Die Fans sind gespalten nach der Ankündigung, dass Welling den Traditionsverein verlassen wird. Fakt ist: Welling hat einen sauberen Abgang verdient. Er hat den Verein in der größten Krise übernommen und ihn auf wirtschaftlich gesunde Füße gestellt. Und das trotz der Tatsache, dass die Kassen der Stadt leer sind, hier kaum Unterstützung zu erwarten ist. Auch im Bereich des Sponsorings gab immer wieder Rückschläge. Zuletzt das Aus des Großsponsors Innogy. Welling hat es mit seinem Team geschafft, unabhängiger zu werden von solchen Großsponsoren, die Zahl der Mitglieder hat sich verdoppelt und die Zeiten, in denen man vom Chaosklub Rot-Weiss Essen gesprochen hat, sind vorbei.
Das ist der Verdienst von Welling, der stets nur das ausgegeben hat, was auch reinkam. Die andere Seite der Medaille. Sportlich wäre RWE gerne schon mindestens eine Liga höher angesiedelt. Und da wurden immer mehr Stimmen laut, die es dem Präsidenten anlasten, dass es sieben Jahre sportlichen Stillstand gab - wie einige Fans zuletzt auf einem Plakat verkündeten.
Wobei das nur ein Teil der Wahrheit ist, denn RWE hatte auch sportlich starke Zeiten. Nicht nur den Aufstieg im ersten Jahr in die Regionalliga. In der Saison 2014/15 war RWE nach der Hinrunde Tabellenführer. Doch seitdem geht es sportlich bergab. Die Geduld der Fans ist am Ende und auf der Suche nach einem Sündenbock haben sich speziell die Ultras nun Welling ausgesucht.
Sportlich nur zum Teil berechtigt, denn natürlich war er der Verantwortliche, der mehrere Trainer in seiner Ära beurlauben musste. Natürlich war er der Verantwortliche, der Uwe Harttgen als Sportlichen Leiter nach Essen geholt hat und mit ihm - genau wie mit RWE-Urgestein Andreas Winkler - vor Gericht gelandet ist. So kam es zu empfindlichen Abfindungen. Das Geld hätte RWE an anderer Stelle benötigt.
Doch sind wir ehrlich: Sowohl die Fans als auch die Medien waren damals begeistert nach dem Harttgen-Deal. Das wird gerne mal vergessen. Damals konnte keiner ahnen, wie diese Geschichte endet. Und auch Marc Fascher oder Sven Demandt waren Trainer, die schon Erfolge vorzuweisen hatten, die sich in der Liga auskannten.
Wellings Nachfolger steht vor pikanter Aufgabe
Daher bleibt festzuhalten: Welling hat sicher auch Fehler gemacht. In erster Linie sollte aber aus seiner Amtszeit in Erinnerung bleiben, dass er aus einem Chaosverein wieder einen Klub geformt hat, der für Seriosität und Konstanz steht. Den Aufstieg kann man in der Liga nicht planen, fragen Sie mal bei Viktoria Köln nach, wo in den vergangenen Jahren mit Sicherheit mehr Geld in die Hand genommen wurde, um die dritte Liga zu erreichen.
Jetzt übernimmt Wellings Nachfolger Marcus Uhlig eine pikante Aufgabe. Sportlich muss es aufwärts gehen, aber ohne die finanzielle Schiene zu verlassen, die Welling eingeschlagen hat. Denn die Zeiten, in denen mehr Geld ausgegeben wurde als in der Kasse war, sind bei den meisten Fans noch in guter Erinnerung...



Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.
Login via Facebook
Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung