Kaum ertönte der Abpfiff an der Hafenstraße, folgten viele tausend weitere Pfiffe der Fans. Über 9600 Zuschauer waren am verregneten Familientag ins Stadion Essen gekommen, am Ende gingen wohl viele Sprösslinge mit ihren Eltern eher enttäuscht nach Hause. Rot-Weiss Essen hat mit seiner Leistung keine Eigenwerbung betrieben, stattdessen enttäuscht. "Ich möchte mich bei allen Fans, die da waren, entschuldigen", sagte ein sichtlich geknickter Trainer Sven Demandt nach der Partie und ergänzte: "Es war eine scheiß-schlechte Leistung."
Ohne Selbstvertrauen, ohne Kampfgeist, ohne Tempo, ohne Aufbäumen, ohne Körpersprache - dafür mit viel Verunsicherung bestritt RWE die 90 Minuten gegen den Sportclub. Während die Gäste mutig aufspielten und die Essener Offensive im Griff hatten, fanden die Gastgeber keinen Weg in Richtung Verler Tor. Im gesamten Spiel wurde es kaum gefährlich für das Tor von Robin Brüseke, eine hochkarätige Torchance hatte RWE nicht. Der Ausgleich durch Verteidiger Robin Urban nach einem Freistoß in der Nachspielzeit war mehr gewollt, als gekonnt, denn in dieser Situation war das Glück mal auf Essener Seite. Brutal effektiv könnte man zur Chancenauswertung der Rot-Weissen sagen. Viel mehr überwog nach der Partie aber doch die nüchterne Erkenntnis darüber, dass es nicht gelungen war, gegen einen Ligakonkurrenten Möglichkeiten herauszuarbeiten. "Außer Standards haben wir nichts zugelassen", sagte ein zufriedener Gäste-Trainer Guerino Capretti, während Demandt festhalten musste: "Wir hatten so gut wie gar nichts."
RWE ging die Partie im Schongang an, was der SC Verl in der zweiten Halbzeit bestrafte. Gianluca Marzullo traf zwar aus dem Nichts zum 0:1 (59.) , gänzlich unverdient und unerwartet war der Treffer aber nicht. Essen versuchte es im Anschluss mit vielen langen Pässen, spielte seine Angriffe jedoch schwach aus. So gab es schon zur Halbzeit und während der zweiten Hälfte Pfiffe von den Tribünen zu vernehmen. Denn auch die Fans sahen: Diese Leistung wird nicht zum Sieg reichen.
Das Unentschieden gegen Verl hat die Schwächen der Essener einmal mehr aufgezeigt: Heimspiele sind auf Grund der hohen Erwartungshaltung offenbar eher Qual, als Genuss. Denn obwohl RWE ja immerhin seit fünf Spielen in Serie ungeschlagen ist, ist von absoluter Sicherheit nicht viel zu spüren. Die Angst vor Fehlern ist sogar den Führungsspielern wie Kapitän Benjamin Baier oder Marcel Platzek anzusehen, denn auch von diesen erfahrenen Spielern kam nach dem 0:1 kein Schub. Stattdessen hängende Köpfe und ratlose Blicke. Es lief nicht viel zusammen. "Wir hatten eine gute Gelegenheit, ein gutes Heimspiel zu machen. Das kriegen wir im Moment aber nicht hin. Weil wir viel zu ängstlich spielen, teilweise auch zu viel zurück spielen, als nach vorne und uns nicht genug bewegen", erklärte Demandt. Immerhin erkannte er eine "Willensleistung" seiner Jungs im zweiten Durchgang, doch diese kam wieder einmal zu spät.
Rot-Weiss Essen hat offenbar ein Kopfproblem. Denn wozu die Mannschaft in der Lage ist, zeigt sie auswärts. Im eigenen Stadion waren die Auftritte bislang wenig überzeugend, auch wenn die einzigen beiden Siege der Saison an der Hafenstraße bejubelt werden durften. Doch mit Blick auf die Tabelle relativiert sich dieser positive Fakt: Denn die Erfolge holte sich RWE gegen den Tabellenletzten und -vorletzten.



















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