Gewohnt lässig bog Pierre-Emerick Aubameyang am Flughafen in Frankfurt um die Ecke: verspiegelte Sonnenbrille, falsch herum montierte Kappe, Rollkoffer am langen Arm, Kopfhörer griffbereit. Seit Wochen und Monaten wird der Torjäger von Borussia Dortmund mit China, dem gelobten Land des Geldes, in Verbindung gebracht. Als er den Flieger betrat, herrschte aber erst einmal Gewissheit: Aubameyang geht nach Asien. Zumindest für jene sechs Tage, die sein Verein für die Asienreise eingeplant hat.
Und ein Wechsel nach Fernost wird immer unrealistischer. Am Freitag, 24 Uhr, endet die Transferfrist in China, und bislang ist kein Angebot bei der Borussia für den Stürmer eingetrudelt. Bleibt es am Freitag so, ist ein Wechsel innerhalb Europas noch denkbar. Aber das wird Thema sein, wenn der BVB zurück ist.
Dann wird auch klarer sein, wie diese Reise nach Asien zu bewerten ist. Peter Bosz, der neue Trainer, wirkte zumindest nicht vollumfänglich begeistert, als er sich vor wenigen Tagen dazu äußerte. „Als ich kam, stand das Programm für die Vorbereitung schon, dann machen wir das auch, kein Problem“, sagte der 53-Jährige. Einen Hinweis darauf, dass das strapaziös werden könnte, gestattete er sich aber doch. „Ich war als Spieler zwei Jahre in Japan, auch in Tokio. Ich weiß, dass es dort jetzt heiß ist, aber wir werden das schon schaffen.“
Es geht Vorbereitungszeit verloren
Werden sie wohl. Aber so ganz gelegen kommen diese Marketing-Reisen keinem Trainer. Jetzt, wo er eigentlich intensiv mit seiner Mannschaft arbeiten sollte, geht Bosz Zeit verloren durchs Reisen und durch Sponsoren-Termine. Immerhin: Der frühe Zeitpunkt des Trips ermöglicht noch einen Monat gezielter Vorbereitung auf die Bundesliga. Und dennoch ist es ein ordentliches Programm: Sechs Flüge warten in sechs Tagen auf den Tross, insgesamt ist er 30 Stunden in der Luft und legt dort etwa 22 000 Kilometer zurück.
Von Dortmund geht es über Frankfurt, Tokio, Guangzhou, Hongkong und München zurück nach Westfalen. In Asien sind Hitze jenseits der 30 Grad, große Luftfeuchtigkeit und Smog in der Stadt zu erwarten. „Es ist schwierig, bei diesen Bedingungen Konditionseinheiten zu machen“, sagt Kapitän Marcel Schmelzer, „aber man kann an Taktik und Abläufen arbeiten.“
Es ist schwierig, bei diesen Bedingungen Konditionseinheiten zu machen.
BVB-Kapitän Marcel Schmelzer über die hohen Temperaturen in Asien
Am Ende soll sich alles lohnen
Sechs beziehungsweise sieben Stunden beträgt der Zeitunterschied. Zwei Testspiele in Japan und China sind eingeplant. Eines in Tokio gegen die Urawa Red Diamonds, eines gegen den italienischen Topklub AC Mailand in Guangzhou im Rahmen eines internationalen Turniers (ICC) mit namhaften Mannschaften.
Und das alles soll sich lohnen?
Der Verein antwortet mit einem entschiedenen Ja. Solche Reisen gehörten bei einem Verein mit der Strahlkraft des BVB zum „festen Bestandteil der Vorbereitung“, sagt Marketing-Direktor Carsten Cramer. Sie sollen die Marke BVB und das Produkt Bundesliga bekannter und beliebter machen.
Solche Reisen gehörten bei einem Verein mit der Strahlkraft des BVB zum festen Bestandteil der Vorbereitung.
BVB-Marketing-Direktor Carsten Cramer
2015 begann die Borussia mit einem Trip nach Japan und Singapur, 2016 folgten die Ziele Malaysia und China. Nun also Japan und China. Der Verein hat mittlerweile je eine Repräsentanz in Singapur und Shanghai. Und die von der Deutschen Fußball-Liga alimentierten Reisen scheinen sich ganz manierlich zu lohnen. Achtstellig schätzt Cramer den Ertrag aus allen Fernost-Maßnahmen.
Im nächsten Jahr sollen die Aktivitäten in Asien ruhen, dann wird es nach derzeitigem Stand in die USA gehen. Ein weiterer Markt, auf dem man sich Wachstum verspricht. Dafür sollen sich die Strapazen dann lohnen.




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