Seine Mannschaft habe die gleichen Schwächen gezeigt wie in der letzten Saison: Vor dem Tor bleiben seine Spieler nicht so cool, wie es für den erfolgreichen Torabschluss eigentlich notwendig wäre.
Im zweiten Teil des Interviews spricht der Niederländer über die Ursachen dieser Abschlussschwäche, den entspannten Poker-Abend sowie die Rolle der erfahrenen VfL-Spieler.
Eine Sache aus der Vorsaison hat die Mannschaft offenbar immer noch verinnerlicht: Die schwache Chancenauswertung. Welche Erklärung haben Sie dafür?
Es ist schwierig, das jetzt konkret zu sagen. Aktuell kommt die Ermüdung dazu, das muss man bedenken. Ob es daran liegt, weiß ich nicht genau, es soll auch keine Ausrede sein. Aber um das sagen zu können, müsste ich mal ein Spiel sehen, in dem die Spieler ausgeruht und fit für 90 Minuten sind. Wenn wir Abschlüsse trainieren, sieht man, dass wir Leute dazugewonnen haben, die Tore machen können. Wir hatten in der letzten Saison einfach zu wenig Leute, die Tore schießen konnten. Da waren wir zu sehr abhängig von Peniel Mlapa und Johannes Wurtz. Jetzt haben wir zusätzlich noch zwei Mittelfeldspieler, die auch treffen können: Kevin Stöger und Thomas Eisfeld.
Ist die schlechte Chancenauswertung eine Kopfsache?
Sie kann zu einer Kopfsache werden, wenn man viele Chancen bekommt, aber keine Tore schießt. Die Statistik der letzten Saison sagt, dass wir die viertmeisten Torchancen hatten. Aber wir haben sie eben nicht genutzt. Was das betrifft waren wir nur Mittelmaß. Und das wird dann irgendwann zur Kopfsache. Je länger ein Stürmer nicht trifft, desto mehr ist das in seinem Kopf.
Wie kann man diesem Problem im Training entgegenwirken?
Man muss versuchen, die Situationen im Spiel zu trainieren. Und dann braucht man Erfolgserlebnisse. Dann kommt auch das Selbstvertrauen. Und wenn das da ist – das hat man bei Terodde gesehen – dann schießt man auch mal 25 Tore.
Hat die Entspannungsmaßnahme mit Bogenschießen und Tontaubenschießen etwas damit zu tun gehabt? Damit die Spieler fokussiert bleiben?
Nein, dabei ging es ausschließlich um ein Teamevent, damit die Spieler mal etwas anderes machen können, als auf dem Fußballplatz zu sein. Später gab es noch ein Barbecue und einen Las-Vegas-Abend mit Pokerspiel und Black Jack. Das war gut organisiert, die Jungs haben Spaß gehabt. Dabei sieht man, wie die Leute miteinander umgehen, wer sich zurückzieht, wer die Leitung übernimmt. Das alles nimmt man mit. Zum Beispiel für Spielergespräche.
Wie haben Sie beim Pokern abgeschnitten?
(lacht) Ich habe mir das Spiel nur angeschaut. Ich habe ja leider keine Augen im Rücken. Mir ging es darum, dass ich die Übersicht behalte und überall schaue, wie es läuft. Und es hat mir richtig Spaß gemacht zu sehen, dass die Jungs Spaß hatten.
Wer hat denn gewonnen?
Stefano Celozzi beim Pokern und Florian Kraft beim Black Jack.
Bleiben wir bei der Stimmung und der Kommunikation in der Mannschaft. Sie haben daran festgehalten, dass Patrick Fabian Kapitän bleibt. Das ist bemerkenswert, da er so lange verletzt war. Was hat Sie dazu veranlasst?
Das hat mit seiner Art zu tun, wie er mit der Mannschaft umgeht. Wie er sich in der Kabine einbringt. Das ist für mich wichtiger, als dass er dem Schiedsrichter die Hand gibt. Er ist der natürliche Leiter der Gruppe. Das ist etwas, das man als Trainer nicht beeinflussen kann, das ist einfach so. Er ist darin gewachsen. Als ich damals kam, war Andreas Luthe Kapitän, er war aber verletzt. Und so wurde Patrick nach vorne geschoben. Er braucht seine Persönlichkeit nicht abzuzwingen, jeder hört auf ihn. Er wird im gesamten Verein respektiert. Mehr als jeder andere Spieler. Das ist keine Disqualifikation gegenüber Manuel Riemann, Tim Hoogland oder Felix Bastians.
Was erwarten Sie allgemein von diesen erfahrenen Spielern in der kommenden Saison mit dem ambitionierten Ziel?
Ich habe die Namen, die ich in Bezug auf Patrick Fabian genannt habe, nicht zufällig gewählt. Das sind unsere Leistungsträger. Sie sind die ältesten Spieler in der Mannschaft. Anthony Losilla zähle ich auch dazu. Ich habe Tim Hoogland angesprochen und habe ihn gefragt, ob er seine Karriere in der ersten oder in der zweiten Bundesliga beenden will. Er hat gesagt ‚Natürlich in der ersten’. Und darauf kommt es an. Während des Trainings bin ich der Kapitän. Aber in der Kabine brauchen wir Leute, die alle Spieler mitnehmen. Denn da bekomme ich ja weniger mit.
Welche Überraschungen könnte es in der nächsten Saison mit Blick auf die Aufstellung geben?
Wir haben ein Ziel und müssen gemeinsam daran arbeiten. Da kann es immer Leute geben, die frustriert sind, weil sie nicht spielen. Es kann passieren, dass Leute, die in der letzten Saison immer gespielt haben, plötzlich nicht mehr im 18er Kader sind. Das weiß man jetzt aber noch nicht. Aber dann treten wieder die erfahrenen Spieler auf den Plan. Sie müssen diesen Leuten, die enttäuscht sind, in dieser Situation helfen. Denn Frust bringt nichts.
Was machen Sie, wenn es in diesem Jahr nicht klappt mit dem Aufstieg?
Das kommt darauf an, woran es dann liegen wird. Nehmen Sie das Beispiel Eintracht Braunschweig. Die spielen so eine gute Saison und verlieren im letzten Spiel gegen Wolfsburg. Dann müsste man aus Sicht des Vereins schauen, was danach möglich ist. Können wir uns noch einmal verbessern? Wer geht hoch, wer kommt runter? Und dann redet man. Mein Vertrag läuft am Ende der Saison aus. Man müsste sich dann im Dezember zusammensetzen und verhandeln. Es liegt dann nicht allein daran, was ich will, sondern auch, was der VfL will. Ich werde zum Ende der Saison dreieinhalb Jahre beim VfL gewesen sein. Damit bin ich in der 2. Liga der Trainer, der am drittlängsten bei seinem Verein ist. Das ist eine ganz gute Leistung, glaube ich. Ich kann aber nicht in die Zukunft gucken.



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