RWE erhält am Freitag sein Bonusspiel. Als Belohnung für den Finaleinzug im Niederrheinpokal darf der Viertligist im DFB-Pokal antreten. Und die Losfee bescherte den Essenern einen attraktiven Gegner: Borussia Mönchengladbach gastiert an der Hafenstraße.
Das Duell der Traditionsvereine vom Niederrhein ist eine willkommene Abwechslung für die Rot-Weissen. Denn der Stachel der Enttäuschung nach dem Fehlstart in der Regionalliga West sitzt immer noch tief. Mit 1:3 (1:0) ging das erste Heimspiel vor über 10.000 Zuschauern gegen den Wuppertaler SV verloren. Ein einziges Spiel hat dafür gesorgt, dass die anfängliche Euphorie bereits verflogen ist. Das lag nicht nur am Ergebnis. Die Leistung gegen den WSV war besorgniserregend. Unter dem Strich stand eine verdiente Niederlage gegen einen Gegner, der nicht zum engen Favoritenkreis im Kampf um die Meisterschaft zählt.
Die Reaktion der RWE-Fans in den sozialen Netzwerken erinnerte an die letzten Jahre. Der Anhang ist mit der Geduld am Ende. Schon nach dem ersten schwachen Spiel. Zu groß ist die Enttäuschung, die sich in den vergangenen Spielzeiten aufgestaut hat. Zu groß die Angst vor einer weiteren Saison im Niemandsland der vierten Liga.
Fans veralbern "Hoch 3"-Initiative
Eine Mischung aus Wut, Verzweiflung und Sarkasmus konnte den Kommentaren entnommen werden. "Aus hoch 3 wird hoch 30", schrieb ein Leser in Anspielung auf die im vergangenen Sommer veröffentlichte Marschrichtung der Essener, die spätestens nach drei Jahren einen Aufstieg in die 3. Liga vorsieht. RWE-Trainer Sven Demandt glaubt nach über einem Jahr in Essen zu wissen, wie die Fans ticken. "Die Ausschläge sind hier wesentlich höher als bei anderen Vereinen. Das werden wir nicht ändern können", sagt er. "Mit unseren Leistungen haben wir aber auch selbst dafür gesorgt. Wir müssen mit sachlicher Kritik klarkommen, leider ist aber auch unsachliche Kritik dabei."
Vor dem Duell mit seinem Ex-Klub Borussia Mönchengladbach ging es in erster Linie darum, die extrem schwache Leistung gegen den WSV aufzuarbeiten. Dieser Vorgang sei inzwischen abgeschlossen, meint Demandt, der einen Erklärungsversuch liefert: "Die Jungs haben sich offenbar selbst zu viel Druck gemacht und dachten, dass es nach der frühen Führung von alleine läuft. Das war aber nicht der Fall. Wir waren überrascht von der Gegenwehr des Gegners. Danach haben wir die Kurve nicht mehr bekommen. Aber das wissen die Jungs. An der Einstellung hat es mit Sicherheit nicht gelegen."
Zu viel Druck wird am Freitag nicht auf den Schultern des Regionalligisten lasten. RWE geht als klarer Außenseiter ins Rennen. Ein ausverkauftes Haus und ein Flutlichtspiel sollten dem Underdog zusätzlich in die Karten spielen. Doch selbst wenn die Rot-Weissen eine starke Leistung im Pokal abliefern: Im Tagesgeschäft Meisterschaft steht die Mannschaft in der Bringschuld. Das Pokal-Highlight gegen Borussia Mönchengladbach ist zu diesem Zeitpunkt eben nicht mehr als ein Bonusspiel.
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