Wißel hat aber nicht nur an dem Ergebnis Spaß, sondern auch an der Tatsache, dass die Speldorfer gegen den haushohen Favoriten ebenbürtig waren: „Auch für mich als Fußball-Ästhet war es klasse. Dass wir körperlich gut dastehen wusste ich. Aber dass wir fußballerisch auch mitgehalten und sogar 60 Prozent Ballbesitz haben, ist fantastisch.“
Und das ist anschließend auch standesgemäß begossen worden. „Wir haben ordentlich gefeiert“, gibt Wißel, der sich im Finale im Mai nun seinen Ex-Verein Rot-Weiss Essen wünschen würde, mit belegter Stimme zu. „Ich konnte am Ende nicht mehr selbstständig auf die Uhr schauen. Nein, Scherz bei Seite: Es war alles im Rahmen und ich war um 21 Uhr zu Hause.“
Mit einer Menge Spaß in den Backen. Denn die gelöste Stimmung nach dem Highlight hat besonders Keeper Marcel Grote dazu verleitet, eine Wette mit Kapitän Dennis Huppertz einzugehen. „Marcel wird sich im Falle eines Endspiel-Sieges die Haare abrasieren lassen“, erzählt Wißel, der über die Einseitigkeit des Einsatzes verwundert ist. „Dennis muss gar nichts machen, hat aber auch keine Haare, die er hätte einbringen können. Marcel hat zwar auch nur noch mittelprächtiges bis schütteres Haar, aber die Flusen müssen dann dran glauben.“

VfB-Coach Dirk Wißel brennt auf das Spitzenspiel gegen Solingen.
Und einmal ins Wettfieber gekommen, verspricht der Linienchef seiner Mannschaft auch gleich die nächste Option. „Wenn wir Meister werden und aufsteigen, werde ich mir zusammen mit meinem Co-Trainer Ingo Christ etwas einfallen lassen. Da sind wir sehr kreativ. Wir wollen beispielsweise nach der Serie gegen unsere Spielerfrauen antreten. Vielleicht gehen Ingo und ich dann zu den Mädels und fügen der Truppe ihre erste Niederlage im Sportjahr 2009 zu, denn schließlich sind wir dann Trainer, Schiedsrichter und Spieler in einer Person.“
Moment, erste Niederlage? Bislang stimmt es ja. Doch seine Aussage bedeutet, dass in der Rückrunde keine Pleite dazukommt, oder? „Das hoffe ich doch“, hat Wißel, der seinem Team am Dienstag einen freien Tag einräumte, ergeizige Ziele. Schließlich wartet am Sonntag der nächste Knaller gegen den Spitzenreiter aus Solingen auf ihn. „Es ist alles ohne Wert, wenn wir in der Meisterschaft schwächeln sollten“, mahnt Wißel. „Wenn mir vor der Saison einer erzählt hätte, dass sich Solingen so konstant verkauft, hätte ich es nicht geglaubt. Aber die leisten eine hervorragende Arbeit und ich würde mir deren Effektivität auch für uns wünschen.“
Zeigt der VfB gegen die Union erneut die Kaltschnäuzigkeit wie gegen Kleve, dürfen die Mülheimer nicht nur von Bayern oder Schalke, sondern auch von Westfalia Herne oder dem ETB Schwarz-Weiß Essen träumen. Denn diese beiden Klubs kicken ja bereits in der NRW-Liga.

