Es gibt doch recht viele Steine am Trainingsgelände von Borussia Dortmund im Ortsteil Brackel. Das ist es ja, was die Sache so schwierig macht für Michael Zorc. Der Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten bekam von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke am Sonntag bei der Mitgliederversammlung öffentlich den unmissverständlichen Auftrag, zusammen mit dem stark in die Kritik geratenen Trainer Peter Bosz „jeden Stein umzudrehen“, um zu finden, was Schwarz-Gelb seit Wochen zu finden versucht: den Grund für die sportliche Misere.
Nächste Chance in Leverkusen
Und Zorc, der sich als langjähriger Kapitän und Elfmeterschütze auch in schlechten Phasen nie weggeduckt hat, sagt am Dienstag gegenüber dieser Zeitung: „Ich bin der sportlich Verantwortliche. Es ist doch ganz klar, dass wir gemeinsam daran arbeiten und versuchen, die Weichen zu stellen, damit wir schnell wieder erfolgreicher werden.“ Nächste Chance: Am kommenden Samstag bei den gerade serienmäßig erfolgreichen und sich in der Tabelle von hinten nähernden Leverkusenern.
Das ist eine schwierige Situation, und es gibt nicht den EINEN Knopf, den man drückt und dann läuft alles wieder wie in den ersten sieben Spielen
Michael Zorc
Doch die schwarz-gelbe Ursachenforschung nach nur einem Sieg in den vergangenen zehn Pflichtspielen verläuft bislang weiterhin schleppend. „Das ist eine schwierige Situation, und es gibt nicht den EINEN Knopf, den man drückt und dann läuft alles wieder wie in den ersten sieben Spielen“, sagt Zorc und versucht die längst in gang befindliche Debatte um mangelnde Fitness zu entkräften. „Die Laufstrecken und auch die Intensitäten, mit denen in den unterschiedlichen Tempobereichen gelaufen wird, sind in der zweiten Halbzeit die gleichen wie in der ersten. Das spricht gegen die Theorie, die Mannschaft sei nicht fit.“
Offensichtlichere Zahlen belegen aber, dass Dortmund in der zweiten Halbzeit zuletzt stets hinterherlief. Das war in Frankfurt so (2:2), in Hanover (2:4), in Stuttgart (1:2), gegen Schalke (4:4). Die Hälfte aller 20 Gegentreffer in der Bundesliga musste der BVB ab der 60. Minute hinnehmen. Am Ende wird’s immer bitter. Zufall? Müdigkeit? Kopfsache?
Die frischesten Videos sind intensiv analysiert. Sie lassen Zorc fast ein bisschen verwundert zurück. „Die Bilder aus dem Schalke-Spiel zeigen, dass wir uns schon direkt nach der Pause, beim Stand von 4:0 und ergo zu einem Zeitpunkt, zu dem niemand müde sein kann, weil gerade erst Pause war, völlig anders verhalten als zuvor.“ Der Wille, den Ball haben zu wollen, sei weniger ausgeprägt, das Gegenpressing sei nachlässiger, die Körpersprache eine ganz andere. „Und das beim Stand von 4:0 gegen Schalke, wenn man sich in der besten aller Welten eines BVB-Spielers befinden müsste.“
Doch von der besten aller Welten sind sie in Dortmund derzeit doch ein beträchtliches Stückchen entfernt. Der kleinste Wackler genügt offenbar, um das Gebilde ins Wanken zu bringen. „Das ist eines der Themen, die wir intensiv angehen müssen. Es ist ein zentrales Problem. Wir dürfen nach Gegentoren nicht so einbrechen“, sagt Marcel Schmelzer. Gegentore bedeuten Grübeln. Grübeln bedeutet, zu langsam zu sein. „Dass die Psyche eine Rolle spielt in so einer Phase, ist klar. Aber die Tore, die wir kassieren, haben nichts mit der Psyche zu tun. Da müssen wir besser verteidigen“, sagt Nuri Sahin.
Fehler, die Punkte kosten
Besser und achtsamer. Aber die Konzentrationsfähigkeit der Dortmunder scheint derzeit allzu oft endlich. Vielleicht ist alles dann doch eine Frage der Kraft, denn wenn sie nachlässt, schleichen sich Fehler ein. Fehler, die Punkte kosten. Punkte, die die Borussia so dringend benötigen würde.




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