Seit Bundesliga-Start 1963/64 wurde der FC Schalke sechsmal Vizemeister, zuletzt 2010. Schon in wenigen Monaten, wenn der Verein auf die Saison 2017/18 blickt, wird sich niemand dafür interessieren, wie die Vizemeisterschaft zustande gekommen ist. Dieser zweite Platz hinter dem FC Bayern München war wohl der schönste. Die zwei Derbys gegen Borussia Dortmund moralisch (beim 4:4) und de facto (beim 2:0) gewonnen, mit dem Trainer-Jüngling Domenico Tedesco von Platz zehn im Vorjahr auf Platz zwei geklettert und dem Sportchef Christian Heidel, das sei auch erwähnt, die höchste Bundesliga-Platzierung in dessen über 25-jährigen Manager-Karriere eingebracht: Mehr geht ja kaum.
In aufgeheizter Euphorie werden mahnende Wortmeldungen wie eine Provokation aufgefasst. Aber auch das sei erwähnt: Maximal 63 Punkte kann Schalke, wenn am Samstag die Pokalrevanche gegen Frankfurt gelingt, am Saisonende ausweisen. Kein Vize hinter Bayern holte seit fünf Jahren weniger Punkte. Nicht immer brachte der zweite Platz den erhofften Segen. Wir erinnern uns an den Absturz des BVB 2014: Am Ende verließ Trainer Jürgen Klopp den Klub. Oder sehen den Zustand des VfL Wolfsburg aktuell: Noch vor drei Jahren stand der Verein dort, wo sich heute Schalke 04 befindet.
Die Sehnsucht nach Kontinuität, die auf Schalke fast greifbar ist, kann das perfekte Gegenmittel sein. Wenn nächste Saison die dreifache Belastung aus Bundesliga, Pokal und Champions League die Form zum Flattern bringt, muss der Verein zeigen, was die zwei Heidel-Jahre bisher ausgezeichnet hat: die Ruhe, wenn nicht mehr Sieg auf Sieg folgt, und der feste Glauben, dass das Trio an der Führungsspitze keinen Unfug macht. Es reicht ein flüchtiger Blick ins Archiv, warum der ja eigentlich banale Wunsch seine Berechtigung hat. Schalke 04 sieht den Fußball gern extrem. Aus dem Abgang eines Spielers wird sofort Landesverrat, aus jedem Zwischentief eine Krise. Und nein, nicht immer ist die Presse schuld, wenn die Emotionen tanzen.
Kontinuität bedeutet eben auch: Dass Strategie Orientierung bietet, wenn es schlecht läuft. Beim BVB sind sie weder mit Tabellenrang noch Achterbahnleistung zufrieden. Aber von sechs Vizemeisterschaften seit 2013 gingen drei an Borussia Dortmund. Schalke 04 hat jetzt die beste Voraussetzung, eine eigene Serie kontinuierlich fortzuschreiben.




Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.
Login via Facebook
Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung