Unter der Woche legt Domenico Tedesco auf dem Trainingsplatz ein Riesenpensum zurück. Wer ihn in den Tagen während der Länderspielpause bei der Arbeit auf dem Rasen beobachtet hat, der stellt fest: Immer wieder schreitet er ein, korrigiert und spricht mit den Spielern.
Je näher es an den Spieltag geht, desto mehr macht Schalkes Trainer aber die Schotten dicht. Auch die Spieler wissen nicht, wer am Wochenende auf dem Platz steht. „Du weißt als Spieler nie genau, was er plant, man kann sich da nie sicher sein“, berichtet Antreiber Nabil Bentaleb und erklärt: „Er stellt die Spieler auf, die im Training am besten waren und der Mannschaft im Spiel am meisten helfen können.“ Alle müssen also abwarten. Auch Max Meyer weiß noch nicht, ob er am Sonntag (18 Uhr) im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart zum ersten Mal in dieser Saison über die Joker-Rolle hinauskommt.
Sein Tempo-Dribbling auf die Kette macht Max Meyer wichtig für uns.
Domenico Tedesco, Schalkes Trainer, über die Qualitäten, mit denen Meyer Schalke helfen kann
Meyer hat mit seiner Ankündigung, Schalke im kommenden Sommer ablösefrei zu verlassen, eine klare Aussage getroffen (die WAZ berichtete). Doch zugleich brennt er auch darauf, in seinem letzten Jahr auf Schalke nochmal allen zu zeigen, was er kann: „Ich will der Mannschaft noch helfen, eine erfolgreiche Saison zu spielen. Dabei will ich auch selbst wieder in den Blickpunkt kommen.“ Meyer will raus aus dem Schatten, in den er auf Schalke geraten ist.
Tedesco steckt bei dem Dribbelkönig in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite steht da das von ihm bislang bevorzugte System mit einem Innen- und zwei Außenstürmern, das keinen Platz für einen echten Zehner lässt. Und Schalkes Trainer weiß, dass Meyer hier am besten zur Geltung kommt: „Die Zehn ist schon die Position, auf der Max seine Stärken hat.“
Eine Lösung für Meyers Vorzüge
Auf der anderen Seite müsste es um Schalke aber schon verdammt gut bestellt sein, wenn es sich Tedesco leisten könnte, einen viermaligen A-Nationalspieler dauerhaft vorwiegend auf der Bank zu lassen. Schalkes Trainer sieht durchaus Qualitäten bei Meyer, die Schalke nach vorne bringen können: „Sein Tempo-Dribbling auf die Kette macht ihn für uns wichtig.“
Also muss eine Lösung her, die Meyers Qualitäten berücksichtigt und die die Mannschaft trotzdem nicht aus ihrem vom Trainer gesuchten Gleichgewicht bringt. Tedesco glaubt, dass Meyer durchaus auch einen verkappten Außenstürmer geben kann, der nicht nur stur an der Linie klebt, sondern der „durch gewisse Bewegungen in die Halbräume kommt“. Meyer muss in Richtung Mitte ziehen, um hier seine Vorzüge ausspielen zu können – der Trainer erklärt: „Vom Zentrum aus hat er mehrere Möglichkeiten, seine Pässe in die Tiefe zu spielen“. Als Flügelläufer an der Außenlinie fehlt ihm auch die Geschwindigkeit, die seine Konkurrenten Yevhen Konoplyanka und Amine Harit mitbringen.
Meyer selbst will die Diskussion um seine Position nicht zum Hauptthema machen, er behauptet sogar, es sei ihm „eigentlich relativ egal, wo der Trainer mich aufstellt.“ Wichtig ist ihm nur, dass er überhaupt wieder von Anfang an spielt.
Ein bisschen trotzig
Bisher wurde der 21-Jährige in allen drei Pflichtspielen der Saison nur eingewechselt: Im Pokalspiel beim BFC Dynamo bereitete er danach ein Tor zum schwer erkämpften 2:0-Sieg vor, beim 2:0 gegen Leipzig kam er erst ganz kurz vor Schluss und bei der 0:1-Niederlage in Hannover gab er zumindest noch einmal neue Impulse. Eine durchwachsene Start-Bilanz für Meyer wie für Schalke: Mit einem Heimsieg am Sonntag gegen Stuttgart wären die Königsblauen aber wieder einigermaßen im grünen Bereich. Personelle Ausfälle hat Schalke nicht, auch Breel Embolo steht im Sturm vor seinem Comeback in der Bundesliga.
Embolo hat wie Meyer beim Benefizspiel in Gütersloh (9:0) mit Toren Selbstvertrauen getankt, danach verkündete Meyer seinen Entschluss, Schalke zum Saisonende verlassen zu wollen. Es klang ein bisschen trotzig nach dem Motto: Wenn mich Schalke nicht mehr richtig will, dann will ich auch nicht mehr.
Aber noch sind 32 Bundesliga-Spiele Zeit, um diese Beziehung wieder etwas aufzufrischen.




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