Am fünften Verhandlungstag im Prozess um den Bombenanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund sorgt Pierre-Emerick Aubameyang für Ärger. Der Spieler sollte als Zeuge aussagen - blieb der Verhandlung allerdings fern. Der BVB-Mannschaftsarzt hat ihm offenbar ohne nähere Angaben von Gründen ein entsprechendes Attest erteilt.
Nach seinem Fernbleiben droht Aubameyang allerdings trotz der Krankschreibung Ärger mit der Justiz. Oberstaatsanwalt Carsten Dombert nannte die Bescheinigung in einer ersten Reaktion "äußerst dürftig" und erklärte: "Ich finde, das sollte sich die Justiz so nicht bieten lassen." Der Vorsitzende Richter Peter Windgätter antwortete: "Das sehe ich genauso." Ob Aubameyang für sein Fernbleiben ein Ordnungsgeld auferlegt wird, soll später entschieden werden.
Aubameyang steckt seit Wochen in einem anhaltenden Transferpoker, bei dem am Montagabend eine Entscheidung fallen könnte. Am vergangenen Samstag stand er beim Heimspiel gegen den SC Freiburg (2:2) noch auf dem Platz.
Das Dortmunder Schwurgericht befragte am Montag Marc Bartra. Der BVB-Profi sagte aus, dass er lange unter den Folgen des Bombenanschlags auf die Mannschaft vom April 2017 gelitten habe. Zuvor hatte Rechtsanwalt Alfons Becker eine im Namen Bartras verfasste Erklärung verlesen. Darin heißt es: "Ich hatte Todesangst. Ich fürchtete, meine Familie nie wieder zu sehen. In den Wochen und auch den ersten Monaten nach dem Anschlag hatte ich Albträume, jetzt aber nicht mehr.“ Er fühle sich im Leben aktuell „stärker als je zuvor“. Bartra hatte bei dem Attentat einen offenen Bruch des Unterarms erlitten. Auch einer der Ärzte, die ihn im Anschluss operierten, ist vom Gericht als Zeuge geladen worden.
Noch keine weiteren Termine für Vernehmung von Spielern und Betreuern
Der wegen Mordversuchs in 28 Fällen angeklagte Sergej W. hat im Prozess bereits gestanden, drei selbst gebaute Splitterbomben gezündet zu haben, als der Mannschaftsbus des BVB am 11. April 2017 gerade am Teamhotel abgefahren war. Er habe mit verschiedenen Optionsscheinen auf einen fallenden Kurs der BVB-Aktie gewettet, hieß es in der Erklärung des 28-Jährigen vor Gericht. Sergej W. beharrt jedoch darauf, dass er niemanden habe töten oder schwer verletzen wollen. Die Bomben seien bewusst so konstruiert gewesen, "dass niemand ernsthaft gefährdet werden konnte".
Die Richter wollen nun wissen, wie die Insassen des Busses den Anschlag erlebt und anschließend verarbeitet haben. Termine für die Vernehmung der übrigen Spieler und Betreuer von Borussia Dortmund gibt es noch nicht. Für den Prozess sind noch Verhandlungstage bis Ende März angesetzt.



