewahrer sind im Gegensatz zu DFL für den gesamten Fußballbetrieb zuständig, über die WM und CL bis zur Bezirksliga und Kreisklasse.

    Was kann es da anderes Geben als den Mann auf dem Feld, der nach seinem Empfinden die Stoppuhr anhält oder gelbe Karten fürs Zeitspiel vergibt.
    Bei der Torlinientechnik, den Ober-, Platz- und x Assistenzschiris ist diese Durchgängigkeit nicht mehr gegeben.

    Beim Chile Spiel war ich bei der ersten Entscheidung zuerst Negativ eingestellt, lobe aber ausdrücklich den Gleichmut des Platzschiedsrichters, ohne gelbe Karte ausgekommen zu sein.
    Die zweite strittige Entscheidung war lobenswert behandelt. aber wie viel Rechnerzeit und Videowiederholungen brauchte es, um die Richtigkeit der erste zu beweisen.

    Das heißt, hiermit hat unser Fußball, bis hinauf zur 2.BL nichts mehr mit den Zirkus zu tun, die bei denen mit den Videowürfeln oder -"Leinwänden" zelebriert wird.
    Mach Frauenfußball also die dritte Schisma. Opssss

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