Verständlich, dass die Frage nach dem Warum gestellt wird, denn der Zeitpunkt ist schon sehr überraschend und ungewöhnlich. Gab es interne Probleme, weil der 33-Jährige seit der Niederlage in Homberg nicht mehr spielte? Oder ist die sportliche Situation ausschlaggebend für seinen Schritt? "Es ist ein Paket aus mehreren Gründen", berichtet Kurt. "Wir werden aber mit Sicherheit nicht im Streit auseinander gehen." Eine Einschätzung, die auch der Sportliche Leiter Michael Klauß teilt: "Yasar ist ein sehr verdienter Spieler für uns gewesen. Es gibt keinerlei Probleme."
Da Kurt beruflich extrem eingespannt ist, phasenweise mit den Trainingseinheiten 15 Stunden-Tage absolviert, ist dem ehemaligen Essener Rot-Weissen der Aufwand einfach zu hoch geworden. "Wenn man spielt, kann man so etwas kompensieren. Aber wenn ich nur auf der Bank sitze, ist das schon sehr schwierig", nennt er den Hauptgrund für seinen Entschluss. Dass er sich plötzlich nur noch als Reservist wiederfindet, kann Kurt nur bedingt verstehen.
"Ich weiß nicht, warum ich nach der Pleite in Homberg aus dem Team geflogen bin. Danach hat die Defensive allerdings gut gestanden, also brauchte Stefan dann nicht mehr zu wechseln." Janßen erklärt seine taktische Überlegung: "Nach so einem desolaten Auftritt der Mannschaft war ich einfach gezwungen, etwas zu ändern und den Leuten eine Chance zu geben, die bis dato hinten dran waren." Und das Konzept ging auf, Straelen wurde besiegt. Für Kurt besonders bitter: ""Meine Freundin Yasmin und Tochter Lea müssen darunter leiden, dass ich gar nicht zu Hause bin. Das will ich aber nicht und werde deswegen gehen."
Aber nicht wie eigentlich üblich in der Winterpause. "Als ich mit meinem Vorgaben an Michael herangetreten bin, meinte er nur, dass er mich entweder sofort ziehen lässt, aber nicht erst in zwei Monaten", erzählt Kurt, der noch einen gültigen Vertrag bis zum 30. Juni 2008 besaß. "Stimmt", nickt Klauß. "Im Winter ist es immer schwer, den ein oder anderen Akteur zu bekommen. Deshalb ist es für uns von Vorteil, schon jetzt reagieren zu können." Und der Ex-Profi hat auch schon einen Namen im Hinterkopf. Bislang scheiterte die Verpflichtung von Mladen Kovacic an den finanziellen Vorstellungen (RS berichtete mehrfach). Doch durch Kurts Abgang werden neue Mittel frei.
Davon will Klauß allerdings (noch) nichts wissen: "Wenn Yasar zu viel Aufwand hat, muss man das akzeptieren. Wir brauchen in der momentanen Phase nur Jungs, die sich voll integrieren. Wenn er Abstriche machen muss, ist der Schritt normal. So läuft das Geschäft. Wir müssen nun einen Ersatz finden, der Yasars Qualität hat."
Ungewiss ist auch die Zukunft Kurts. "Ich habe schon lose Gespräche mit anderen Vereinen geführt, entschieden ist aber noch nichts", würde er gerne nach seiner aktiven Laufbahn in den Trainerjob wechseln und bereits jetzt schon die Basis mit einem Club dafür legen. Die Freigabe, ohne eine Ablöse den "Blötter Weg" zu verlassen, bekommt Kurt. "So etwas bekommt aber nur Yasar zugestanden", macht Klauß deutlich: "Jedem anderem, der mit so einer Geschichte zu diesem Zeitpunkt der Saison angekommen wäre, hätte ich sofort gesagt, dass er gehen soll. Doch Yasar haben wir viel zu verdanken, deshalb hat er den Sonderstatus bekommen."

