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Erdogan-Affäre
Gündogan reagiert auf Kritik – Özil nicht

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Foto: Firo

Nationalspieler Ilkay Gündogan stellt sich nach der Erdogan-Affäre den Fragen. Mesut Özils Schweigen könnte sich bei der WM als Ballast erweisen.

Die Tischchen von Mats Hummels und Manuel Neuer waren im Strandbereich des Hotelpools vorbereitet worden. Timo Werner bekam seinen Platz auf einer Empore mit Aussicht auf die Umgebung des Mannschaftshotels der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Eppan. Julian Draxler saß unter einem Sonnenschirm auf dem Rasen. Auf der Terrasse fanden sich Sami Khedira, Marco Reus und später auch noch Ilkay Gündogan ein. Genau genommen gab es für jeden der prominentesten deutschen Fußballer ein vorbereitetes Tischchen. Nur für einen Spieler nicht: Mesut Özil.

Es handelt sich um die Szenerie einer mittäglichen Fragestunde. Medientag heißt diese Veranstaltung, die seit vielen Jahren einmalig vor großen Turnier stattfindet. Alle (!) Spieler sitzen an ihren Tischen bereit, Journalisten rücken an, stellen Fragen. Manchmal auch unangenehme Fragen. Özil flüchtete vor diesen Fragen. Sein Schweigen wird bis nach Russland zu hören sein.

Gündogan: "Es war für mich ein tiefer Schlag"

Özil war zusammen mit Ilkay Gündogan in den Blickpunkt einer noch größeren Öffentlichkeit geraten. Ihr Treffen – inklusive gemeinsamem Foto und Überreichung je eines unterschriebenen Trikots - mit dem umstrittenen türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in London schlug höchste Wellen. Und warf Fragen auf. Fragen nach der Existenz von gemeinsamen Werten. Fragen nach dem Gelingen von Integration in Deutschland. Gündogan hatte sein Trikot mit einer Widmung versehen: „Für meinen verehrten Präsidenten – hochachtungsvoll...“ Gündogan besitzt keinen türkischen Pass. „Wir sind in Gelsenkirchen geboren und aufgewachsen. Die Stadt hat einen sehr hohen Migrationsanteil. Es war daher für mich ein tiefer Schlag, dass es so dargestellt wird, dass wir nicht integriert seien und nicht nach deutschen Werten leben würden", sagte Gündogan am Dienstag in Südtirol.

Doch ein Politikum war in der Welt, das zu moderieren allen Beteiligten schwer fiel und noch immer fällt. So schwer, dass es die deutsche Mannschaft nun auch als Ballast mit in die WM nehmen wird. Am vergangenen Samstag beim Testspiel in Österreich wurden Özil und Gündogan von Fans aus dem deutschen Block teilweise ausgepfiffen. Die „machen natürlich etwas mit einem", räumt Gündogan ein. Eine ähnliche Reaktion des Leverkusener Publikums ist am Freitag im letzten Test vor der Abreise nach Russland gegen Saudi-Arabien nicht ausgeschlossen.

„Man ist Pfiffe von gegnerischen Fans gewohnt, aber wenn die eigenen Fans pfeifen, dann ist es schwierig damit umzugehen. Mal sehen, wie es in Leverkusen ist", sagte Gündogan, der bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nur ausgesuchten Medien zur Verfügung stehen wollte. „Einige Reaktionen haben mich getroffen, vor allem auch die persönlichen Beleidigungen. Ich verstehe, dass man die Aktion nicht gut finden muss." Die letzten Wochen seien eine Erfahrung gewesen, „die nicht leicht war. Wir haben durch unsere türkischen Wurzeln noch einen sehr starken Bezug zur Türkei. Das heißt aber nicht, dass wir jemals behauptet hätten, Herr Steinmeier sei nicht unser Bundespräsident oder Frau Merkel nicht unsere Bundeskanzlerin. Es war nie das Thema, ein politisches Statement zu setzen."

DFB wähnte den Störfall beerdigt

Spätestens seit der Unterredung mit der DFB-Spitze und dem arrangierten Besuch der beiden Spieler bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Mitte Mai wähnte der DFB den Störfall beerdigt.

Doch besonders Özil legt in dieser Affäre ein seltsames Verhalten an den Tag. Der Mittelfeldspieler zieht sich seitdem zurück und schweigt. Aus seinem Umfeld heißt es, dass es schwer sei, ihn zu einer öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Thema zu bewegen. Es ist wahrscheinlich, dass der DFB ebenfalls bis zuletzt versuchte, ihn zu einem Statement zu bewegen. Erfolglos.

Özil habe „die Wahrnehmung, alles zu dem Thema gesagt zu haben“, übermittelte der DFB am Dienstag, um das Fehlen des Spielers zu erklären. Bisher ist ein schriftlicher Satz aufgezeichnet, mit dem das Steinmeier-Treffen im Nachgang angereichert wurde: „Ich bin hier aufgewachsen und stehe zu meinem Land.“ Fragen dazu? Nicht erwünscht.

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  • Brückenschänke 05.06.2018 21:38 Uhr
    "Özil habe „die Wahrnehmung, alles zu dem Thema gesagt zu haben“, übermittelte der DFB am Dienstag, um das Fehlen des Spielers zu erklären.
    Der Herr hat eindeutig Wahrnehmungsstörungen.
    Ich erwarte, dass seitens der Mannschaftsführung entsprechend reagiert wird.
  • phil2610 05.06.2018 22:17 Uhr
    Auf Türkisch !
  • heavenearl 05.06.2018 22:18 Uhr
    Özil sofort nach Hause schicken!!!

    Kann in seiner Lieblingsstadt in Istanbul bei seinem Präsidenten Urlaub machen!
  • phil2610 05.06.2018 22:22 Uhr
    Richtig , aber schnell und sofort!.
  • grafheno 05.06.2018 22:25 Uhr
    Keine Sorge, die Mannschaftsführung hat schon reagiert. Die jungen Leute, fast 30, muss man nicht auf ewig verdammen. Herrn Bierhoff war schnell klar, dass sie kein bewusstes politisches Signal senden wollten", Was denn sonst?? Beide haben in der deutschen Nationalmannschaft nix verloren.
  • RWO-Oldie 05.06.2018 22:32 Uhr
    Dieses Thema lässt sich nicht aussitzen.
    Der DFBhat mal wieder jämmerlich versagt.

    Ohne Haltung verliert man den Respekt. Der DFB wird zur Witzfigur wo jeder machen kann was er will, solange die Kohle stimmt.

    Anstatt beide Spieler für die Deutsche Nationalelf zu suspendieren eiert man rum und hofft, dass sich das versendet. Das ist zum Glück eine totale Fehleinschätzung. Hoffentlich zeigen die Fans in Leverkusen, was sie davon halten.

    Befürchte aber, dass 20.000 Eventis nur mit den Klatschpappen gesponsert vom DFB hantieren.


    Zuletzt modifiziert von RWO-Oldie am 05.06.2018 - 22:37:58
  • grafheno 05.06.2018 22:40 Uhr
    Wenn der DFB bis zuletzt versuchte, Özil erfolglos zu einem Statement zu bewegen, warum wird der dann nicht sofort nach hause geschickt??
  • rwebvb 05.06.2018 23:59 Uhr
    Moment mal. Der DFB inklusive Bundesjogi sind nicht in der Lage Özil zu einer Stellungnahme zu bewegen und sich den Fragen der Reporter zu stellen? Das ist doch wohl ein Witz! Aber Bierhoff hat die beiden ja schon als 7-jährige dumme kleine ahnungslose Jungs in Schutz genommen denn sie wussten nicht was sie tun. Mein Gott, haben die einen IQ von einer Plastiktüte? Die wussten beide ganz genau, was sie da machen, als sie sich mit Erdowahn haben ablichten lassen. Für wie bescheuert halten die uns eigentlich die Beiden, inklusive DFB? Spielt für Euer Land, nein nicht Deutschland, Türkei meine ich. Ich habe fertig!
  • Rattenfänger 06.06.2018 07:04 Uhr
    Froschauge raus!
  • @Jane 06.06.2018 07:08 Uhr
    Befragt doch mal Alexander Gerst zu dem Thema:
    Von da oben aus wirken Eure albernen, willkürlichen Einteilungen in verschiedene Nationen mit verschieden-farbigen Fähnchen einfach nur lächerlich und albern.
  • RWO-Oldie 06.06.2018 07:24 Uhr
    Das stimmt.
    Nur geht es hier nicht um Fähnchen sondern um einen Machtmenschen, der Menschenrechte verachtet.
    Und um zwei Menschen, die alle Freiheiten genießen, die diesem Despoten huldigen.
  • @Jane 06.06.2018 09:34 Uhr
    da hast Du jetzt wieder Recht, RWO-Oldie

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