Kurz nach 19 Uhr in Gelsenkirchen. Lars Ricken betritt die Bühne der Aula eines Gymnasiums. Er ist locker und gelöst. Ricken diskutiert zusammen mit Matthias Röben, pädagogischer Leiter des Nachwuchsbereichs von Borussia Dortmund und den Schalker „Eurofightern“ Martin Max und Ingo Anderbrügge über eine bestimmte Frage.
Wie können es Talente im Alter von ungefähr zehn bis 17 Jahren eigentlich schaffen, parallel die Schule zu meistern und Profifußballer zu werden? Ricken plaudert aus dem Nähkästchen: „Heutzutage hätte ich keine Lust mehr, Jugendfußballer zu sein. Bei diesem Hammer-Programm.“ Ein echtes Statement vom Nachwuchskoordinator des amtierenden DFB-Pokal-Siegers Borussia Dortmund. Im Anschluss an den Talk sprach Ricken dann exklusiv mit dieser Redaktion über die aktuelle Lage mit Pierre-Emerick Aubameyang.
Schon auf der Bühne gab er zu: „Ich finde es eigentlich echt schade.“ Er habe Aubameyang in den vergangenen Jahren als echten Top-Profi kennengelernt: „Ich weiß nicht, ob es bei Borussia Dortmund in den vergangenen vier Jahren einen Spieler gab, der mehr Tore geschossen und Spiele für Borussia gemacht hat.“ Tatsächlich kommt der Gabuner seit seinem Wechsel im Jahr 2013 auf 128 Bundesliga-Spiele und 85 Tore für die Dortmunder: „Wenn du ein Halodri bist, dann machst du nicht so viele Spiele auf diesem Top-Niveau.“ Doch Ricken wollte „Auba“ nicht gänzlich in Schutz nehmen.
Das Thema sei nicht zu sehr aufgebauscht, die Kritik könne er durchaus verstehen: „Nein, es ist schon schade, wenn er mit dem Schwänzen der Teamsitzung den Teamgedanken nicht weitergetragen hat und der Trainer merkt, dass er nicht ganz bei der Sache ist.“ Bezüglich eines Einsatzes am Wochenende gegen den SC Freiburg gibt sich der Champions-League-Sieger von 1997 optimistisch: „Mein Bauchgefühl - mit dem was ich so gehört habe - sagt mir, dass er spielen wird. Er soll herausragend trainiert haben.“
Als Nachwuchskoordinator ist Ricken hauptverantwortlich für die Ausbildung der Dortmunder Talente. Die große Herausforderung für ihn ist es, den Nachwuchsspielern neben der bestmöglichen Ausbildung auch Werte zu vermitteln. Orientierung an dem Verhalten der Profis sei dabei grundsätzlich der richtige Weg, so Ricken. Bei der Frage, ob die Dortmunder Jungs auch aus dem Fall Aubameyang lernen könnten, stockte er kurz und gab dann doch bekannt: „Ja.“





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