Doch in diesem Jahr hatten zwei Spieler der deutschen Nationalelf – Mesut Özil und İlkay Gündoğan – bereits im Vorfeld für einen handfesten Eklat gesorgt. Sie ließen sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan während seines Wahlkampfes medienwirksam fotografieren. Der Lohn: Die Spieler wurden in den unmittelbaren Vorbereitungsspielen lautstark ausgebuht. Während sich İlkay Gündoğan anlässlich des Medientages erklärte, aber nicht entschuldigte, schwänzte Özil die Veranstaltung und schweigt bis heute. Doch ein Blick in die Historie der Nationalelf verrät: Es gab auch vorher Buhmänner in der deutschen Nationalmannschaft. Ein weiterer Skandal kündigt sich nach dem durchwachsenen Gruppenspiel von Deutschland gegen Schweden schon an.
Der Fall Erdoğan und seine Folgen
Mitte Mai trafen die beiden DFB-Spieler Mesut Özil und İlkay Gündoğan den türkischen Staatspräsidenten in London – nicht ahnend, dass sie sich damit zu den Buhmännern der Nation erklären würden. Die beiden Fußballspieler brachten Geschenke mit; überreichten dem türkischen Staatsoberhaupt die Trikots ihrer Vereine Manchester City und FC Arsenal. Besonders brisant: Auf Gündoğans Shirt prangte der Spruch: „Mit Respekt für meinen Präsidenten.“ Dem türkischen Präsidenten kam diese Inszenierung gerade recht. Er befand sich kurz vor den vorgezogenen Neuwahlen in der Türkei am 24. Juni, über die die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb.de) informiert, auf einem mehrtägigen Staatsbesuch in Großbritannien. Das gemeinsame Foto löste in Deutschland einen Skandal aus. Nicht nur der DFB war betroffen und gezwungen, zu reagieren – Politiker und Fans äußerten sich ebenso.
- Cem Özdemir, Bundestagsabgeordneter der Partei „Bündnis90 / Die Grünen“ kritisierte die beiden Fußballer scharf. Das Parlament der deutschen Politik heißt „Deutscher Bundestag“ und sitzt „ in Berlin, nicht in Ankara“, sagte er der Presse.
- Der amtierende Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zeigte sich befremdet hinsichtlich des gemeinsamen Fotos. Er sei beim inszenierten Treffen mit den beiden Fußballern einige Tage später „ratlos“ gewesen. Ob es von Seiten der Spieler eine Entschuldigung gab, nannte er „eine Interpretationsfrage“.
- Das Team der deutschen Mannschaft, allen voran Bundestrainer Jogi Löw, versuchten, das Thema rasch für beendet zu erklären. Dieser Versuch misslang. Fans der deutschen Nationalelf werden zwar weiterhin Sportwetten auf paypalsportwetten.net platzieren, stehen aber nicht mehr geschlossen hinter der Mannschaft. Dies offenbarte sich bereits bei den Länderspielen gegen Österreich und Saudi-Arabien, die unmittelbar vor der WM in Russland stattfanden. Dort wurden die beiden Mannschaftsspieler vom eigenen Publikum gnadenlos ausgepfiffen.
- In den sozialen Netzwerken brachten die aufgebrachten Fans ihren Unmut deutlich zum Ausdruck. Ein User bezeichnete das Treffen „nicht gerade als gute Idee“, andere resümierten, Özil und Gündoğan ließen sich „vor die PR-Karre des Diktators“ spannen. Viele Fans wünschten sich daraufhin, Jogi möge die beiden Fußballspieler Zuhause lassen, anstelle sie mit zur WM nach Russland zu nehmen.

Ein gemeinsames PR-Foto der beiden Fußballstars Özil und Gündoğan löste deutschlandweit heftige Kritik aus.
Sie sind nicht allein – weitere Buhmänner in der DFB Historie
Özil und Gündoğan sind nicht die ersten Buhmänner der Fußball-Nation. In der Vergangenheit teilten andere Spieler aus der deutschen Nationalmannschaft dasselbe Schicksal.
- Zu ihnen gehörte der Spieler Stefan „Effe“ Effenberg, der während der WM 1994 für Aufregung sorgte. Nachdem er im dritten Gruppenspiel gegen Südkorea ausgewechselt wird, buhen ihn deutsche Fans aus. Seine Reaktion ist alles andere als heldenhaft: Er quittierte das lautstarke Pfeifen mit ausgetrecktem Mittelfinger – und saß einen Tag später im Flugzeug nach Hause.
- Carsten Jancker traf es vor der WM bei einem Testspiel in Freiburg besonders hart. Fans mobbten den damaligen Bayern-Spieler förmlich während des gesamten Spiels, ehe er darum bettelte, ausgewechselt zu werden. Der Grund, warum viele Fans den Fußballer zum Buhmann erklärten, lag in seiner sportlichen Leistung während der Bundesligasaison 2001 / 2002: Jancker erzielte nur ein Tor für den FC Bayern München.
- Zu den größten Buhmännern der Nation gehört der bekannte Stürmer Mario Gomez. Einige Fans betiteln ihn mit dem „Kosenamen“ „Chancentod“, da er eindeutige Torchancen leichtfertig vergibt. Darunter war das lang erhoffte Tor gegen Österreich während der WM 2008. Hier gelang es Gomez nicht, den Ball aus einer Distanz von einem Meter ins Tor zu befördern. Seitdem hat der Stürmer einen Ruf weg, den er so schnell nicht mehr los wird.
- Ein weiterer Unglücksrabe des aktuellen Teams heißt Timo Werner. Er zog den Unmut der Nation durch selbst verschuldetes Verhalten auf sich. In einer Partie des RB Leipzig gegen Schalke 04 leistete sich Timo Werner eine Schwalbe. Laut den Richtlinien auf Fifa.com ist eine Schwalbe ein unsportliches Betragen. Der Spieler plädiert dabei auf ein Foul, ohne ein solches erlitten zu haben und ernsthaft verletzt zu sein. So war es bei Timo Werner, den die Fans bei den darauffolgenden Spielen auspfiffen. Dieser Skandal war nicht nur von kurzer Dauer. Rund ein Jahr brauchte es, bis die Fans dem Stürmer wieder applaudierten.
Neue Buhmänner abseits des Spielfeldes. Jubel nach Schweden-Spiel sorgt für Unmut
Die aktuellen „Buhmänner“ der Fußball-Nation sind keine geringeren als hochrangige Funktionäre des DFB-Teams. Uli Voigt und Georg Behlau verärgerten das schwedische Trainerteam nach der unglücklichen 2:1 Niederlage der Schweden im zweiten Gruppenspiel in Russland. Sie liefen zur schwedischen Bank und provozierten das Trainer-Team mit „jubelnden, respektlosen“ Gesten. Nachdem Voigt vor der schwedischen Bank in die Hände klatschte und Behlau jubelnde Fäuste ballte, eskalierte die Situation kurz nach dem Schlusspfiff. Ein Video hält die gesamten Ausmaße der unschönen Szene fest: Die schwedischen Funktionäre gingen auf die deutschen Teammitglieder los, schubsten und brüllten. Oliver Bierhoff und andere DFB-Chefs konnten die Streithähne beruhigen und voneinander trennen. Zwar haben sich der Reiseorganisator und der Büroleiter mittlerweile beim schwedischen Team für ihr Verhalten entschuldigt. Einen Tag nach dem Vorfall entschuldigte sich der DFB im Netz bei dem schwedischen Team – und zog Konsequenzen: Die besagten Mitarbeiter dürfen sich in dem kommenden Spiel Deutschland gegen Südkorea nicht im Innenraum des Stadions aufhalten. Ob der Eklat für die beiden Team-Mitglieder damit überstanden ist, bleibt abzuwarten. Die FIFA hat sich in den letzten Tagen dem Fall angenommen und ermittelt. Eins steht jetzt schon fest: Mesut Özil und İlkay Gündoğan bleiben wohl nicht die einzigen Buhmänner der deutschen Mannschaft während und nach dem WM 2018.
