An frisch verpflichteten Stürmern hängt bei Fußballklubs zumeist eine nicht zu verachtende Erwartungshaltung. Und wenn dann der Trainer gefragt wird, was der neue Mann denn so für einen Eindruck macht, dann würde das geneigte Publikum am liebsten hören, dass er mit sich selbst Doppelpass spielen und seine Fallrückziehertore selbst per Hackentrick vorbereiten kann. Mindestens. „Mein erster Eindruck ist, dass er gut laufen kann“, sagte Peter Bosz, der Trainer von Borussia Dortmund, am Donnerstag über Andrey Yarmolenko. Dann lächelte Bosz.
Lauftraining für den Ukrainer
Eine schelmische Antwort, die zum einen auf die zurückhaltende Art des neuen Trainers zurückzuführen ist, aber auch auf die Tatsache, dass Laufen das Einzige ist, das Bosz seinen neuen Spieler bislang vor Ort hat tun sehen. Zwei Tage vor dem Bundesligaspiel des Tabellenführers beim SC Freiburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky), fand sich der 27-Jährige erstmals als Teil der Mannschaft beim Training in Brackel ein, nach zwei Länderspielen mit der Ukraine übte er jedoch nicht mit der Mannschaft, sondern belastungsschonend allein. Laufend eben.
Der Trainer erweiterte aber schließlich doch noch seine Einlassungen zum Fähigkeitsportfolio des Angreifers. Er sei ein erfahrener Spieler „mit sehr vielen Qualitäten“ und könne auf „beiden Seiten im Sturm“ auflaufen. Ob er schon eine Option für die Partie im Breisgau ist? „Das müssen wir sehen. Er ist fit, aber ich will am Freitag erst mit ihm reden“, sagte Bosz.
Bei Spitzenmannschaften muss das so sein. Für mich als Trainer ist das ein Luxusproblem.
BVB-Trainer Peter Bosz
Ob nun kurzfristig oder aber eher mittelfristig: Klar ist, dass das schwarz-gelbe Gerangel um Plätze und Aufmerksamkeit groß sein wird. Zuletzt wurden auch noch Jeremy Toljan und Jadon Sancho verpflichtet. Mit der Ankunft Yarmolenkos ist der BVB-Kader vollständig. 30 Profis umfasst er. 25 oder 26 war das angepeilte Ziel, aber Profis wie Erik Durm, Joo-Ho Park oder Neven Subotic, die bei einem entsprechenden Angebot hätten gehen dürfen, blieben nun doch.
Kein Problem, sagt Bosz. Zumindest noch nicht. „Wir haben einen sehr guten, sehr großen Kader. Bei Spitzenmannschaften muss das so sein. Für mich als Trainer ist das ein Luxusproblem“, sagt der 53-Jährige und verweist auf die zahlreichen Aufgaben in den drei Wettbewerben. Mit der Partie gegen Freiburg beginnt eine Phase von sieben Spielen in drei Wochen, noch dazu kann Bosz auf ein üppig besetztes Krankenzimmer verweisen, in dem prominente Fußballer wie André Schürrle, Marco Reus und Raphael Guerreiro sitzen. Aber es leert sich. In Marcel Schmelzer kehrt gegen Freiburg der Kapitän zurück, auch Mittelfeldstratege Julian Weigl ist auf dem Weg zur Einsatzfähigkeit (siehe Infokasten).
Deswegen fürchtet Bosz, dass der etwas zu groß geratene Kader – vor allem bei Misserfolg – zu Frustration führen könnte. „Bis jetzt ist das noch kein Thema, aber später in der Saison wird das nicht einfach sein für manche Spieler. Alle wollen spielen, aber nur elf können anfangen. Damit müssen wir Trainer umgehen.“ Bosz und seine Co-Trainer Hendrie Krüzen sowie Albert Capellas werden als Moderatoren gefragt sein. Bestenfalls fühlt sich der, der unheimlich gut laufen kann, dann so wertgeschätzt wie der Fallrückzieherhackentricktyp. Mindestens.



















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