Denn selbst die größten Optimisten hätten nicht vorhersagen können, dass der FCR 2001 Duisburg das „Pokal-Double“ schaffen und nebenbei auch noch einige Rekorde aufstellen würde.
Am 15. Mai bestieg der FCR den europäischen Fußballthron und gewann bei der ersten Teilnahme am UEFA-Women‘s Cup auf Anhieb die Trophäe. Mit einem unerwartet deutlichen 6:0-Erfolg gegen den russischen Klub Swesda-2005 Perm legten die Duisburgerinnen im Hinspiel in Kasan den Grundstein zum Triumph. „Sensationell, unglaublich, bravourös“ waren die Worte, mit denen Trainerin Martina Voss versuchte, die Leistung ihrer Mädels zu würdigen.
Für das Rückspiel hatten sich die Verantwortlichen bereits lange im Voraus etwas Besonderes überlegt. Nicht im 3000 Zuschauer fassenden „PCC-Stadion“ in Homberg sollte das Endspiel stattfinden, sondern in der MSV-Arena. Die anfängliche Skepsis, dass die Ränge vielleicht nur zu einem Drittel gefüllt werden würden, blieb völlig unbegründet. 28.112 Menschen pilgerten in die MSV-Arena und feierten mit dem FCR 2001 Duisburg eine Fußball-Party, die für einen neuen Maßstab im Frauenfußball sorgte.
Noch nie zuvor verfolgten so viele Zuschauer ein Vereinsduell. Dass die Partie lediglich 1:1 endete, kann zu einer Randnotiz verfallen. Viel schöner und bedeutender waren die Szenen, die sich nach dem Abpfiff ereigneten. Standing Ovations von Personen, die teilweise vorher noch nie ein Frauenfußballspiel gesehen hatten.
„Frauenfußball steht nicht oft im Fokus“, hatte Voss vor der Begegnung betont. Die ehemalige Nationalspielerin hatte erst Anfang vergangenen Jahres die Verantwortung an der Duisburger Seitenlinie übernommen und krönte ihre noch junge Trainerkarriere gleich mit dem höchsten Titel im Vereinsfußball.
„Wenn man die beste Mannschaft Europas ist, will man auch den DFB-Pokal gewinnen. Berlin kann kommen“, meinte Annemieke Kiesel nach dem Gewinn des UEFA-Pokals und ihr Wunsch ging in Erfüllung.
Am 30. Juni fand das DFB-Pokalfinale der Frauen zum vorerst letzten Mal gemeinsam mit dem Endspiel der Männer im Berliner Olympiastadion statt. Mit Turbine Potsdam und dem FCR 2001 Duisburg sollten sich zwei Teams auf Augenhöhe gegenüber stehen. Aber wieder wuchsen die „Löwinnen“ über sich hinaus und erteilten dem überforderten Gegner eine Lehrstunde.
Das 7:0-Erfolg war der höchste Finalsieg in der Geschichte des DFB-Pokals. „Wir haben gelernt, ein Team zu sein. Wir leben nicht mehr nur von Inka Grings“, stellte Voss heraus und fügte hinzu: „Ich bin sehr stolz darauf, was wir in den letzten Wochen geleistet haben.“
Die Zeiten, in denen der FCR als „ewiger Zweiter“ verpönt wurde, sind damit vorbei. „Wir haben den Fluch besiegt“, meinte Torhüterin Kathrin Längert freudestrahlend.

