Zumindest die Frage, wer nicht unmittelbar schuld war am erneuten Debakel, war schnell geklärt: „Nee“, antwortete Borussia Dortmunds Trainer Peter Bosz auf die Frage, ob die Abwesenheit von Pierre-Emerick Aubameyang in irgendeiner Form eine Entschuldigung sein könne für die 1:2-Niederlage beim VfB Stuttgart. Die restliche Ursachenforschung aber geriet zäh. Niemand vermochte so recht zu sagen, warum der BVB auch das fünfte Bundesligaspiel in Folge nicht gewonnen hat. Nur ein Punkt aus fünf Partien: Das ist die Bilanz eines Absteigers. Noch zehrt der BVB von seinem rauschhaften Saisonstart – aber wie lange noch? Der Trainer gerät zunehmend unter Druck, die Spieler sind verunsichert, einige Leistungsträger völlig außer Form und die Gegner stellen sich immer besser auf Dortmund ein – der Klub steckt in einer bedenklichen Abwärtsspirale, wie er sie zuletzt in der Saison 2014/15 erlebte.
Hinzu kommen Ereignisse, die sich jeder logischen Erklärung entziehen, allem voran das frühe Gegentor: Marc Bartra erlief einen langen Pass und wollte diesen zu Torhüter Marc Bartra spielen – übersah dabei aber, dass dieser ihm schnellen Schrittes entgegenkam und den nun zu scharfen Pass nicht mehr verarbeiten konnte. Vom Torhüter sprang der Ball zu Chadrac Akolo, der ihn ins verwaiste Tor schob. „Fast lächerlich“, sei dieser Treffer gewesen, urteilte Bosz. Aber: „Wir haben danach guten Fußball gespielt.“
Das stimmte durchaus, die Dortmunder übernahm die Spielkontrolle, setzten sich in der gegnerischen Hälfte fest und kamen – obwohl sie oft schlampig mit dem eigenen Ballbesitz umgingen – zu einigen Torchancen und schließlich zum Ausgleich: Aubameyang-Vertreter André Schürrle scheiterte mit seinem Elfmeter noch an VfB-Torhüter Ron-Robert Zieler, doch Maximilian Philipp drosch den Nachschuss durchaus sehenswert ins Tor. „Die Reaktion war da, das Ergebnis nicht“, sagte Bosz. Das allerdings war dann doch deutlich zu positiv gezeichnet, denn es gab ja noch eine zweite Halbzeit – in der Stuttgart erneut früh traf, dieses Mal durch Josip Brekalo. „Ein kleiner Genickbruch“ sei dies gewesen, meinte Mario Götze. Tatsächlich war es nun endgültig vorbei mit jeder Dortmunder Herrlichkeit. Hinten blieb man anfällig für Konter, nach vorne gelang kaum etwas.
Die Verantwortung für den zweiten Gegentreffer nahm Kapitän Marcel Schmelzer auf sich, der den Torschützen aus den Augen verlor. Auch deshalb nahm er trotz der erneuten Pleite den Trainer vehement in Schutz: Für uns als Mannschaft stellt sich die Trainerfrage nicht“, beteuerte Schmelzer. „Wir Spieler auf dem Platz sind verantwortlich. Nicht der Trainer macht den Fehler vor dem Gegentor, wir machen den Fehler.“ Wenn allerdings die Fehler in schöner Regelmäßigkeit passieren und zu ebenso regelmäßigen Niederlagen führen, rutscht der Trainer irgendwann automatisch in den Fokus, „das ist in unserem Geschäft so“, sagte auch Schmelzer.
Zumal Bos vor den wichtigen Spielen gegen Tottenham Hotspur und Schalke 04 noch noch keinen Weg aus der aktuellen Misere aufzeigen konnte: „Wenn die Spieler die gleiche Mentalität zeigen wie hier in der ersten Halbzeit nach dem doofen Gegentor, können wir das drehen“, sagte er – und ignorierte dabei, dass im zweiten Durchgang diese Mentalität ebenso fehlte wie jegliche Spielkultur. „Wir müssen als Mannschaft einfach aus dieser bescheidenen Phase den Weg rausfinden“, appellierte Schmelzer, bevor er selbst einräumte, dass es für die Journalisten „wahrscheinlich langweilig ist, das immer wieder zu hören“. Aber andere Lösungen haben sie in Dortmund noch nicht gefunden. „Wir können uns jetzt die Köpfe einschlagen, aber das bringt ja auch nichts“, so Schmelzer.
Immerhin: Aubameyang trainierte am Samstag schon wieder mit der Mannschaft. Aber auch der Stürmer ist ja bereits seit vier Ligaspielen ohne Treffer.




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