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RWE-Trainer Neitzel
"Muss wieder richtig geil werden, ins Stadion zu gehen"

(8) Kommentare
Foto: Thorsten Tillmann

Im Interview spricht Essens Trainer Karsten Neitzel über seinen Wunsch an die Fans, die Neuzugänge und die Mentalität im Ruhrgebiet

Das Trainingslager ist auch immer ein Ort des Kennenlernens. Das gilt sowohl für die Mannschaft, als auch für die mitgereisten Fans, die dort auch mal intensiver mit den Spielern und den Verantwortlichen ins Gespräch kommen können. So auch in Herzlake. Als einer davon mit Essens Trainer Karsten Neitzel in Verbindung trat, fragte er, welche Ansprache ihm am liebsten wäre. „Mich nennen eigentlich alle ,Kalle’, entgegnete er, ehe das Pläuschen begann.

An der Alselager Mühle nahm sich Neitzel derweil auch Zeit für den RevierSport, um über seinen Wunsch an die Fans, die Neuzugänge und die Mentalität im Ruhrpott zu reden.

Karsten Neitzel, in den Gesprächen mit den Fans merkt man, dass sie beim Anhang offensichtlich gut ankommen. Warum ist das so?
Die Frage kann ich selbst ja nicht beantworten. Für mich ist einfach wichtig, dass man sich nicht verstellt, sondern so ist wie man ist. Mit all seinen Stärken und all seinen Schwächen und dann ist auch gut.

Viele registrieren Ihre Emotionalität.
Man kann laut coachen, man kann ruhiger coachen. Beides kann dem Erfolg zuträglich sein. Auch da sind letztendlich die Ergebnisse entscheidend für die Wahrnehmung. Wenn man am Spielfeldrand steht und da den Hampelmann macht, heißt es: Der geht mit, der frisst Kilometer in seiner Coaching Zone. Wenn man die Spiele aber verliert, heißt es, der Trainer bringt die Spieler mit seiner Quarkerei durcheinander. Wenn man draußen sitzt und sagt nichts, heißt es dann wieder, man ist sehr bedacht und analytisch. Wenn du dann verlierst, sagen Leute, dass man draußen einschläft. Auch da orientiert sich die Wahrnehmung ganz dicht am Ergebnis.

In gut drei Wochen geht es los. Welche Atmosphäre erwarten Sie im ersten Heimspiel?
Was ich mir wünschen würde, ist, dass sich die Atmosphäre von der des Stimmungsboykotts in meinen ersten acht Meisterschaftsspielen unterscheidet und die Fans uns wieder als 12. Mann nach vorne peitschen.

Die Heimbilanz im vergangenen Jahr war durchwachsen. Wie kann die Hafenstraße wieder zur Festung werden?
Indem wir einfach besseren Fußball anbieten, der taktisch, spielerisch und hinsichtlich der individuellen Qualität der Spieler das nächst höhere Level erreicht. Auch da helfen Ergebnisse. Das habe ich schon wieder im ersten Test gegen Fortuna Köln gemerkt. Wir haben in vielerlei Hinsicht ein gutes Spiel gemacht. Aber wenn wir so ein Spiel in der Liga machen, interessiert die Leistung am Ende niemanden, wenn es 0:0 ausgeht. Wenn wir so einen Chancenvorteil haben wie gegen Fortuna Köln, müssen wir das Spiel auch gewinnen. Das muss der nächste Schritt sein, da müssen wir hinkommen.

Inwiefern ist es denn überhaupt ein Vorteil, jedes Heimspiel vor einer großen Kulisse zu spielen?
Das muss immer ein Vorteil sein. Ich habe elfeinhalb Jahre eine zweite Mannschaft in der vierten Liga gecoacht, vor 300 Zuschauern, ich kenne also das andere Extrem. Die eigenen Fans im Rücken zu haben, darf niemals ein Nachteil werden. 

Kann das denn nicht auch lähmen?
Das darf uns nicht lähmen. Auch in negativen Phasen müssen wir versuchen, uns bestmöglich davon freizumachen. Ein wichtiger Faktor für den Erfolg ist auch, wie wir als Verein, also Mannschaft aber auch die Fans, mit negativen Erlebnissen umgehen.

Haben Sie denn sowas wie den Stimmungsboykott schon einmal erlebt?
Für die ersten Minuten eines Spiels habe ich das schon öfter erlebt. Das interessanteste Erlebnis war für mich noch als Zuschauer auf der Tribüne gegen Uerdingen. Da ist die Stimmung innerhalb von Minuten gekippt. Das ist das beste Beispiel, dass Ergebnisse das Wichtigste sind.

Sie haben gesagt, dass Sie für sich selbst nur zwei Tage gebraucht haben, um das Pokalfinale gegen Rot-Weiß Oberhausen zu verarbeiten. War es denn in der Mannschaft noch ein Thema?
Je länger man damit hadert und zurückschaut, desto mehr zieht man sich in den Keller. Klar, war das für alle Beteiligten enttäuschend und dadurch fehlt uns der ein oder andere Euro. Aber ein Thema ist das nicht mehr.

Wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft? Ist sie wirklich stärker als in der vergangenen Saison?
Ja, so ist mein Eindruck aus dem Training und ich hoffe, dass er sich im Wettkampf bestätigt. Jeder im Kader ist in der Lage, ein überdurchschnittliches, gutes oder gar überragendes Regionalligaspiel zu machen. Wir müssen dahin kommen, dass wir diese überdurchschnittlichen Leistungen konstant abrufen. Nicht nur in den Punktspielen, auch in den meisten Trainingseinheiten müssen die Spieler an ihre körperliche Grenze und grundsätzlich immer an die geistige Grenze gehen.

Welcher Neuzugang macht denn den besten Eindruck bisher?
Da möchte ich niemanden herausheben. Fakt ist: Jeder, den wir geholt haben, musste nicht lange überlegen und das ist ein gutes Zeichen. Sie freuen sich auf die Saison und haben keine Angst vor den Aufgaben, die auf uns zukommen werden. Wir wollen endlich wieder mit den Fans in der Kurve feiern. Es muss wieder richtig geil werden, ins Stadion zu gehen. Wegen uns und um wieder dieses Hafenstraßenflair von früher zu genießen.

Sie haben mittlerweile einige Stationen erlebt und konnten sich einen besseren Eindruck von Rot-Weiss Essen verschaffen. Wo ist es denn angenehmer zu arbeiten? In einem kleineren Verein oder einem Traditionsverein wie RWE?
Für mich auf jeden Fall in einem Traditionsverein wie RWE. Aber viel wichtiger ist, dass man zu den Verantwortlichen im Verein Vertrauen haben kann, das ich hier zu 100% spüre. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit die Erfahrung gemacht, dass ein Verantwortlicher mir 45 Minuten vor Anpfiff in der Kabine über den Kopf gestreichelt hat und mir eine Stunde später auf der Tribüne alle Kompetenzen abgesprochen hat. So etwas brauche ich wie einen Pickel an der Nase.

Vom Grunde her sind die Menschen im Ruhrgebiet ja sowieso ehrlicher.
Und positiver! Diese Erfahrung habe ich schon zu meiner Zeit beim VfL Bochum gemacht. Wir gehen mit der Devise in die Saison: Wir wollen Erfolg haben und jeder einzelne muss sich da maximal einbringen, ohne dass natürlich das Menschliche auf der Strecke bleibt.

(8) Kommentare

Regionalliga West

Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
11 SV Lippstadt 08 1 0 1 0 0:0 0 1
12 Fortuna Düsseldorf II 1 0 1 0 0:0 0 1
13 Rot-Weiss Essen 1 0 0 1 1:2 -1 0
14 Bonner SC 1 0 0 1 1:2 -1 0
15 Alemannia Aachen 1 0 0 1 1:2 -1 0
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
11 Borussia Mönchengladbach II 0 0 0 0 0:0 0 0
12 SV Straelen 0 0 0 0 0:0 0 0
13 Rot-Weiss Essen 0 0 0 0 0:0 0 0
14 1. FC Köln II 0 0 0 0 0:0 0 0
15 Alemannia Aachen 0 0 0 0 0:0 0 0
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
13 Viktoria Köln 0 0 0 0 0:0 0 0
14 Bonner SC 0 0 0 0 0:0 0 0
15 Rot-Weiss Essen 1 0 0 1 1:2 -1 0
16 Alemannia Aachen 1 0 0 1 1:2 -1 0
17 TV Herkenrath 1 0 0 1 1:3 -2 0

Rot-Weiss Essen

01 A
SV Rödinghausen
Samstag, 28.07.2018 14:00 Uhr
2:1 (1:0)
01 A
SV Rödinghausen
Samstag, 28.07.2018 14:00 Uhr
2:1 (1:0)

Torjäger

Rot-Weiss Essen

# Name Tore Min./Tore Tore/Sp.
1 1 90 1,0
# Name Tore Min./Tore Tore/Sp.
# Name Tore Min./Tore Tore/Sp.
1 1 90 1,0

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  • hoffi_1969 06.07.2018 18:52 Uhr
    "Indem wir einfach besseren Fußball anbieten, der taktisch, spielerisch und hinsichtlich der individuellen Qualität der Spieler das nächst höhere Level erreicht"

    Sieht da jemand ein, wie teilweise Fußball zum abgewöhnen gespielt wurde.Konnte man sich auch nicht mehr schönsaufen.

    "Jeder im Kader ist in der Lage, ein überdurchschnittliches, gutes oder gar überragendes Regionalligaspiel zu machen."

    20 neue Spieler geholt? Habe ich sehr selten gesehen, war eher unterdurchschnitt.

    " Fakt ist: Jeder, den wir geholt haben, musste nicht lange überlegen"

    Fettes Gehalt ohne Gegenleistung? Vielleicht einfach mal niedriges Grundgehalt und hohe Punktprämien?


    ".....und die Fans uns wieder als 12. Mann nach vorne peitschen"

    Dann aber mal von der ersten Minute an Gasgeben, hatte das Gefühl wir spielen auswärts so wie der Gegner losgelegt hat, nicht erst nach Rückstand. Und mal Tor nachlegen statt auf Verwaltung zu spielen
  • heat 06.07.2018 19:06 Uhr
    wie man sich manche aussagen hinbiegt und sachen reingelesen werden um seinen kommentar drunterzufletschen verdient schon applaus. ich behaupte wahrlich nicht dass so ein vor der saison interview nie zum phrasen dreschen genutzt wird (von jedem trainer) oder das man alles, was er sagt über den grünen klee gelobt werden soll, aber gib ihm und der mannschaft doch erstmal ne chance. draufhauen kann man immer noch später.


    Zuletzt modifiziert von heat am 06.07.2018 - 19:10:51
  • Fortschritt 05 06.07.2018 19:20 Uhr
    RWE wird besser starten, nach den ersten beiden "Stimmungs-Risikospielen" gg. Rödelhausen und WSV, weil sie dann für lange Zeit nur noch Fallobst vor der Brust haben. So kann man sich prima einspielen, um am Ende maximal auf Platz drei zu landen. Zu mehr wird es leider nicht reichen, auch künftig wohl nicht, denn es wird immer mindestens einen Verein geben, der eben besser drauf ist.
  • Red-lumpi 06.07.2018 19:49 Uhr
    Zitatgeschrieben von Fortschritt 05

    RWE wird besser starten, nach den ersten beiden "Stimmungs-Risikospielen" gg. Rödelhausen und WSV, weil sie dann für lange Zeit nur noch Fallobst vor der Brust haben. So kann man sich prima einspielen, um am Ende maximal auf Platz drei zu landen. Zu mehr wird es leider nicht reichen, auch künftig wohl nicht, denn es wird immer mindestens einen Verein geben, der eben besser drauf ist.


    Der besser drauf ist, oder so einen Sugar- Daddy wie ihr im Verein hat. Ich bin kein Stück neidisch auf euch, an eurer Stelle würde ich mir wie eine Prostituierte vorkommen, was da bei euch abläuft...(kotz)...
  • Eigen_RWE 06.07.2018 19:56 Uhr
    Trainer ich wünsche Dir viel Glück und den gewünschten Erfolg.
  • RWEimRheingau 06.07.2018 20:03 Uhr
    Fortschritt05, eigentlich schreibst Du ja immer recht nett und neutral und ich gönne euch von ZSKA Krefeld auch weiteren Erfolg in Liga 3. Zu was es bei uns zukünftig reicht oder auch nicht, kannst Du nicht beurteilen und überhaupt niemand hier! Wir werden es erleben und gehen zuversichtlich in die neue Saison! Übrigens, ich habe gehört auf dem Sportplatz in Krefeld hängen auf der Tribüne neuerdings Defibrillatore und ein Internist soll aufpassen. Pflegt mal euern Investor gut, nicht das ihm was passiert (wünsche ich ihm nicht!), denn dann zerbricht der Aufschwung genauso schnell wir er gekommen ist!
  • Niederrheiner 1907 06.07.2018 20:49 Uhr
    Also ich wünsche der Mannschaft & dem Trainerteam alles gute für die
    Saison, hoffe aber auch das die Saison nicht schon wieder nach 5 Spieltagen gelaufen ist .“ wie die letzen Male „p
    Und was andere über Rot -Weiss sagen & auch denken ist mir egal ..
    Guckt mal lieber nach euren Clubs .
    Ich freu mich auf jedenfall schon auf die neue Saison.... „ wie immer halt „
    Nichts für ungut ....
    Glückauf &
    nur der RWE!
  • Penny2012 07.07.2018 00:08 Uhr
    Ich finde, der neitzel passt so gut zu RWE wie schon lange kein Trainer mehr!
    Genau den hat es gebraucht, der wird nicht mit elf Mann erstmal hinten dicht machen wie der fascher oder der Grieche.... wichtig wird sein, dass man ihm auch mal paar schlechte Ergebnisse durchgehen lässt. Zum Beispiel könnten die ersten beiden Spiele echt in die Hose gehen. Rödinghausen gilt als Geheimtipp, Wuppertal war letztes Jahr dritter und hat sich wohl verstärkt!

    Lasst den Trainer mal machen, dann wird das was! Und zu Fortschritt05: natürlich wird nicht immer jemand vor uns stehen. Aber richtig ist schon, dass letzte Saison mit uerdingen und Viktoria 2 Mannschaften deutlich besser aufgestellt waren. Jetzt ist es noch eine...Hoffen wir also mal, dass es diesmal klappt zumindest oben mitzuspielen. Wäre ja schon mal was!

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