Es war die Schlusspointe dieses an Pointen nicht eben armen Spiels, dass der Angreifer mit seinem Treffer das Spiel zugunsten von Borussia Dortmund entschieden hatte: 3:2 (1:0) hieß es am Ende beim 1. FC Köln. Jener Schürrle, der sich seit seiner Ankunft in Dortmund vor anderthalb Jahren schwergetan hatte, der immer wieder mit sich und seiner Form zu kämpfen hatte, der von Beobachtern und Fans schon zum 30-Millionen-Euro-Fehleinkauf abgestempelt wurde. „Er ist ein außergewöhnlicher Spieler, das hat er oft genug gezeigt“, meinte BVB-Trainer Peter Stöger. „Aber zuletzt konnte er das nicht so unter Beweis stellen.“ Hätte sich nicht Andrey Yarmolenko noch verletzt, Schürrle hätte den BVB in diesem Winter verlassen dürfen. „Ich bin sehr, sehr froh, dass er sich nach den Gesprächen entschieden hat, zu bleiben“, freute sich Stöger – denn in Köln stimmte beim Nationalspieler nicht nur der Aufwand, den der Stürmer ja immer betreibt – es stimmte auch der Ertrag.
„Ich lobe mich selten, aber das war ein gutes Spiel“, meinte Schürrle – und erklärte noch einmal, wieso das bislang eher selten geklappt hatte: „Ich war letztes Jahr sechs Monate verletzt. Und auch wenn es keiner wahrhaben will: Das dauert seine Zeit. Ich hatte wenig Vertrauen, wenig Rhythmus, wenig Spielzeit, und dann kann man auch wenig machen.“
Was aber ein Schürrle mit Selbstvertrauen bewirken kann, zeigte der 27-Jährige in der 84. Minute: Da lief er wie zu besten Zeiten beim Konter auf der rechten Seite auf und davon, zog nach innen, schoss – und der Ball senkte sich, leicht abgefälscht, ins lange Eck. „Eigentlich habe ich den Moment für das Abspiel schon verpasst gehabt“, sagte der Torschütze später mit einem leichten Schmunzeln. „Dann musste ich schießen, und er wurde wunderschön abgefälscht und fliegt traumhaft ins Tor.“
Es war die Entscheidung in einer wilden Partie. Zweimal war Dortmund in Führung gegangen (35., 62.), beide Treffer hatte Neuzugang Michy Batshuayi erzielt. Der Mann, der erst am Mittwoch vom FC Chelsea ausgeliehen worden war, um den für 63,75 Millionen Euro an den FC Arsenal verkauften Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang zu ersetzen.
Nur zwei Trainingseinheiten hatte er mit der Mannschaft absolviert, nun durfte er gleich von Beginn an ran. Nicht nur wegen seiner Tore über zeugte der Belgier, auch die Vorlage zum 3:2 kam von ihm. Und der 24-Jährige deutete an, dass er dem BVB-Spiel mit seiner körperlichen Wucht und seiner Fähigkeit, die Bälle mit dem Rücken zum Tor anzunehmen, abzuschirmen und zu verteilen, dem Dortmunder Spiel eine neue Dimension geben kann.
„Er versucht mehr entgegen zu kommen, mehr im Spiel zu sein, den Ball klatschen zu lassen, Doppelpässe zu spielen“, erklärte Schürrle. „Für Außenspieler ist das gut, sie bekommen mehr Räume.“
Dass die Partie dennoch deutlich knapper und nervenaufreibender geriet, als es den Beteiligten lieb sein konnte, lag an teils haarsträubenden Aussetzern mit und ohne Ball. Der BVB war zwar grundsätzlich die überlegene Mannschaft, konnte die Partie aber nie wirklich beruhigen. Blitzschnell flog der Ball hin und her, Angriff und Gegenangriff wechselten sich munter ab – und Dortmund kassierte wieder einmal „stupid goals“, dumme Tore, wie es Abwehrchef Sokratis ausdrückte. Erst rannte sich Christian Pulisic völlig übermotiviert fest, den anschließenden Konter bekam der BVB nicht verhindert und Torhüter Roman Bürki leistete sich einen kapitalen Aussetzer, indem er den Schuss von Dominik Heintz genau auf den Kopf von Simon Zoller prallen ließ (60.). Und später stand der mit 1,82 Metern für einen Innenverteidiger eher klein geratene Jorge Meré nach einem Eckball völlig frei und konnte aus kurzer Distanz einköpfen (69.).
Doch dank Schürrle hatte der BVB das bessere Ende für sich – und der Torschütze entschied sich, die Dinge positiv zu sehen: „Heute hatten wir eine Vielzahl von Top-Torchancen, die hatten wir in den letzten Wochen weniger“, erklärte er. „Darauf kann man aufbauen, darauf müssen wir aufbauen. Dann werden wir auch noch mehr Spiele gewinnen und es hoffentlich nicht so spannend machen wie heute.“




Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.
Login via Facebook
Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung