Als Joachim Löw nach dem 6:0 gegen Norwegen das RTL-Studio im Stuttgarter Stadion betrat, kam er als rundum glücklicher Trainer. Das hätte ja vor dem Confed-Cup im Sommer niemand gedacht, dass der Sieg bei diesem zuvor so ungeliebten Turnier dafür sorgen würde, dass sich die deutsche Nationalmannschaft jetzt auch gegen einen überforderten Gegner die Spielfreude erhält. Früher hätten die Stars auf Schongang umgeschaltet und bereits an ihre nächsten Ligaspiele gedacht, heute wird weiter gezaubert und gekämpft. Denn es geht um die WM-Plätze. Die Konkurrenz ist für jeden Einzelnen groß, auch für die etablierten Weltmeister von 2014. Löws Rechnung geht auf.
Und dennoch muss Konkurrenz nicht heißen, dass Verbissenheit und Egoismus dem Teamgedanken schaden. Gegenseitige Wertschätzung innerhalb der großen Gruppe war dem Bundestrainer auch immer wichtig, und deshalb berichtete er nun stolz davon, wie sich derzeit Mario Gomez verhält. Der routinierte Stürmer, der sich auch nach schweren Phasen stets zurückkämpfte, überlässt dem jungen Timo Werner den Vortritt. Gomez will Werners Lauf nicht stoppen. Weil er einsieht, dass dieser Kerl, der sich in den vergangenen Monaten trotz enormer Widerstände behauptete, für alle wertvoll werden kann. „Wenn er uns zum Weltmeistertitel schießt, bin ich happy damit“, sagt Gomez.
Neben Löw saß im Studio der Experte Jens Lehmann und wunderte sich. Der frühere Nationaltorwart hat bekanntlich ein anderes Verständnis von Konkurrenzkampf, er fand Gomez „zu lieb“. Der Bundestrainer lächelte Lehmanns Bemerkung weg. Löw kennt den besseren Weg.
Das interne Duell zwischen Jens Lehmann und Oliver Kahn war einst von Missachtung, auch von Verachtung geprägt. Sie gönnten sich gegenseitig nichts. Einmal aber half der eine dem anderen dann doch – vor dem Elfmeterschießen im WM-Viertelfinale 2006 gegen Argentinien in Berlin drückte Kahn Lehmann fest die Hand. Eine Geste der Stärke, sie vermittelte das Gefühl: Jetzt stehen zwei Deutsche im Tor.
Lehmann scheint das vergessen zu haben. Löw nicht.



















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