Der erste flüchtige Blick auf das DFB-Ranking provoziert ein heftiges Kopfschütteln. Dortmund und Schalke auf Platz 8 und 9. Signal Iduna Park und Veltins-Arena nur Mittelmaß – wie kann das sein? Es hätte nicht viel gefehlt, und die EM-Bewerbung für 2024 hätte ohne die beiden größten Spielorte im Revier stattgefunden. Nur die besten zehn Stadien wollte der DFB in seiner Bewerbung sehen.
Der zweite Blick relativiert den Schreckmoment wieder. Die Sorge um Fußball im Pott wird aber nicht kleiner. Die Warnung vom Deutschen Fußball-Bund ist eindeutig.
Wir haben alle die stimmungsvollen Bilder von der Bundesliga Kopf, wie die Schwarz-Gelben ihre Dortmunder und die Königsblauen ihre Schalker zum Sieg treiben. Gelbe Wand und Nordkurve: Ganz Europa beneidet das Revier um diese Fans und diese Stadien. Was niemand ahnte: Hinter der Fassade bröckelt es.
Der Dortmunder Signal Iduna Park und die Veltins-Arena auf Schalke sind gut in Schuss, keine Frage. Aber eben nicht: bestens in Schuss.
Und nicht immer geht es allein um die Stadien. Wer eine Veranstaltung mit Zuschauermenge von bis zu 82.000 am Spieltag händeln will, muss auch für das Drumherum sorgen - für die Infrastruktur. An- und Abfahrt. Unterbringung. Zugang für Behinderte. Ehren- und VIP-Gäste. Das ganze Programm, das es heute ein Mega-Event wie eine Fußball-Europameisterschaft einfordert.
Wegducken gilt nicht: Wer nicht liefern oder nicht liefern will, kann eben auch nicht Gastgeber sein. Die Uefa kann da sehr strikt sein. Auch deshalb sind Mönchengladbach, Nürnberg, Hannover und Bremen herausgefallen: Die anderen waren besser. Aber sind die anderen auch gut genug, damit Deutschland den Zuschlag bekommt und nicht der einzige Mitbewerber Türkei? Der Evaluierungsbericht war ziemlich schonungslos, wie sein Name kalt klingt.
Dortmund zum Beispiel bietet den Gästefans zu wenige Möglichkeiten zur Übernachtung. In der Kategorie Hotel ist die Stadt Tabellenletzter – hinter Bremen oder Nürnberg. Der Stadt Gelsenkirchen werden Defizite dagegen bei der Verkehrsanbindung vorgehalten; es hält dort kein ICE regelmäßig.
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Der Bedarf an Modernisierung taucht im Bericht der Kommission in vielfältiger Form auf. In Dortmund entsprechend die Videowände nicht mehr dem Standard. Auf Schalke ist die Arena nicht behindertengerecht. Im Signal Iduna Park fehlen zu viele Logen. In der Veltins-Arena vermisst die Uefa die zweite Umkleidekabine für die Schiedsrichter.
Noch sind es sieben Jahre bis zur Europameisterschaft. Unabhängig von der EM-Vergabe: Das Zeugnis ist eine Ermahnung, die Prachtbauten fit für die Zukunft zu machen. Da sind nicht allein die Vereine Borussia Dortmund und FC Schalke 04 gefordert, sondern auch und insbesondere die Kommunen, die Städte Dortmund und Gelsenkirchen. So schön die Freude über die Aufnahme in die EM-Bewerbung auch sein mag. Die Arbeit beginnt dort erst. Hoffentlich haben die Bürgermeister diese Erkenntnis auch.



















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