Schließlich hatten wir zuvor nur Spiele ohne Nervenbelastung", freute sich Fortuna Coach Norbert Meier, der genauso wie sein Gegenüber Wolfgang Frank im Gespräch mit RS seine Erwartungen vor dem Derby preisgibt.
Norbert Meier, Wolfgang Frank, wie schätzen Sie den Gegner ein?
Meier: Wuppertal ist Tabellenerster, das sagt eigentlich alles. Es kommt nicht von ungefähr, dass das Team am Ende des ersten Halbjahres ganz oben steht.
Frank: Düsseldorf hat eine richtig gute Truppe zusammen, die werden bis zum Schluss um den Aufstieg fighten. Ich habe sie im Diebels-Niederrheinpokal gegen Velbert beobachtet, sie sind nicht umsonst ins Finale eingezogen.
Bei der Konkurrenz gab es in der Pause einen Trainer-Wechsel. Wie beurteilen Sie den aus der Ferne?
Meier: Gar nicht. Es ist nicht meine Aufgabe, das zu kommentieren. Das hat noch nicht einmal etwas damit zu tun, dass ich keine Meinung zu dem Thema habe, ich habe mit meiner Mannschaft selbst genug Arbeit.
Frank: Es steht mir gar nicht zu, ein Urteil zu fällen. Das sind Dinge, die die Vereine selber regeln müssen. Aber ich halte Norbert Meier für einen guten Coach, auch wenn wir uns bislang noch nie gegenübergestanden sind.
Wie fällt Ihre Bilanz der Vorbereitung aus?
Meier: Die Spieler haben insgesamt hervorragend mitgezogen, aber jetzt geht es darum, die gezeigten Leistungen der Vorbereitung zu bestätigen.
Frank: Mein erster Eindruck ist richtig gut. Die Qualität ist schon im Training zu sehen, zudem stimmt die Einstellung der Truppe. Sie hat in der Hinrunde einige Erwartungen geschürt. Die Frage ist nun, wie die Jungs mit dem Druck umgehen.
Wie wichtig werden Ihre Neuverpflichtungen sein?
Meier: Wir haben Olivier Caillas und Kenan Sahin geholt, damit sie uns weiter nach vorne bringen, das ist doch ganz klar. Nichtsdestotrotz müssen die Beiden erst unter Beweis stellen, dass sie uns weiterhelfen. Das Vertrauen ist von unserer Seite auf jeden Fall da. Genauso wie in unsere anderen Akteure auch.
Frank: Die Neuen sind bereits gut integriert. Dennis Schulp und Victor Hugo Lorenzón sind erfahrene Akteure und richtig gute Fußballer. Sie bringen eine gewisse Routine mit, die wichtig sein kann, um in Düsseldorf zu bestehen.
Ist die verkürzte Wuppertaler Vorbereitung ein Vorteil für die Fortuna?
Meier: Wieso sollte das gut für uns sein? Natürlich hat der WSV auf diese Partie gegen den FCB hingefiebert, aber das hängt nun einmal mit dem Terminplan zusammen, der für die höherklassigen Teams den Start eher angesetzt hat.
Frank: Die Spannung war aufs Bayern-Match ausgerichtet, in der Woche danach fiel sie schon etwas ab. Es ist aber auf jeden Fall so, dass die Spieler gegen den FCB durch die Bank überzeugt haben. Da haben sie gezeigt, was sie zu leisten im Stande sind.
Kommt Ihnen der Knaller zum Auftakt gelegen?
Meier: Wie müssen doch alle Truppen der Regionalliga bespielen und können uns nicht aussuchen, gegen wen wir wann antreten müssen. Jetzt steht nun mal der Vergleich mit Wuppertal auf dem Plan.
Frank: Das ist eine gute Frage. Sowohl in der zweiten Liga als auch in der Regionalliga gibt es zehn, zwölf Teams, die in etwa das gleiche Niveau haben. Das gilt auch für Düsseldorf und uns. Aber der Auftritt bei der Fortuna ist etwas ganz besonderes, schon aufgrund der Nähe und des Fan-Potenzials. Das ist natürlich etwas anderes, als wenn man nach dem Highlight im DFB-Pokal in Verl antreten muss.
Die beste Defensive trifft auf die zweitbeste Offensive. Wer hat die Nase vorn?
Meier: Das kann ich zu diesem Zeitpunkt sehr schwer beantworten. Es war in der Hinserie unsere Basis, dass wir in der Defensive stabil standen. Ich hoffe, das führt sich nun auch fort.
Frank: Wenn wir kein Tor kassieren, werden wir auf jeden Fall einen Erfolg verbuchen. Denn vorne treffen wir eigentlich immer. Die Truppe hat einen offensiven Geist, wir gehen gerne Risiken ein. Allerdings müssen wir die richtige Mischung hinbekommen, um auch hinten gut zu stehen.
Was macht für Sie den Reiz des Derbys aus?
Meier: Es sind immer besondere Spiele, wenn zwei Truppen, die von der Entfernung her nahe beieinander liegen, aufeinander treffen. Vor allem ist es für die Zuschauer immer eine brisante Begegnung, zudem kennen sich die Kicker sehr gut.
Frank: Die Emotionalität spielt immer eine gewisse Rolle, wenn zwei solche Traditions-Clubs aufeinandertreffen. In der Arena anzutreten ist schon allein aufgrund der Atmosphäre eine tolle Sache.
Bedauern Sie die eingeschränkte Zuschauer-Kapazität?
Meier: Ich gehe davon aus, dass die doppelte Anzahl an Besuchern durchaus möglich gewesen wäre. Je größer das Stadion ist, desto mehr Fans müssen da sein, um eine richtig gute Atmosphäre hinzukriegen. Deshalb hätten wir die LTU-arena gerne voller gehabt.
Frank: Das finde ich wirklich schade. Ich bin mir nämlich sicher, dass sonst mehr Wuppertaler als Düsseldorfer vor Ort gewesen wären.
Wer wird Ihnen im Derby fehlen?
Meier: Für Marco Christ und Bekim Kastrati kommt das Spiel zu früh, ansonsten schlagen wir uns mit ein paar Kleinigkeiten herum. Christian Erwig hat sich im Pokal eine leichte Prellung zugezogen, Oliver Hampel hat ebenfalls kleinere Probleme. Adrian Spier hat bereits signalisiert, dass seine Schwierigkeiten mit der Muskulatur zu schwerwiegend sind. Dafür können Caillas und Sebastian Heidinger auflaufen.
Frank: Mike Rietpietsch und Manuel Bölstler sind bekanntlich gesperrt, ansonsten werden wir verletzungsbedingt nur auf Dirk Heinzmann verzichten müssen.
Warum gewinnt Ihr Team?
Meier: Das sind doch alles Spekulationen. Hoffentlich darf ich mir am Samstag nach den 90 Minuten die Frage stellen lassen: Warum hat Ihr Team gewonnen?
Frank: Es gibt einen guten Grund: Wir wollen unsere Fans belohnen. Dafür werden wir im Mittelfeld eine Lösung finden müssen, um die gesperrten Kicker zu ersetzen. Aber ich bin mir sicher, dass wir das hinbekommen werden.


