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Wattenscheid: Woche der Hiobsbotschaften
„Baustellen an allen Ecken und Enden“

Die Saison ist gelaufen: Kapitän Jascha Keller mit Kreuzbandriss (RS-Foto: pozo).

Christoph Jacob, seit nun genau einer Woche Vorstandsvorsitzender an der Wattenscheider Lohrheide, hat trotz des Osterfestes stressige Tage hinter sich bringen müssen. „Ich habe die Zahlen studiert und mir einen Überblick über die gesamte Misere verschafft“, erklärt der Ex-Profi, der nun endlich mit dem Abbau des riesigen Schuldenbergs beginnen möchte.

„Stand heute stehen 350.000 Euro im Raum. Ich hoffe, es kommt nicht noch mehr dazu“, rechnet Jacob vor. „Ursprünglich war vereinbart, dass der Verein am 23. März mit Verbindlichkeiten in Höhe von 200.000 Euro an mich übergeben wird. Jetzt fehlen mir drei Wochen und 150.000 Euro sind dazu gekommen.“

Der Kunstrasen an der Berliner Straße fällt dabei nicht ins Gewicht. Die 120.000 Euro wurden in einen zehnjährigen Kredit umgeschuldet, die Bürgschaft durch eine Kreditanstalt haben Ex-Präsident Prof. Rüdiger Knaup und Aufsichtsratschef Dr. Wilhelm Beermann verhandelt. Trotzdem stehen die Zeichen weiter auf Untergang. „Hier gibt es an allen Ecken und Enden Baustellen. Wir müssen schauen, ob wir es hinbekommen. In den letzten drei Wochen ist hier praktisch gar nichts passiert.“

Bis auf die Verhandlungen mit Galatasaray Istanbul bezüglich einer möglichen Kooperation, die seit Mitte März laufen. Erst in der vergangenen Woche kündigte man ein Trainingslager und ein Freundschaftsspiel im Juli an, doch wie RS aus zuverlässigen und Galatasaray-nahen Quellen erfuhr, stehen diese Vorhaben stark auf der Kippe. Der Europapokal-Teilnehmer verhandelt aktuell mit dem VfL Bochum über die Nutzung der vereinseigenen Trainingsflächen im Sommer, außerdem ist der avisierte 3. Juli für einen Freundschaftskick von Rot-Gelb gegen Schwarz-Weiß alles andere als fixiert. Da drängt sich der Gedanke auf, dass auch der Abschluss des rettenden Kooperationsvertrages ein Luftschloss bleibt.

Hat man sich zu weit aus dem Fenster gelehnt? „Ich denke nicht. Wir hatten am Freitag ein sehr offenes Gespräch und haben gemeinsame Ziele formuliert“, erklärt Jacob. Aber er räumt ein: „Natürlich sind wir nicht so naiv, dass wir uns auf eine etwaige Kooperation verlassen.“

Zu guter Letzt setzte es für Jacob noch eine weitere Hiobsbotschaft, zur Abwechslung mal aus dem sportlichen Bereich. Kapitän Jascha Keller, bei dem am Dienstag eine Bänderdehnung diagnostiziert wurde, fällt nun doch länger aus. Am Mittwoch stellte sich heraus, dass das vordere Kreuzband beschädigt wurde. Der Innenverteidiger wird damit lange nicht zur Verfügung stehen.

„Damit habe ich nicht gerechnet, das war einfach nur ein riesiger Schock für mich“, erklärte der Defensivspezialist am Mittwoch. Heute wird entschieden, ob Keller sich sogar einer Operation unterziehen muss. „Bei normalem Heilungsverlauf werde ich bis Januar 2010 aussetzen müssen“, rechnet der Polizeikommissar vor, bleibt aber kämpferisch: „Die Mannschaft hat das Zeug dazu, die Klasse zu halten. Ob mit oder ohne mich, das spielt keine Rolle.“ Der Kapitän geht voran, im Umfeld geht der Glaube an den sportlichen und wirtschaftlichen Erhalt der Klasse jedoch mehr und mehr verloren. „Die Stimmung ist schlecht, der Frust riesig“, erkennt auch Jacob, legt aber nach: „Auch dagegen kämpfen wir an.“

Kurz Notiert / Amateurfußballnews

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