Der FC Schalke 04 arbeitet in einer Baustelle. Wenn die Profis nach ihren Trainings-Einheiten im umgebauten Parkstadion Richtung Kabinentrakt laufen, müssen sie dicke, lehmige Baggerspuren überqueren. Auf Schalke wird gebuddelt und erneuert. „Die Baustelle ist gewöhnungsbedürftig, ganz klar. Aber ich freue mich. Einfach deswegen, weil hier ein Riesengelände entstehen wird“, sagt Torwart Ralf Fährmann.
Welche Mannschaft in Zukunft auf dem runderneuerten Komplex den dauerhaften Sprung in die internationalen Ränge bewerkstelligen soll, ist noch offen. Der Sommer-Abgang von Leon Goretzka, der ablösefrei zu Branchenprimus Bayern München wechselt, wird bei den Königsblauen als schwerer Schlag ins Kontor gewertet. Das Umfeld brodelt. Wie reagiert der Kapitän?
Ralf Fährmann strahlt in der aktuell aufgeregten Phase absolute Ruhe und Zuversicht aus. Der 29-Jährige sieht den Wechsel von Leon Goretzka keineswegs als Anfang vom Ende des eingeschlagenen Wegs. „Ich glaube nicht, dass die Entscheidung uns den Stecker gezogen hat. Die Entscheidung war für das Schalker Herz und den Schalker Fan sehr bitter“, sagt Fährmann.
Der Schlussmann schiebt energisch nach: „Ich glaube nicht, dass Leons Weggang unsere weitere Entwicklung beeinflussen wird.“ Es war allerdings offensichtlich, dass sich die Mannschaft gegen Hannover schwer tat. Dass Goretzka beim enttäuschenden 1:1 seine schlechteste Saisonleistung gezeigt haben soll, kann Fährmann aber nicht nachvollziehen.
„Es war ein emotionaler Schritt“
Der Kapitän verteidigt seinen Stellvertreter: „Leon hat gegen Hannover trotzdem alles gegeben. Er kam aus einer langen Verletzungspause, das darf man nicht vergessen. Es war für ihn sehr, sehr schwer, weil es ein sehr emotionaler Schritt für ihn war.“ Fährmann hat gespürt, wie sehr die Klärung der sportlichen Zukunft an Goretzka genagt hat. „So, wie er es uns als Mannschaft rübergebracht hat, daran hat man gemerkt, dass es ihm nicht einfach gefallen ist. Er hat auch dem Verein sehr, sehr viel zu verdanken in den letzten fünf Jahren“, bilanziert der Torwart.
Fährmann kann Goretzkas Entschluss trotz aller Enttäuschung nachvollziehen: „Ich denke, das ist für ihn sportlich gesehen die richtige Entscheidung. Als Schalker Fan betrachtet, ist es natürlich schmerzhaft. Wir respektieren das total und stehen voll hinter Leon. Wir brauchen seine spielerische und seine individuelle Klasse. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch im Kabinentrakt.“
Fährmann hofft, dass nach dem Wirbel und den Pfiffen im Hannover-Spiel schnell wieder Normalität einkehrt. „Ich denke schon, dass es Stück für Stück weniger wird, weil es auch unserem Spiel nicht gut tut, wenn ein Spieler von uns ausgepfiffen wird. Das ist auch für uns als Mannschaft nicht gut. Deswegen hoffe ich, dass es ein bisschen abflacht.“ Schon am Samstag beim Auswärtsspiel in Stuttgart (15.30 Uhr/Sky) wird sich Zeigen, ob Fährmanns Wunsch Realität wird.
Dass mit Max Meyer der Verlust eines weiteren hochveranlagten Spielers droht, lässt Fährmann nicht runruhig schlafen. Meyers Vertrag läuft im Juni 2018 aus. Er könnte wie Goretzka ablösefrei wechseln. Droht Schalke ohne wichtige Eckpfeiler, die zum Teil aus dem eigenen Nachwuchs-Reservoir stammen, das Mittelmaß?
„Das wäre ein Teufelskreis“
„Ich mache mir Richtung Zukunft keine Sorgen“, sagt Fährmann im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wenn man da anfängt, sich Gedanken zu machen, ob jetzt der eine Spieler verlängert oder bleibt: Das wäre ein absoluter Teufelskreis, in dem man nur grübeln würde.“ Fährmann ergänzt: „Wenn du jetzt persönlich über alles nachdenkst, wäre das der falsche Schritt. Du machst dir ja auch keine Gedanken darüber, ob sich ein Spieler einen Kreuzbandriss holt und monatelang ausfällt – oder eben nicht.“
Jetzt geht es für Fährmann & Co. darum, schon in Stuttgart wieder in die Spur zu kommen. „Es wird ein sehr schweres Spiel. Ich hoffe aber, dass wir da einen Sieg mitnehmen können“, sagt Fährmann. Im neuen Jahr ist Schalke noch sieglos.




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